Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moonlit Nights

Moonlit Nights

Titel: Moonlit Nights Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Mueller
Vom Netzwerk:
neugierig und
versuchte offenbar aus meiner heruntergeklappten Kinnlade
schlau zu werden. »Gestern hatte ich noch das Gefühl, du wolltest
unbedingt meine Familie kennenlernen«, zog Liam mich auf.
Verdattert über sein Angebot willigte ich ein. Sofort waren meine
ganzen Zweifel wie weggewischt. Liam nahm mich mit nach
Hause. Peinlich konnte ich ihm also schon mal nicht mehr sein.
Welch ein beruhigendes Gefühl.
Mir fiel auf, dass ich gar nicht wusste, wo Liam überhaupt
wohnte. Als Liam vor ein paar Wochen das erste Mal in unserem
Laden stand, erklärte mein Vater mir nur, dass er in ein Haus in
der Nähe der Fields gezogen war. Ich kannte in etwa die Ecke,
weil ich die Fields kannte. Doch in welchem Haus Liam genau
wohnte, wusste ich nicht. Ich ließ meine Finger in seine warme
Hand gleiten und ging neben ihm her. An das Kribbeln, das mich
bei jeder Berührung durchfuhr, hatte ich mich bereits gewöhnt. Es
verursachte mir zwar immer noch Gänsehaut, doch es warf mich
nicht so aus der Bahn wie am Anfang. Mir war klar, für mich
würden Liams Berührungen nie alltäglich werden, doch je öfter er
mich anfasste, desto besser konnte ich damit umgehen.
Es war noch ein gutes Stück zu Fuß, bis wir endlich in die Nähe
der Fields kamen. Aufmerksam schaute ich mich um. Alle
Häuser, die hier standen, gehörten wohl sogenannten
Besserverdienern. Alle Häuser waren groß, mit noblen Vorgärten,
die tipp-topp in Schuss gehalten waren. So hatte ich diese Gegend
gar nicht in Erinnerung. Liam steuerte auf eines der Häuser zu. Im
Hof stand ein schwarzer BMW, neben einem schnittigen Porsche,
einem bulligen Hummer und einem Luxusmercedes, wie ihn
ältere, reiche Herren fuhren. Durch die aggressiv aussehende
Front war es unverkennbar, dass es sich bei dem BMW um Liams
Auto handelte. Ich dachte an unser Haus. Obwohl alle Häuser im
Gegensatz zu unserem riesig wirkten, hatte ich das Gefühl, Liams
Haus sei eines der größten und protzigsten. Wir gingen eine glatt
geschliffene Marmortreppe hinauf bis zur Eingangstür. Trotz des
miserablen Wetters war die helle Steintreppe penibel geputzt.
Liam schloss die Haustür auf und ließ mich eintreten. Vorsichtig
schritt ich über die Schwelle. Ich traute mich kaum, mit meinen
schmutzigen Schuhen auf den weißen Fußboden zu treten, der
ebenfalls aus Marmor bestand. Hoffentlich machte ich ihn nicht
dreckig. Mit einem flauen Gefühl im Magen dachte ich daran, wie
es wäre, wenn ich Fußabdrücke darauf hinterlassen würde. Gott
sei Dank passierte nichts. Ich sah mich um. Die Einrichtung war
genauso nobel, wie es die teuren Fahrzeuge auf dem Hof und das
Äußere des Hauses erwarten ließen. An den Wänden hingen
Gemälde, die vermutlich mehrere Tausender (wenn das überhaupt
reichte) gekostet hatten und auf dem Sideboard, das im Flur stand,
stand eine riesige Vase, die überaus antik aussah. Ich hatte zwar
keine Ahnung von Kunst, doch irgendwie sah alles verdammt
teuer aus. Liam führte mich in die Küche. Obwohl der Hof voller
Autos stand, schien keiner da zu sein. »Möchtest du etwas
trinken?« Ich nickte schüchtern, doch Liam lächelte mich gelassen
an. Dadurch fühlte ich mich auch etwas wohler.
»Dörrfleischsaft?« Entgeistert starrte ich ihn an. »War nur Spaß.«
Liam lachte. »Cola?« Wieder nickte ich. Während Liam die
Gläser füllte, betrachtete ich einen riesigen Kalender an der
Wand. Es war ein merkwürdiger Kalender. Es standen keine
einzigen Feiertage darauf und auch keine Geburtstage. Nicht
einmal der von heute Abend. Dafür waren sämtliche Mondphasen
genauestens dokumentiert. »Ah … heute Abend ist also
Vollmond!«, stellte ich fest. Nicht, dass es mich besonders
interessiert hätte, aber da es nun mal dort stand, konnte ich es ja
mitteilen. KLIRR! Erschrocken fuhr ich herum, um zu sehen, was
dieses Geräusch verursacht hatte. Liam hatte sich schon gebückt
und war eines der Gläser am Aufsammeln, welches in etliche
Glassplitter zersprungen war. Was war los? In der Welt, die ich
kannte, gab es keinen schusseligen Liam. »Was hast du gesagt?«,
fragte er mich teilnahmslos, während er die Scherben
einsammelte. »Heute Abend ist Vollmond«, wiederholte ich
ruhig. So nervös kannte ich Liam gar nicht. Ich blickte auf seine
zittrigen Hände. Vielleicht war der gute Liam doch nicht so
abgebrüht, wie er immer tat. Vielleicht war ich diesmal an der
Reihe, ihn mit meiner Gegenwart ein bisschen wuselig zu

Weitere Kostenlose Bücher