Moonlit Nights
eindeutig etwas, über das mein
Vater Stillschweigen bewahren wollte. Wir waren noch nicht an
der Haustür angekommen, da drehte ich mich noch einmal um,
um Liam zum Abschied zu winken, doch er war schon
verschwunden.
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Unerwartete Leidenschaft
Heute Morgen fiel es mir besonders schwer, aufzustehen. Ich
hatte zwar gedacht, ich hätte mich mittlerweile daran gewöhnt,
doch das war wohl ein Irrtum. Schlaftrunken schälte ich mich aus
dem Bett. Das Einzige, was mich aufheitern konnte, war der
Gedanke an Liam.
Er wartete wie immer an unserer Laterne. Im Gegensatz zu mir
sah er frisch und erholt aus. Ich dagegen hatte tiefe Augenringe
und war noch blasser als sonst. Kaum vorstellbar, dass das
tatsächlich möglich war, aber offensichtlich ging es … Ich war es
einfach nicht gewohnt, so spät ins Bett zu gehen. Sicher,
sooo
spät
war es nicht gewesen, doch nur weil ich um kurz nach elf im
Bett lag, hieß das noch lange nicht, dass ich auch schon um kurz
nach elf geschlafen habe. Ich war viel zu aufgewühlt gewesen, um
direkt ins Land der Träume gleiten zu können. Ich dachte lange
über Liam, den Abend und unsere Kussversuche nach, bevor mich
endlich der Schlaf übermannt hatte. Gemeinsam gingen wir zu
Schule. Als frischgebackenes Paar – Hand in Hand – versteht
sich. Die Schule verlief glücklicherweise ohne irgendwelche
peinlichen Zwischenfälle. Meine Gefühle hatte ich soweit im
Griff, aber auch nur, weil mir Liam nicht so extrem nahe kam. Er
schien darauf zu achten, mich nicht in Versuchung zu führen, was
ihm natürlich nicht sehr gut gelang. Liam war die Versuchung
persönlich! Egal, was er tat. Ein Wunder, dass er nicht Mr
Versuchung hieß. Etwas Seltsames passierte trotzdem. Als ich die
Klasse betrat, begrüßte Kyle mich freundlich. Kyle begrüßte
mich? Und auch noch freundlich? Wo war ich?! Aber das war
noch nicht alles. Amilia lächelte mich ebenfalls an – und diesmal
war es kein Auslachen, sondern einfach ein freundliches Lächeln,
auch wenn es ihr schwer zu fallen schien – und sie zwitscherte
mir ein »Guten Morgen Emma« entgegen. Okay, irgendetwas war
hier total verkehrt. Woran es lag, konnte ich aber nicht sagen.
Vermutlich wollten die beiden sich bei Liam einschmeicheln,
indem sie nett zu mir waren. Jeder wollte Liams Freund sein, also
mit Sicherheit auch sie. Und jetzt, wo ich Liams Freundin war,
konnten sie mich nicht mehr so abfällig behandeln, wie sie es
vorher getan hatten. Das musste der Grund sein …
Die Schule war aus, und ich ging zusammen mit Liam nach
Hause. Ohne an der Laterne haltzumachen, schlug ich den Weg zu
unserem Haus ein, doch Liam war plötzlich nicht mehr neben mir.
Verdutzt drehte ich mich um und sah ihn, wie er an der Laterne
stehen geblieben war. Heute war doch Donnerstag, oder nicht?
Liam musste heute bei uns aushelfen. Fragend schaute ich ihn an.
»Ich komme heute nicht arbeiten«, rief er mir entgegen. Ich eilte
zu ihm. Ein Gefühl der Leere breitete sich in meinem Magen aus
und trübte meine gute Laune. »Warum?«, war das einzig sinnvolle
Wort – außer den ganzen Vorwürfen, die ich ihm sofort an den
Kopf werfen wollte – das mir einfiel. »Ich … ähm…« Liam fasste
sich in den Nacken. Das tat er immer, wenn er sich unwohl fühlte
oder nervös wurde. Da er nicht nervös wirkte, musste es wohl das
Erstere sein. »Ich muss heute Abend auf einen Geburtstag.«
Immer noch schaute ich ihn an. »Ein Familiengeburtstag.
Furchtbar langweilig …«, fuhr er fort, als er mein entgeistertes
Gesicht sah. »Oh …« Meinen Unmut konnte ich nicht
unterdrücken. Nicht nur, dass er keine Zeit für mich hatte. Er
wollte auf einen Geburtstag – ohne mich. Zwar auf einen
Familiengeburtstag – aber immer noch ohne mich. Das hieß also,
ich zählte für ihn nicht zur Familie. »Oh …«, sagte ich wieder.
Mehr konnte ich dazu nicht sagen. War das normal, dass einen
sein Liebster nicht mitnahm? Gut, wir waren erst einen Tag
zusammen. Gehörte das dann zu den Dingen, die erst später
kamen? Oder schämte Liam sich für mich? Seine Familie würde
bestimmt enttäuscht sein, wenn sie sähen, was für eine Freundin
sich ihr gottgleicher Liam ausgesucht hatte. Wie ein begossener
Pudel stand ich da und wartete. Ich wusste nicht worauf, doch
früher oder später würde Liam noch etwas sagen müssen. »Wenn
du möchtest, kannst du solange mit zu mir kommen, bis wir
fahren.« Ich schluckte laut. Liam musterte mich
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