Moonlit Nights
wusste nicht,
wie ich mich von Liam verabschieden sollte, deshalb versuchte
ich auf diese Weise Zeit zu schinden. Liam drückte für mich auf
den roten Drop-down-Button und schon sprang der Gurt auf. Na
bravo! Jetzt blieb mir keine Zeit mehr, einen geeigneten Plan zu
schmieden. Als ich aufsah, fiel mir auf, dass ich das gar nicht
mehr brauchte. Liam schaute mich mit seinen dunklen Augen an.
Er hatte das Pläneschmieden offensichtlich abgeschlossen.
Behutsam umfasste seine warme Hand meine linke Halsseite und
sein Daumen streichelte sanft über meine Wange. Langsam
beugte er sich zu mir herüber, dabei schaute er mir immer noch
tief in die Augen, bevor er mich ganz sanft auf meine halb
geöffneten Lippen küsste. Meine Lippen waren nicht halb
geöffnet, weil ich eine spezielle Art des Kusses erwartete. Das
war einfach mein ganz normaler Geistesgestörtblick, den ich, seit
ich Liam kannte, zu meinem Erschrecken immer öfter auflegte.
Kein Grund zur Aufregung also. Ich bemerkte, wie seine linke
Hand den Schaltknauf umkrallte, sodass seine Knöchel unter der
Haut weiß hervortraten. Das lenkte mich ein wenig ab, doch
nachdem Liams Gesicht sich langsam wieder von meinem
entfernte, wurden meine Reaktionen wieder schneller. Nicht
aufhören! Mein Gesicht folgte seinem und diesmal war ich es, die
ihre Lippen auf den warmen Mund von Liam drückte. Vorsichtig,
weil ich mir nicht sicher war, was ich da überhaupt tat, berührte
ich Liams weiche Lippen zaghaft mit meiner Zungenspitze.
Ruckartig ließ er den Kopf zurückschnellen. Es ging so blitzartig,
dass ich meine Zunge noch nicht wieder im Mund hatte, sondern
wie eine Schlange in der Gegend herumzüngelte, als würde ich
Luft schmecken wollen. Peinlich! Liam lächelte mich
entschuldigend an, während ich mich verlegen in den Sitz
zurückfallen ließ. Er deutete auf die Haustür, aus der mein Vater
gestürmt kam. Mit großen Schritten kam er auf den Wagen
zugerannt. Ich seufzte und griff nach der Beifahrertür. Das erste
Mal, dass Liam mich gewähren ließ, doch da riss mein Vater die
Tür auch schon auf. »Wo kommen Sie denn jetzt her, Fräulein?«,
donnerte er los. Ich war so perplex, dass ich nicht antworten
konnte. »Es war meine Schuld, Mr Forsyth«, versicherte ihm
Liam. Seine Stimme klang reumütig und war unwiderstehlich wie
immer. »Wir haben nicht auf die Zeit geachtet«, fügte er noch
hinzu. Plötzlich entspannte sich das Gesicht meines Vaters, das
erst noch rot vor Zorn war und nun wieder weich wurde. »Das ist
doch nicht deine Schuld, Liam. Emma sollte lernen, besser
aufzupassen.« Mein Vater warf mir einen vorwurfsvollen Blick
zu. Ich nickte beschämt, war aber erstaunt, wie schnell Liam
meinen Vater beruhigt hatte. Gut, mein Vater war noch nie
besonders temperamentvoll gewesen, aber so schnell hatte er sich
zu keiner Zeit eingekriegt. Wäre mir das jetzt nicht so gelegen
gekommen, wäre das wirklich ärgerlich gewesen. Mussten alle
Leute so oberflächlich sein? Hübsche Menschen wie Liam hatten
es sooo leicht. Nicht nur, dass jeder Lehrer um Liam
herumscharwenzelte wie ein Hündchen – nein – jetzt gehörte
mein Vater auch noch dazu. »Gut … ähm … Emma, du kommst
dann jetzt ins Haus.« Mein Vater ging betont langsam vor. Er
hatte nicht die Absicht, uns noch einen Augenblick alleine zu
gönnen. Langsam krabbelte ich aus dem Sitz, bis Liam mich
kurzerhand zurückzog. Schnell gab er mir einen Kuss auf die Stirn
und ließ mich wieder los. Sein Kuss war wie immer. Federleicht
und kaum spürbar. Fast so, als bildete ich mir das nur ein. Leider
ging es zu schnell, als dass mein Vater es mitkriegen konnte.
»Schlaf ’ gut«, flüsterte er mir hinterher und seine Mundwinkel
umspielte ein Lächeln, als mein Dad erneut meinen Namen rief,
damit ich mich beeilte. »Du auch«, sagte ich und schloss die Tür.
Wütend, dass mein Vater uns gestört hatte, stapfte ich hinter ihm
her. »Noch nicht mal in Ruhe knutschen kann man hier«, fluchte
ich so laut vor mich hin, dass es wahrscheinlich noch alle
Nachbarn im Umkreis von fünf Kilometern mitbekamen. Der
Kopf meines Vaters wurde puterrot. Selbstverständlich hatte er
mich auch gehört. Eigentlich hätte ich so etwas nie gesagt – viel
zu peinlich – doch ich war gerade so sauer auf meinen Dad, dass
ich nach etwas Gemeinem suchte, womit ich ihn ärgern konnte.
Ich wusste, dass ihm dieses Thema mehr als unangenehm war.
Emma und ihre Sexualität war
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