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Moonshadow - Das Schwert des grauen Lichts

Titel: Moonshadow - Das Schwert des grauen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Higgins
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rumschwammen, dieses Mal in ei nem Fin ger aus Licht, der von ei ner Fackel oben auf der Burgmauer erzeugt wurde.
    Direkt in einer Linie mit der Burgmauer, aber weiter
von Moon entfernt, schnappte der große Fisch jetzt nach Insekten, von denen es in dieser Gegend wimmelte.
    Moon verbannte endlich den Tod losen aus sei nen Gedanken und blickte zwischen den Karpfen und die Brüstungsmauer. Der Gefleckte kam immer wieder an die Wasseroberfläche und sein runder, glänzender Kopf war der Burgmauer zugewandt. Dieser dumme Fisch, dachte er bitter, hatte einen besseren Blick auf die Mauer als er selber. Ihm kam eine Idee. Wenn er das Auge des Tiers benutzte, seine Kunst des Alten Landes, könnte er durch das Auge des Karp fens sehen. Feststellen, ob die Brüstungsmauer leer war oder nicht. Erkennen, ober er sich weiter vorwagen konnte oder warten sollte. Eine gute Lösung, aber natürlich gab es einen Haken.
    Um eine Grundübereinstimmung in der Sicht zu erreichen, musste er seine Augen schließen. Das war machbar, solange er noch ba lancierte, aber wenn er erst versuchte, mit geschlossenen Augen voranzukommen, würde er unmöglich die Balance halten können. Es war schon mit geöffneten Augen schwierig genug, auf dem Wasser zu balancieren! Wenn er diese Kontrolle verlor und nach vorne schlug, konnte die Brüstungsmauer leer sein oder nicht, er wäre jedenfalls im Nu tot oder müsste um sein Leben schwimmen, die Mission aufgeben und flie hen. Nach seinem fehlgeschlagenen Versuch würden die Sicherheitsvorkehrungen auf der Burg noch einmal erheblich verschärft.
    Diese Chance würde er nicht noch einmal bekommen,
und nicht nur der OGL verließ sich auf ihn, sondern durch ihn auch der Shogun selbst. Wie wichtig seine Pflicht gegenüber dem Shogun auch sein mochte, größere Scham würde er im Falle seines Scheiterns denen gegenüber empfinden, die ihn ausgebildet hatten. Er hatte also kei ne Wahl: Er musste das größere Risiko eingehen. Eines, das darauf basierte, dass er etwas Neues ausprobierte. Er hatte es auf der Straße nach Fushimi auszuprobieren versucht, aber diese Chance war in riskanter Weise unterbrochen worden. Jetzt musste er alles geben, damit es funktionierte.
    Nach der ersten Ebene des gemeinsamen Sehens, dem Tierblick, gab es noch zwei höhere Ebenen: den Doppelblick, mit den Augen des Tiers zu se hen, doch gleichzeitig seine eigene Sehkraft zu nutzen, und die dritte und letzte Ebene, die Blickkontrolle, bei der man das Tier dazu brachte zu gehorchen, es sich als Waffe nutzbar machte.
    Moon nickte einmal. So weit würde er heute Nacht nicht gehen müssen. Doch er würde auf der zweiten Ebene operieren müssen: Doppelblick. Er musste durch diesen Karpfen sehen, und zwar jetzt sofort. Aber er benötigte auch den Blick durch seine eigenen Augen. Bereit oder nicht, er würde jetzt den Sprung wagen müssen. Er hatte es vorher schon geschafft, unter der Anleitung von Eagle, aber nur in kurzen, unsicheren Schüben. Jetzt musste er es hier schaffen, hier draußen in der wirklichen Welt, wo alles auf dem Spiel stand. Und der Blick musste lange genug anhalten.

    Der gefleckte Karpfen durchbrach die Wasseroberfläche und blickte wieder zur Brüstungsmauer. Moon schloss die Augen und begann, sich auf ihn zu kon zent rie ren. Sei ne Hände zitterten. Schnel le, verschwommene Bruchstücke des Fischblicks erschienen, verzerrte Bilder, als würden sie durch zwei dünne, unruhige Wasserschichten gesehen. Die erste Schicht war real, das Wasser des Grabens. Der zweite zitternde Schleier war ein typisches Symptom dieser Verbindung zwischen Mensch und Tier, und Moon war daran gewöhnt, ihn zu sehen. Er atmete ein, bereit, die Augen zu öffnen, während er sich jetzt innerlich ganz auf den Blick des Tieres konzentrierte. Sein Herzschlag war wie ein Trommeln in seiner Brust. Er öffnete ein Auge und die Tiersicht war verschwunden. Leise fluchte Moon, schloss seine Augen und versuchte es erneut. Die Sicht wollte sich nicht einstellen. Eagles Worte hallten in seinen ängstlichen Gedanken wider. Um das Unmögliche möglich werden zu lassen, musst du erst auf hören, dir über das Ergebnis Gedanken zu machen. Er erkannte, dass seine Angst zu scheitern seine Fähigkeiten blockierte. Moonshadow öffnete beide Augen, befreite seine Gedanken und rezitierte noch einmal das Furube.
    »Egal«, klang plötzlich die Stimme eines Wächters von oben. »Ich wet te drei Kup fermün zen, dass der Todlose diesen Jiro am Ende für uns

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