Moonshadow - Das Schwert des grauen Lichts
stoßen und den Jungen zu treffen, wenn seine Mission beendet ist. Im Lichte deiner - unserer - neuen Sorgen werde ich einen Reiter zu unserem Stützpunkt am Tokaido nahe Fushimi entsenden. Er wird kodierte Befehle an Groundspider übermitteln, die Zahl der Männer, die Moon nach Hause bringen sollen, zu verdoppeln.«
Heron nahm seine Hand und küsste sie. In ihren Augen schimmerten unterdrückte Tränen.
»Schließlich«, zuckte Eagle mit den Schultern,
»könnte es sein, dass wir meh rere Agenten be nötigen, um diese zusätzliche Beute zu tragen.« Sein Gesicht verdüsterte sich plötzlich und er schüttelte den Kopf. »Lass uns nur hof fen, dass es nicht so etwas ist wie der Lieblingstiger des Kriegsherrn.«
ZEHN
DAS AUGE DES TIERS
Moonshadow schwebte auf dem Graben und beobachtete mit Schrecken, wie immer mehr Riesenkarpfen an die Oberfläche und auf ihn zukamen. Der größte, ein enormes schwarz-weiß ge flecktes Weibchen, schnüffelte an seinen Schwimmern und versuchte augenscheinlich herauszufinden, ob sie als Beute in Frage kämen.
»Nein«, flüs terte Moon verzweifelt. »Diese Spinnen kannst du nicht fressen.«
Sein Herz raste, aber er wagte nicht, sich zu be wegen. Von der Wand über ihm drangen die Worte eines Wachtpostens herunter. Sie waren überraschend klar. Der Mann klagte darüber, wie dringend er jemanden namens Jiro umbringen wolle.
»He!« Eine Wache mit viel tie ferer Stimme unterbrach seinen Kumpan. »Hinten anstellen«, sagte er schroff. »Mein Schwert hat sei nen Hals zuerst gesehen!«
Dann sprach ein dritter Mann und ließ einen Namen fallen, der Moons Herz noch mehr zum Rasen brachte.
»Ach, dieser Jiro ist doch gar nichts. Vergesst diese Messerwerfertricks. Gangsterunsinn.« Die Stimme
dieses Mannes veränderte sich ganz plötzlich. »Es ist dieser Dritte, von dem ich Gänsehaut kriege. Der Todlose … hm! Sie sollten ihn den Blutlosen nennen. Wenigstens ist er auf unserer Seite!«
»Wisst ihr, was eine der Mägde mir gesagt hat?« Der erste meldete sich wieder zu Wort. »Sie hat gesehen, wie der Tod lose die Kapuze gelüftet hat, damit er essen konnte. Sie sagte, er hat den Kopf ei ner großen Eule!«
Es folgte aufgeregtes, ehrfürchtiges Gemurmel der beiden anderen, dann sagte der Wach mann mit der tiefen Stimme schnell: »Genug! Wir sollten nicht über ihn sprechen. Er könnte hier irgendwo sein … und lauschen!«
Die drei ver stummten. Unter ihnen auf dem Graben rasten Moons Gedanken so schnell dahin wie sein Herz schlug. Der Todlose? Und er konnte hier überall sein? Es klang, als hätte Silberwolf ihn losgelassen wie einen umherstreichenden Wachhund, der auf dem Burggelände auf und ab lief. Er warf einen nervösen Blick zur Böschung des Grabens. Nichts. Aber solch ein Gegner würde sich natürlich auch nicht zeigen, bevor er zuschlug.
Er blickte hoch. Immer noch umkreisten die Karpfen unaufhörlich seine Wasserspinnen. Moon schluckte schwer und hoffte, sie würden irgendwann das Interesse verlieren und fortschwimmen. Aber er hatte noch ganz andere Sorgen als diese dämlichen Fische. Konnte das stim men? Arbeitete tatsächlich der Todlose selbst für Silberwolf?
Das waren ganz schlechte Nachrichten! Jeder
Shinobi in Japan hatte von dem angeblich untötbaren Mörder gehört. Es wurde überall verbreitet, dass der Todlose keine reine Sagengestalt war. Dass er diesen Titel wahrhaftig verdiente. Dass er diese schwierigste und älteste Wissenschaft des Alten Landes beherrschte: Er konnte durch ein Schwert nicht verwundet werden. Heron selbst hatte Moon vor einem Jahr erzählt, dass es diese inzwischen vergessene Kunst tatsächlich gab, die niemand im Orden vom Grauen Licht beherrschte.
Ein fetter Karpfen schwamm nur eine Handbreit an seinem linken Schwimmer vorbei. Moon hielt den Atem an. Der Karpfen drehte ab, dann tauchte er, ohne an das Holz zu sto ßen. Der Titel hallte in seinem Kopf wider. Der Todlose. Was wusste er noch über ihn?
In der Gemeinde der Spione wurde behauptet, dass nur noch ein anderer Mann dieselben unheimlichen Mächte hatte: Koga Danjo selbst, Ninja-Meister und Lehrer des Tod losen. Aber vor ei nigen Monaten hatte sich das Ge rücht verbreitet, dass der Tod lose seinen legendären Meister umgebracht hatte. Wenn das wahr war, wusste nun der Tod lose allein um dessen Geheimnisse.
Der letzte Karpfen umrundete ihn noch einmal und schwamm dann davon. Moonshadow seufzte erleichtert, als sie zu einer Sandbank hinüberglitten und dort im Kreis he
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