Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Moonshadow - Das Schwert des grauen Lichts

Titel: Moonshadow - Das Schwert des grauen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Higgins
Vom Netzwerk:
Schmerz vor. Sei ne rechte Faust steckte er unter seine linke Achsel und drückte stetig die Schulter aus ihrem Ge lenk. Es gab ein lautes, unschönes Knacken. Moon biss sich fast auf die Zunge und unterdrückte ein schmerzhaftes Stöhnen.

    Seine Augen füllten sich mit Tränen, die Zähne biss er fest aufeinander. Dann milderte sich der schreck liche Schmerz zu ei nem dump fen, stetigen Pochen. Er winkelte seine rechte Schulter an, zog sein Kinn eng an den Körper und zwängte sich mit dem Kopf voran in das Rohr. Moon schob sich auf seinem Bauch durch eine dün ne Schicht Wasser voran, sein ausgekugelter Arm hing herunter und schabte an dem steinernen Inneren des Rohrs entlang. Es gab einen dumpfen Laut, dann ein Ge räusch, als ob sich irgendwo über ihm ein großes Tor schlösse. Er erstarrte, blickte auf und lauschte nervös.
    Wenn er hier drinnen entdeckt würde, wäre er schutzlos. Groundspider hatte ihm von einem Shinobi erzählt, der einmal in einem ähnlichen Rohr gefangen worden war. Die Feinde des Mannes hatten Öl in den engen Tunnel gegossen und ihn dann angezündet. Der verzweifelte Spion war gerade so mit seinem Leben davongekommen, indem er - in Flammen stehend - in den Graben getaucht war und furchtbare Verbrennungen erlitten hatte.
    Von oben drangen keine Geräusche mehr an sein Ohr. Er bewegte sich weiter, ängstlich lauschend.
    Als er in dem dunklen, beengten Tunnel etwa sechzig Schritte weit gekommen war, roch er weiter vorne nasses Fell. Ein Tier. Vielleicht eine Ratte? Wenn Badgers Karte der Burganlage korrekt war und Moons Schätzung darüber zutraf, wie weit er in zwischen gekommen war, dann befand er sich jetzt unterhalb des gro ßen Burghofes, in der Nähe des Burgfrieds. Die äußeren Herrenhäuser, Wachquartiere
und Landschaftsgärten lagen alle schon hinter ihm. Vor ihm zeichnete sich der Hauptturm des Burgkomplexes ab. Um dessen Fundament herum lagen Wohngebäude, Ställe und Küchen und darüber die Herrschafts- und Audienzräume. Und das Wichtigste war, dass ganz oben im Burgfried die Schatzkammer untergebracht war.
    Das Rohr erhellte sich, je weiter er vordrang, und plötzlich konnte er die Sil houette einer Kreatur vor sich erkennen. Ihre spitzen Ohren rieben an der Decke des Rohrs. Moon glitt weiter, sei ne Augen auf das Tier gerichtet, bis er wusste, was es war. Es handelte sich um eine schlanke Katze der Rasse, die als Kimono-Katze bekannt war. Sie kaute zufrieden auf dem Rest einer Ratte. Genau hinter ihr verbreiterte sich das Rohr und es wurde noch heller. Moon erreichte das fressende Tier. Es blickte ihn neugierig an, dann drehte es sich um und trippelte weiter, die Ratte im Maul. Moon runzelte die Stirn. Diese Katze war sonderbar. Das schwarz-weiße Muster auf ihrem Rücken äh nelte ei ner Frau, die ei nen Ki mo no trug, die traditionelle japanische Kleidung, daher der Name Kimonokatze. Katzen, die mit dieser Markierung geboren wurden, galten als heilig und durften im Bereich von Tempeln leben, deshalb wurden sie auch Tempelkatzen genannt. Aber diese glich keiner, die er je gesehen hatte: Sie hatte ei nen langen Schwanz. Der Schwanz der Tempelkatze war normalerweise kurz, breit und fast dreieckig.
    »Du bis anders. Ein Einzelgänger wie ich, stimmt’s?«, flüsterte Moon der Katze zu.

    Sie blieb ste hen und drehte sich zu ihm um, dann ließ sie ein leises Miauen hören, als ob sie ihm zustimmte. Er zuckte zusammen. Dieser Laut könnte Aufmerksamkeit erregen. Die Katze hastete voran, bis sie unter einem eisernen Tor stehenblieb. Moon lauschte aufmerksam und prüfte die feuchte Luft, bis er zu dem Tier aufschloss. Der Geruch nach alter Sojasauce, verschüttetem Sake und angebranntem Reis verriet ihm, dass sie die Küche am Fuße des Burgfrieds erreicht hatten, und dank seiner scharfen Ohren wusste er, dass sich im Mo ment niemand hier aufhielt.
    Laternen- oder Kerzenlicht drang durch das eiserne Tor und Moon zog sich da runter hin durch. Die Eisenstäbe standen gerade weit genug auseinander, dass er sich ohne ausgekugelte Schulter durchzwängen konnte. Moonshadow hatte jetzt gerade genug Platz, um sich hin zuknien und über sei nen Körper nach seinem baumelnden Arm zu greifen. Noch einmal stellte er sich innerlich auf Schmerzen ein. Die Katze neigte ihren Kopf und beobachtete aufmerksam jede seiner Bewegungen.
    Mit einem stumpfen Schnappen renkte er seine Schulter wieder ein. Die Katze schreckte bei dem Geräusch zurück, ließ die Ratte fallen und sprang nach oben durch

Weitere Kostenlose Bücher