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Moonshadow - Das Schwert des grauen Lichts

Titel: Moonshadow - Das Schwert des grauen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Higgins
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tötet!«
    Lautes Gelächter folgte.
    »Hier!«, entgegnete ein Mann mit einer hohen, quietschenden Stimme. Moon hörte Münzen klimpern und noch mehr Gelächter.

    »Ich habe keine Angst zu scheitern, weil ich nicht scheitern werde«, flüsterte Moon. Beharrlich wiederholte er das Sutra und endlich erlangte er seine Ruhe wieder.
    Jetzt war er bereit. Er schloss die Augen und verband seinen Geist wieder mit dem des Karp fens. Er ließ sich Zeit und beobachtete, wie sich die wässrigen Bilder der Tiersicht veränderten und verzerrten. Dann öffnete er, erfüllt von einem neuen Gefühl der Zuversicht, wieder die Augen.
    Er sah die Burgwand und das Abflussrohr vor sich mit seinen eigenen Augen. Darüberliegend sah er gleichzeitig einen höher gelegenen Wandabschnitt. Diese Bilder veränderten und verzerrten sich fortwährend, waren aber so klar, dass er Details aufnehmen konnte.
    Moon konnte jetzt in die Öffnung der Brüstungsmauer sehen. Zwei Wächter, einer von ihnen mit einem Speer über der Schulter, drehten sich gerade um und gingen davon. Eine Welle von Müdigkeit übermannte ihn. Eag le hatte ihn davor gewarnt: Die höheren Ebenen der Gabe verlangten einem viel ab. Sie forderten von demjenigen, der sie anwandte, einen Teil seiner Lebenskraft und sollten deshalb nur sparsam angewandt werden. Er blinzelte und sah wieder, wie sich die Brüstungsmauer im gekräuselten Wasser verzerrte. Die Nische war immer noch leer. Moon knirschte mit den Zähnen und schritt vorwärts, um den hellen Abschnitt zu überqueren.

    Auf der Stadtseite des Grabens, hoch oben auf dem dunklen Dach des höchs ten Tempels, hielt der Todlose ein europäisches Spionage-Fernrohr an sein Auge. Er zog sanft am breiten Ende des Zylinders, bis das runde, verschwommene Bild scharf wurde.
    Der Todlose grinste hämisch, als er Moonshadow den gut erleuchteten Teil des Grabens überqueren sah. Er schwenkte das Fernrohr erst nach oben, dann nach links, dann nach rechts. Der nächstgelegene Abschnitt der Brüstungsmauer war leer, die Wachen waren ahnungslos, dass ein Eindringling in ihrer Nähe war. Er senkte das Fernrohr und nickte.
    »Wie hast du die Zeit so gut be messen? Du musst talentiert sein, Kümmerling«, murmelte der Todlose. »Aber begabt oder nicht, in die ser Welt bist du immer noch die Taube, und ich bin der Falke.« Er hielt das Glas wieder an sein Auge. Der unbekannte Feind hatte jetzt den schattigen Fuß der Mauer direkt unterhalb des Abwasserkanals erreicht.
    Wie Moonshadow hatte man den Todlosen gelehrt, in einer Dunkelheit zu sehen, in der gewöhnliche Menschen blind wa ren. Sein Blick durchdrang den Dunst. Er beobachtete, wie der schlanke Eindringling wie ein Frosch an der Wand hing, ein Paar Wasserspinnen abschnallte und langsam ihre Bestandteile in seinen Hosenbeinen verstaute. Die Gestalt durchwühlte nun die verborgenen Taschen nach etwas
anderem, an die Wand gepresst und den Kopf in alle Richtungen drehend.
    »Wonach suchst du denn?«, flüsterte der Todlose. »Seil und Steigeisen?« Einen Moment später war der schmale dunkle Umriss wieder in Bewegung, kletterte gleichmäßig auf das Abflussrohr zu. Der Mörder nickte wieder. Die Art, wie dieser feindliche Agent sich flach ausbreitete und sich geschickt mit Hand und Fuß absicherte, ließ den geübten Umgang mit Kletterklauen erkennen.
    »Ja, ein echtes Talent.« Der Todlose lachte leise. »Aber das wird nicht reichen. Ich werde warten, geduldig, besonnen und bereit, in deinem schwächsten Moment zuzuschlagen. Und wenn ich erst entdecke, wo deine Schwächen liegen …«
    Er schob das Fernglas mit einem leisen Klicken zusammen.

ELF
    UNER WARTETER FREUND
    Moon hing mit einer Hand an der steinernen Öffnung des Abwasserkanals und packte mit der anderen seine zweite Kletterklaue. Nachdem er die Sichtverschmelzung unterbrochen hatte, hatte er sich wie gewöhnlich verwirrt gefühlt. Dieses Mal schien die mentale Verwirrtheit aber länger anzuhalten. Ein dünnes Wasserrinnsal floss neben ihm aus dem Kanal. Es roch nicht zu schlecht, also lehnte Moonshadow sich vor und hielt seinen Kopf in der Kapuze unter die Kaskade. Der Schock durch das kalte Wasser machte seinen Kopf etwas klarer, aber er wusste, er konnte nicht warten, bis auch die letzte Spur der Verbindung verblassen würde. Allzu bald würde der Mond aufgehen.
    Er zog sich nach oben und dann kroch er in die muldenförmige Öffnung des Kanals. Dabei löste er seine linke Schulter aus der Gelenkpfanne. Er bereitete sich auf den

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