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Moonshadow - Das Schwert des grauen Lichts

Titel: Moonshadow - Das Schwert des grauen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Higgins
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abgeschossen, und der Graben würde so lange durchpflügt werden, bis man ihn gestellt hätte.
    Vielleicht war dieses Glühen ja gar keine Kochstelle. Vielleicht war die Burg ja schon im Alarmzustand und die Wachen dazu bereit, beim ersten verdächtigen Klang brennende Pfeile einzusetzen. Sein Atem ging schneller. Brennende Pfeile stellten ein dreifaches Risiko dar. Sie durchbrachen den Schutz der Dunkelheit und machten so den Schutz von Tarnanzügen zunichte. Wenn ihre Spitzen mit ölgetränktem Stoff umwickelt waren, konnten sie das Licht sogar eine kurze Strecke unter Wasser weitertragen und einen untergetauchten Eindringling aufspüren helfen. Am schlimmsten war aber, wenn sie tatsächlich ihr Ziel trafen, während sie noch brannten.
    Er verscheuchte dieses Bild aus seiner Vorstellung. Moon kroch in den Schatten einer Weide, deren Äste über den Graben hingen. Am äußersten Rand setzte er die Wasserspin nen zusam men und schnallte sie
an. Er benutzte die herunterhängenden Äste, um aufzustehen und ins Gleichgewicht zu kommen. Als er die Weidenäste losließ, blickte Moon auf seine Hände. Seine Finger zitterten.
    Sobald er sich auf den Schwim mern an sei nen Fü ßen sicher fühlte, beruhigte Moon sei nen Atem und machte langsame, rhythmische Schritte, die ihn hinaus auf das Wasser führten. Er bewegte sich im allerdunkelsten Teil des Grabens, war dabei aber nicht völlig blind. Eine besondere Diät während seines Trainings hatte ihm zu besserer Nachtsicht verholfen. Auf halbem Weg über den Gra ben konnte er feine Details an der Burgmauer ausmachen.
    Fackeln oberhalb der Steine warfen Licht- und Schattenfinger auf den Graben. Moon bewegte sich langsam im Zickzack vorwärts und hielt sich immer in den dunklen Abschnitten, die Arme zu beiden Seiten ausgestreckt, wäh rend er unsicher über das Wasser tappte. Jeder der hölzernen Schwimmer schwebte und glitt di rekt unter der Oberfläche dahin. Das kalte Wasser des Grabens drang durch seine Sandalen und die an den Ze hen gespreizten Baumwollstiefel darunter. Bald waren seine Zehen taub und die Kälte kroch sei ne Knöchel hoch. Auf dem Wasser zu gehen, kostete jede Menge Nerven und war heikel, aber die Technik funktionierte. Bei dem Versuch, sich nicht zu verkrampfen, formte Moon laut los die Worte: wenn nur Ground spider das sehen könnte.
    Er näherte sich der feuchten gewölbten Wand und damit seinem Ziel: einer schmalen Abflussröhre, die
die glatten Steine ungefähr zehn Schritte über dem Graben durchbrach. Ein dünnes Rinnsal floss unaufhörlich daraus hervor und brachte die Steine darunter zum Glän zen. Es war ein ganz schma ler Kanal. Sein Shuko, seine Klauen und die Haftung seiner Sandalen würden ihn dort hinaufbringen, aber dann kam der schwierige Teil.
    Um durch diesen Abflusskanal zu passen, würde er seine linke Schulter auskugeln müssen. Wenn ihm das heute Nacht so gut gelingen würde wie im Training, konnte er durch die Ka näle unterhalb der Burg in die Küche oder die Wäscherei gleiten. Laut der Karten, die Badger von Burg Momoyama besaß, kam dieser Abflusskanal nicht aus den Latrinen.
    Aber was, wenn das nicht stimmte? Allein der Gedanke brachte ihn zum Schaudern. Wenn er nur sicher sein konnte, dass diese Karten unbeschädigt und korrekt waren! Das Risiko bestand immer, dass genau der Pinselstrich, auf den er sich verließ, nichts weiter als Affenkot war.
    Er hörte einige Wachen miteinander scherzen. Das Geräusch eines Feuers, das geschürt wurde, und die Laute allgemeiner Geschäftigkeit deuteten darauf hin, dass sich eine ganze Reihe von Männern bei der Mau er auf hielt. Wa rum wa ren so vie le von ihnen draußen? Bei dem Ge danken, dass er erwartet werden könnte, setzte sein Herz einen Schlag aus. So viele Samurai waren dort oben. Was, wenn er wirklich gefasst würde?
    Er hatte gehört, wie Kriegsherren mit Spionen und möglichen Mördern, die innerhalb ihrer Burgmauern
gefasst wurden, umgingen. Ja, sie wurden exekutiert … irgendwann einmal. Zuerst wurde alles versucht, um herauszufinden, für wen sie arbeiteten, wer sie ausgebildet hatte und was ihre Ziele waren. Der Gedanke daran, wie diese Informationen erzwungen wurden, ließ sein Blut in den Adern gefrieren.
    Moon konzentrierte sich auf das Ab flussrohr. Es war jetzt genau vor ihm, ganz nah, aber ein Strei fen hell erleuchteten Wassers lag noch zwischen ihm und der dunklen Wand darunter. Er blieb stehen, noch im Schatten, blickte nach oben und hielt das Gleichgewicht,

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