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Moonshadow - Das Schwert des grauen Lichts

Titel: Moonshadow - Das Schwert des grauen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Higgins
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dringend Instandsetzungsarbeiten nötig gehabt. Die ganze Straße zeigte Spuren von Wasserschäden durch die schweren Frühjahrsregengüsse.
    Das kleinste Gebäude, ein schlichter, baufälliger Stall, stand verrottend nahe der Stadtgrenze, einen Steinwurf von dem strahlend roten Schrein entfernt, der Reisende willkommen hieß, die nach Fushimi kamen.
    Außer den Ratten hatte der heruntergekommene Stall jetzt nur noch zwei Bewohner. Ein uraltes, ausgedientes Zugpferd und Moonshadow.
    Moon lag in einem breiten, tiefen Bett aus halb verrottetem Heu, eine Hand auf den Plä nen um seinen Hals. Seine Kapuze hatte er abgelegt, aber der Tarnanzug und der Pan zer waren noch an Ort und Stelle. Das alte, abgekämpft aussehende Pferd stand kauend da und beobachtete ihn.
    Neben der Stalltür waren die Bretter schon halb
verrottet, sodass das Pferd ein klei nes Fenster hatte. Immer wieder, wenn es müde wurde, den Jun gen im Heu zu be obachten, schwenkte das Pferd den Kopf, steckte ihn nach draußen und blickte die Straße hinab. Dabei kaute es stetig weiter.
    Plötzlich gab das Tier ein Schnauben von sich. Moonshadow setzte sich auf. Wieder versuchte er, den Drang zu schla fen abzuschütteln. Unter seinem Panzer waren seine Beine mit Beulen und Blutergüssen bedeckt. Sein Rücken, seine linke Schulter und jedes Glied schmerzten. Die vergangene Nacht hatte ihn weit mehr Energie gekostet als erwartet. Moon rieb sich die Augen und lauschte dem Verkehr, der draußen vorbeiströmte. Das Pferd nahm wieder seinen schläfrigen Blick an, dann drehte es den Kopf und steckte ihn aus dem Fenster.
    Der Stall hatte nur eine Tür. Wie das Loch, durch das das Pferd spähte, ging sie zur Straße hinaus. Der einzige Ein- oder Ausgang. Moon kratzte sich gedankenverloren an der Wange. Wenn er schnell losmüsste, hätte es keinen Sinn, sich auf das halbe Fenster zu verlassen. Das Pferd könnte es genau zur gleichen Zeit benutzen. Die Bretter um ihn herum waren verrottet - auch ein Risiko. Er war hier he reingestürzt, verzweifelt auf der Suche nach einer Atempause, aber jetzt bereute er, sich dieses Versteck ausgesucht zu haben: Es war kei ne kluge Taktik, sich selbst einzuengen.
    Er hatte die Burg an sei nem ersten Tag in Fush imi angegriffen und das Treffen außerhalb der Stadt war erst für den nächsten Tag vorgesehen, nicht für heute.
Er konnte sich nicht vorstellen, wie er in seinem jetzigen Zustand in einem Wald nahe dem Treffpunkt warten soll te, dem Regen und der Kälte der Nacht ausgeliefert. Man hatte ihm gesagt, es gebe Kalksteinhöhlen in der Gegend, aber was, wenn er keine fand?
    Vielleicht hätte er mit seinem Angriff doch bis zur zweiten Nacht abwarten sollen.
    Moon machte sich Gedanken über den anderen Spion, der ihn angegriffen hatte, bevor er auf die Wachen gestoßen war. Wie war er bloß verschwunden, nachdem er vom Dach gestoßen worden war? Und wohin? Sein Kampf mit den Wachen musste eine schöne Ablenkung gewesen sein und ihm die reibungslose Flucht ermöglicht haben. Er ertappte sich dabei, dass er lächelte. Wer immer dieser Spion war, seine Fähigkeiten waren faszinierend. Seine ungebremste Energie und der schmale Körperbau ließen auf Jugend schließen. Er nickte. Er war also nicht der einzige Shinobi in der Gegend. War die Welt dieses Agenten so einsam wie seine, oder hatte er, wie einige erwachsene Spione, tagsüber eine Identität, ein Leben, in dem es auch Freunde gab, die keinen Verdacht schöpften? Moon seufzte. Solch ein Leben würde ihm gefallen.
    Er ließ seine Schulter kreisen. Sie knirschte schmerzhaft. Er konnte es sich nicht leisten, erwischt zu werden, solange er so vollkommen erschöpft war. Wenn er jetzt gezwungen wäre zu kämpfen, wäre schon ein einfacher Samurai in der Lage, ihn zu verwunden. Er brauchte einen ganzen Tag Ruhe, um
seine Stärke wiederzuerlangen. Außerdem war die Lage dieses Stalles ein Problem. Hier war er blind und verletzlich. Seine Verfolger konnten sich dem Gebäude jederzeit und unerkannt nähern. Er starrte die klapp rige Holz tür an. Wenn die ser Knabe in dem schwarzen Umhang, dieser Akira, durch die Tür hereinbrach, während er in ei nem unruhigen Schlaf lag … ein verzweifelter Kampf, kein Zweifel ein Todeskampf, wäre die Folge.
    Er dachte an sein Duell mit Akira auf der Hängebrücke, wie Mantis’ Rat ihn dazu gebracht hatte, seinen Vorteil zu er greifen. Er hatte den Mann in Schwarz nur verwundet, aber wie würde er sich heute fühlen, wenn er ihn stattdessen mit

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