Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Moonshadow - Das Schwert des grauen Lichts

Titel: Moonshadow - Das Schwert des grauen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Higgins
Vom Netzwerk:
dem Kauf mannshaus und der geschäftigen Hauptstraße war ein mit einer Mauer umgrenzter Garten. Moonshadow lächelte heimlich. Dort konnte er sich verstecken und warten, bis ein Vogel landete. Ein Vogel, der fliegen konnte, ob Regen oder nicht, über die ganze Stadt fliegen konnte, bis er sie entdeckt hatte. Er seufzte, seine Schultern sackten herab. Vielleicht nicht ein Plan, der sicher zum Erfolg führte, aber der beste, der ihm im Moment einfiel. Nachdem er sicher war, dass keiner zusah, sprang Moon auf die hohe Steinmauer und dann in den grünen Garten.
    Er hörte zu, wie der Regen in den einzigen, großen Teich des Gartens fiel. Im Mo ment gab es kei ne Vögel, die daraus tranken, aber es kämen sicher welche, wenn erst der Re gen nachließ. Er run zelte die Stirn. Wo könnte sie sich verstecken? Er fühlte immer noch Shinobi-Energie, und das Gefühl war jetzt etwas stärker, also konnte sie nicht weit sein. Der Regen wurde schwächer. Jeder Baum, jede Rebe und jeder Busch tropften lautstark. Er machte eine langsame Drehung und inspizierte den Garten.
    Vier Steinwände umschlossen ihn. Um den Teich
herum waren kleine Büsche zu dramatischen Skulpturen gestutzt worden. Die Wand, die den Garten vom Haus des Kauf manns trennte, war von ei nem Bambustor unterbrochen. An jeder Seite des Tors hing ein dicker Vorhang aus Wein reben. Moonshadow schmiegte sich daran und presste seinen Rücken gegen die Steinwand. Jetzt konnte er den Teich aus seinem Versteck heraus beobachten.
    Als der Regen nur noch ein graues Nieseln war, erschien der erste Vogel. Eine fette Taube. Sie trank gierig, badete, dann watschelte sie um den Teich und pickte nach Würmern, die der Regen an die Oberfläche gebracht hat te. Moon bereitete sich darauf vor, seinen Blick mit dem der Taube zu verschmelzen. Das wäre einfach; mit genau dieser Art Vogel hatte er sich auch schon vorher verbunden.
    Ein schwarz-weißer Klecks sprang lautlos von der äußeren Wand auf den Boden. Moons Kopf zuckte bei der Bewegung zur Seite, aber dann lächelte er. Die seltsame Tempelkatze! Entweder bemerkte sie Moonshadow nicht, oder sie ignorierte ihn, jedenfalls kauerte sie sich tief hin und schlich der Taube nach. Ihr Schwanz zuckte, als sie vorankroch, ihren Bauch fast über den Boden schleifend.
    Stimmen drangen über die Mauer. Moon wurde klar, dass jetzt, wo der Regen nachgelassen hatte, die Straße auch wieder belebter werden würde. Leute, die nach Fushimi kamen oder es verließen, würden eilig ihren Geschäften nachgehen, bevor die nächsten Schauer herabprasselten. Seine Augen leuchteten auf. Leute, die Fushimi verließen. Leute wie sie.
Das war es! Er drehte sich um und nickte der Katze zu. Hier tat sich eine neue Möglichkeit auf, sie zu suchen und dabei unsichtbar zu bleiben. Sie war erfolgversprechender als die Idee mit der Taube. Und dank des Gartens und der Reben konnte er sich zurücklehnen und gleichzeitig Energie sparen.
    Der Regen hörte ganz auf. Moon übernahm die Kontrolle über die Katze. Er fand das Tier überraschend leicht zu beeinflussen. Er ließ sie zurück auf die Außenwand springen. Als sie saß, löste er seine Kontrolle ein bisschen, bis sie nur noch in einem Kontakt der ersten Ebene bestand. Er lehn te sich in die Reben zurück, die Augen geschlossen, und sah nur, was die Katze auch sah, um Kraft zu sparen. Nach ausgiebigem Strecken verfiel die Tempelkatze in eine träu merische Stimmung. Sie saß da, putz te ihr feuchtes Gesicht mit einer Pfote und beobachtete dabei die Fußgänger unter ihrem Platz.
    Neue Stimmen drangen über die Wand. Die Luft war wie frisch gereinigt und Fushimi erwachte wieder zu Leben. Die Anzahl der Leute, die kamen und gingen, hatte sich in wenigen Minuten verdoppelt. Keiner vergeudete die Regenpause.
    Durch die Augen der Tempelkatze studierte Moon jede Frau, jedes Mädchen und jeden zartgliedrigen Jungen, die auf ihrem Weg aus Fujimi an der Wand vorbeikamen. Je mehr er da rüber nachdachte, desto mehr war er überzeugt, dass Yuki sich auf diesem Weg aus der Stadt schleichen würde, wie schon zuvor im Strom der Fußgänger verborgen. Natürlich in irgendeiner neuen Verkleidung. Warum, überlegte
Moon, war er sich so sicher? Er lächelte. Weil es genau das war, was er tun würde.
    Nur eine Minute verging, bis er merkte, dass er recht hatte. Durch die Augen der Kat ze und den gewohnten wässrigen Schleier sah er sie. Das Erste, was seine trainierten Augen sahen, war der perfekt ausbalancierte Gang ihrer

Weitere Kostenlose Bücher