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Moonsurfer

Moonsurfer

Titel: Moonsurfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Birck
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geringfügig. Deshalb begreift er sofort und die Federn auf seinem riesigen Hut beginnen gemeinsam mit Gaspar zu zittern. Kurz darauf erteilt der Herrscher über Captiva seine Befehle und kommandiert eine Abordnung seiner nüchternsten Männer - sozusagen eine Eliteeinheit - hinaus auf den Strand.
Im Gebüsch auf der Landzunge, wo Snake zurückgeblieben ist, um seinen Gruß an die Meute Captivas auf die Reise zu schicken
    Die Wasseroberfläche zwischen Snake und dem Kerkerschiff hat sich beruhigt. Auch das aufgescheuchte Treiben in den Rängen hat sich gelegt und in einen verkaterten Rückzug in die Gemächer verwandelt. Einzig Gaspars Eliteeinheit zur Rückführung der Flüchtigen ist jetzt in hektischer Bewegung und poltert die Holzbohlen und schiefen Stufen hinunter in den Urwald, wo der glitschige Pfad zum Strand beginnt.
    Snake duckt sich tief in die Deckung pfannengroßer Blätter und hüfthoher Farne. Vorsichtig zieht und ruckelt er weiter an der Leine zum leeren und inzwischen mächtig verbeulten Topf. Irgendwann bekommt er den Strick frei, blickt noch einmal prüfend hinüber zum Kerkerschiff und danach hinauf in die Ränge, aber das Publikum ist fast vollständig zu seinen ursprünglichen Beschäftigungen zurückgekehrt.
    Snake muss jetzt handeln. Er kann nicht länger warten, denn Gaspars Truppe, die den Flüchtenden den Weg zu ihrem Boot abschneiden soll, befindet sich bereits auf halber Strecke durch den Urwald. Die Männer werden die Bucht in Kürze umrundet haben.
    Also zieht er den Kessel ruckartig zu sich in die Mangroven. Er kippt das wenige Wasser aus, das sich darin gesammelt hatte, und schleift den Topf ein Stück weit durch das Unterholz, bis er eine günstige Position erreicht hat. Danach entkorkt er sein Fässchen, legt es vorsichtig mit der Öffnung nach oben in den Kessel,zieht den Stumpen einer Kerze aus der Tasche, hält den Docht dicht an das Steinschloss seiner Pistole und drückt ab.
    Der Feuerstein schlägt Funken. Der Lauf der Pistole ist nicht geladen, sodass nur das Pulver auf der Pfanne leise fauchend aufflammt. Aber die Kerze brennt.
    Snake setzt den Kessel zurück ins Wasser zwischen die Mangroven und stellt die Kerze vorsichtig in die Öffnung des Fässchens. Schwarzpulver und eine brennende Kerze in einem schwimmenden Kochtopf:
    Auf Snakes Stirn perlen Schweißtropfen, denn eine einzige falsche Bewegung dürfte ihn pulverisieren, bevor er den letzten Buchstaben von »Verflucht!« aussprechen kann.
    Dann gibt er den Topf frei und verschwindet im Unterholz, um den anderen zu folgen.
    In der Bucht bleibt eine Bombe zurück, die sich ohne Snakes Zutun dem morschen Rumpf des Gefangenenschiffes nähern wird, von der sanften Strömung der Ebbe getragen.
    Doch der Docht der Kerze erlischt …
Auf dem Außenstrand der Lagune, wo das Auslegerboot in der Brandung wartet
    Der Morgen ist düster und wolkig. Die Sonne färbt den Himmel in ein blutiges Grau, wie ein böses Omen auf das, was den Flüchtenden widerfahren könnte.
    Snake hastet über den Strand hinunter zum offenen Meer, wo das Auslegerboot in der Brandung wartet, bereitsbesetzt von den drei Indianern, gehalten von Steven, der in den Wellen steht.
    »Los!«, brüllt Snake.
    »Ist Shark bei dir?«, brüllt Steven zurück. Er hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben.
    »Verflucht, nein!«, antwortet Snake und hetzt hinunter zum Boot, während er mit ausgestrecktem Arm den Strand entlangdeutet. »Aber wirf deinen Blick mal dort hinüber!«
    Ein Mann hält im Laufschritt auf die Flüchtenden zu. Dahinter, noch ein gutes Stück entfernt, Gaspars Piratenmeute.
    »Lass uns also vedammt noch mal so schnell wie möglich in See stechen!«
    Der Anführer der Meute ist nur mit einer zerschlissenen Hose bekleidet und verflucht schnell. Dabei wirkt er so entspannt wie bei einem Strandlauf. In der einen Hand ein polierter Entersäbel, eine schwere Pistole in der anderen. Seine muskulösen Oberarme, sein Sixpack und seine schwarzen Haare glänzen ölig. Von einer durchzechten Nacht keine Spur. Ein Streber.
    Snake hat das Boot erreicht, packt Steven am Arm und will ihn gerade eben auf ihr Gefährt schieben, als Steven eine Bewegung weiter oben im Gebüsch wahrnimmt.
    Es ist Shark.
    Sie ist von Kopf bis Fuß mit grünem Schleim bedeckt und kaum zu erkennen. Vorsichtig löst sie sich aus dem Dschungel und prüft den Strand, um ihn zu überqueren.
    Doch der ölige Halsabschneider ist bereits gefährlich nahe, während der Rest der Seeräuber sich

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