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Moonsurfer

Moonsurfer

Titel: Moonsurfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Birck
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Wasser.
    Der Dreispitz des Gouverneurs Gaspar trudelt mit zerzausten Pfauenfedern über die Fliehenden hinweg undlandet kurz vor ihrem Boot in den Wellen. Snake fischt den Hut aus der See und setzt ihn auf.
    »Passt! Wie seh ich aus?«
    » Was war in dem kleinen Topf, den du in den großen Topf gestellt hast?«, will Shark wissen.
    »Das hast du gesehen?«, fragt Snake erstaunt. »Dachte, du warst längst ertrunken oder von den Krokodilen verspeist worden …«
    »Ich kann lange leben im Wasser! Und Sha-na hat einen Freund dort, der sie beschützt hat.«
    »Den Hai?«
    Shark nickt und wiederholt ihre Frage: »Welcher Zauber war in dem Topf?«
    »In dem kleinen Fässchen? Nur ein bisschen Schwarzpulver. Nicht viel. Eigentlich gerade genug, um ein Loch in den alten Rumpf des Gefangenenschiffes zu reißen und ein paar der Boote in dem Sumpfloch zu zerstören. Beim Klabautermann, ich schwöre, ich hatte keine Ahnung, zu was so ein bisschen Pulver imstande ist …«
    »Dann sind die Männer, die Shark anfassen wollten, tot!«
    Zufrieden lehnt sie sich an den Mast, sorgsam darauf bedacht, ihren von Gaspars Peitsche zerschundenen Rücken zu schonen.
    Unterdessen steigt über dem ehemaligen Piratennest ein dunkler Rauchpilz empor, während die Insel immer kleiner wird, bis sie irgendwann in der Ferne verschwindet. Bald ist nur noch eine schwarze Säule über dem Horizont zu sehen. Asche, die sich in den Wolken verteilt.
    Steven ist nicht bei Bewusstsein. Der Schlag des Piratensäbels hat eine tiefe, klaffende Wunde hinterlassen, die sich über seine Stirn und quer über das Auge zieht. Das Meerwasser hat sie ausgewaschen. Snake zieht sich sein zerfetztes Hemd über die Ohren und lässt es eine Weile ins Salzwasser hängen, um es zu säubern. Dann verbindet Shark den Kopf des Verletzten.
    Der Wind weht kräftig von achtern. Er bläst das winzige Auslegerboot in die unendlich große Wasserwelt des Golfes hinaus …
    … dicht gefolgt von einer Haifischflosse.
    »Freund!«, flüstert die Indianerin müde und deutet auf das zerschossene Dreieck.
    Erschöpft schließt sie die Augen. Sie alle haben sich gegenseitig das Leben gerettet. Doch sie weiß, dass sie die Insel des Panther-Clans ohne Nahrung und Wasser nicht lebend erreichen werden. Deshalb werden sie bald wieder Land betreten müssen: die Inseln der Feinde, das Gebiet der Kopfjäger.
    Dort werden sich die Gefährten auch weiterhin wie Blutsbrüder aufeinander verlassen müssen …
Offenes Meer; eine Jolle mit verkohlten Planken, 6 Mann Besatzung, ein durchlöchertes Segel
    Die Jolle liegt vor dem böig auffrischenden Wind. In ihrem Bug steht breitbeinig Gouverneur Gaspar hinter einer geladenen Drehbasse.
    Man muss genau hinsehen, um ihn zu erkennen, denn sein schwarzer Bart ist bis auf ein paar Bartstoppelnabgebrannt, sein kolossaler Dreispitz mit den prächtigen Pfauenfedern fehlt und nur die Reste seiner verkohlten Kopfbehaarung zittern noch im Wind. Die Pfeife, deren Kopf bis zum Hals des Gerätes glüht, steckt qualmend in seinem Mundwinkel.
    Der behaarte Bauch ist nackt, um die Oberschenkel flattert zerfetzte Unterwäsche, gehalten nur noch von einem riesigen Ledergürtel, in den er sämtliche leichten Waffen, die er in der Jolle gefunden hatte, geschoben hat. Seine Männer sind nicht viel besser gekleidet.
    Die Explosion hatte Gaspar mitsamt seinem Balkon in den Himmel geblasen, wo er gemeinsam mit den anderen einen weiten Bogen beschrieben hatte, bevor er trudelnd ins Meer geklatscht war.
    Sein prächtiger Hut, sein ganzer Stolz, der ausgerechnet vor dem kleinen Segler der Flüchtlinge gelandet war, sitzt nun auf Snakes Kopf.
    Gaspar lässt die Fliehenden nicht aus seinen rot vor Wut funkelnden Augen. Ihm und den paar anderen Überlebenden war es gelungen, die Jolle zu entern, die nach der gewaltigen Detonation herrenlos und beinahe unbeschädigt in den Wellen dümpelte: das letzte Boot seiner ehemals stattlichen Flotte kleiner und schneller Kaperschiffe.
    Die Dünung hier draußen ist so hoch, dass die Jolle immer wieder zur Gänze in einem Wellental verschwindet. Die Rußwolke aus dem Inferno im Piratennest hat ihre Segel schwarz gefärbt, sodass sie gegen die dunklen Wogen und die ebenso dunklen Wolken kaum auszumachen ist.
    »Die haben uns noch nicht bemerkt!«, brüllt Gaspar. »Glauben, wir sind alle tot! Ha!«
    Er steht breitbeinig im Bug, während sich der klägliche Rest des Gesindels in den Rumpf des schnellen, aber angekokelten und aus allen Ritzen

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