Moonsurfer
Turtle und Alligator halten den Atem an, als wären sie es selbst, die in der Kloake abgetaucht sind. Sie ducken sich tief in das dichte Grün auf der Landzunge. Scouba hechelt lautlos. Snake hat eine von zwei Pistolen aus einem öligen, pechschwarzen Lumpen gewickelt. Neben ihm steht ein kleines, ebenso schwarzes Fässchen im Sand.
Hinter ihnen, in der Brandung, die auf den Außenstrand rollt, ankert startbereit das kleine zweirümpfige Boot: Moonsurfer und das Kanu, wieder aneinandergefesselt.
Jetzt erst bemerken sie die schuppigen Rücken der Krokodile, die mit kräftigen Schwanzschlägen aus drei Richtungen auf den Kessel zuschießen, aus dem Shark soeben ins Wasser geglitten ist.
Shark scheint verloren.
Doch kurz bevor die Reptilien den Kochtopf erreichen können, um die Indianerin untereinander aufzuteilen, taucht die durchlöcherte Flosse des Haies aus demschleimigen Wasser auf. Der Weg der Krokodile zu ihrem Opfer ist abgeschnitten.
Vom Heck des Gefangenenschiffes herunter starrt auch Twinjim auf die Raubtierfütterung, bis er endlich den Geistesblitz hat, seine Blunderbüchse nachzuladen. Hinter ihm sind schwankend die anderen vier Wachen angetreten, sich ihre versoffenen Augen reibend. Halb blind hantieren sie noch unbeholfener an ihren Musketen herum als Twinjim.
Die drei Krokodile lauern hungrig im Wasser vor der Haiflosse, die ihre Bahnen auf und ab zieht und den Weg zum Kessel und zu Shark versperrt.
Minuten verstreichen, während das Publikum von den Laufstegen und Balkonen der Piratenstadt hinunter auf Twinjim und seine Kollegen starrt. Wenigstens ist Ersterer inzwischen so weit, dass er wieder auf den Topf anlegen kann, während er auf eine Bewegung im Wasser lauert. Die restlichen Wachen scheinen an diesem Morgen - wie auch an jedem anderen - zu betrunken zu sein, um ihre Waffen einsatzbereit zu fummeln.
»Was zum Henker geht da unten vor?«, brüllt Gaspar über die Bucht.
Gaspar auf seinem Balkon
Der Gouverneur Captivas steht an der Reling seines Balkons. Er hat sich ein Fernrohr reichen lassen, mit dem er den Trottel Twinjim beobachtet, der schwankend an seiner Büchse herumhantiert, bis er sie endlich zum Anschlag bringen kann.
Gaspar folgt der Mündung von Twinjims Waffe, bis er den Kessel im Hafenbecken im Visier hat.
Im Gebüsch, wo sich Steven, Snake und die anderen befinden
»Sie ist ertrunken! Wir müssen los!«, flüstert Snake.
»Nein, warte noch, Snake!«, sagt Steven.
»Siehst du die Käfige dort oben?«, antwortet Snake.
Steven blickt nach oben in die Kronen der Bäume über der Einfahrt zur Bucht, in denen rostige Gefängnisse aus Eisengeflecht baumeln, nicht viel größer als Wasserfässer.
»Das ist es, was uns blüht, falls wir geschnappt werden! Siehst du auch die Knochen darin? Das sind die Überreste derjenigen armen Kreaturen, die sich mit Gaspar angelegt und verloren haben!«
»Aber wir können doch Shark nicht …«
»Los jetzt, Steven«, unterbricht ihn Snake. »Lass uns wenigstens die drei anderen Indianer retten. Bringt sie zusammen mit Scouba so schnell wie möglich auf das Boot!«
Steven zögert noch immer.
»Nun mach schon! Ich werde Shark rächen, verlass dich drauf! Werde diesem Abschaum noch einen kleinen Gruß hinterlassen und ein anständiges Loch in ihren Wanst brennen!«
Steven hat keine Wahl mehr. Er zieht sich zurück, gefolgt von den drei Indianerjungen. Snake dagegen bleibt, wo er ist, und beobachtet Twinjim, der, nachdem er nocheine Weile auf die Wasseroberfläche gestarrt hat, endlich seinen Kopf und die Plunderbüchse hängen lässt. Schließlich verschwindet der Pirat gemeinsam mit den anderen im Schiffsinneren.
Die Luft ist rein, der Weg für Snakes kleinen Abschiedsgruß ist frei …
Gaspars Balkon
Einem Impuls folgend schwenkt Gaspar sein Fernrohr nach backbord, weg vom Topf in der Brühe und auf das Gebüsch auf der Landzunge dahinter. Dorthin, wo er kurz darauf Alligator und Snake im Fokus hat.
»Da haben wir ja den Grund für die Störung: Mein Frischfleisch versucht zu flüchten!«, grunzt er. »Werden nicht weit kommen!«, grinst er hinzu.
Damit hebt der Gouverneur sein Fernrohr ein Stück an, sodass er durch die Kronen der Palmen spähen kann, hinaus auf den Strand, wo er unweigerlich den Mast des kleinen Bootes von Snake und Steven im Visier hat.
»Verdammt!«, entfährt es ihm.
Zwar ist auch der Gouverneur, wie alle auf Captiva-Island, frühmorgens betrunken, aber an diesem Morgen ist er das vergleichsweise
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