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Moonsurfer

Moonsurfer

Titel: Moonsurfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Birck
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qualmenden Bootes duckt.
    »Schneller!«
    »Aye, aye, Sir!«
    Während Gaspar nach achtern klettert und die Ruderpinne persönlich übernimmt, versuchen die Männer ein paar Lumpen, die sie in der Bilge gefunden haben, als zusätzliches Tuch auszubringen. Ihre Beute hat keine Ahnung, dass sie verfolgt wird, während die Jäger schnell aufholen, obwohl die angesengte Jolle unter dem Gewicht der zwei Dutzend Männer, die sich in ihrem Rumpf drängen, ächzt und knarzt und auseinanderzubrechen droht. Plötzlich splittert eine Planke aus der Reling, schleudert über die Köpfe der Männer hinweg und landet im Meer.
    »Gaspar, äh … ich meine Gouverneur, unser Boot löst sich auf! Gerade eben ist eine Planke …«
    »Hab selber Augen im Kopf, Trottel! Wir sind zu schwer für diese Nussschale! Steig Er über Bord!«
    »Äh, was soll ich, Sir?«
    »Hat Er nicht gehört? Wir sind zu schwer, steig Er über Bord! Oder kann Er nicht schwimmen? Noch ist die Planke zu erreichen!«
    »Aber Gasp… äh, Gouverneur, wir könnten doch auch das schwere Geschütz …«
    »Nichts da, das brauchen wir noch!«, brüllt Gaspar, und in Richtung seiner Mannschaft ruft er: »Schmeißt ihn raus!«
    Ein paar der Halsabschneider stehen auf, packen denKumpel, der sich zappelnd wie ein Fisch wehrt und dabei schrille Schreie von sich gibt, und schmeißen ihn in hohem Bogen in die See.
    Aber gleich darauf löst sich die nächste Planke und flattert nach achtern.
    »Der Nächste!«, brüllt Gaspar.
    Eine halbe Stunde später, es befinden sich nur mehr die zehn stärksten Männer an Bord (und ebenso viele Planken weniger in der Bordwand), sind die Jäger in Schussweite zu den Flüchtenden. Doch das löchrige Gefährt der Verfolger läuft jetzt zusehends mit Wasser voll.
    Gaspar klettert wieder in den Bug und befiehlt mit gedämpfter Stimme, da er inzwischen befürchtet, von seiner Beute gehört zu werden:
    »Auf mein Kommando beidrehen! Ich muss zielen!«
    Er duckt sich hinter das Geschütz, kneift ein Auge zu und hält den noch immer glühenden Kopf seiner Pfeife an die kleine Kanone.
Auf dem Auslegerboot
    Keiner der Gefährten hat bemerkt, dass sie verfolgt werden.
    Steven haben sie auf dem Netz zwischen Kanu und Surfboard festgebunden. Er ist noch immer bewusstlos, aber er atmet. Snake sitzt am Ruder und gibt Leine, damit das Segel den achterlichen Wind greifen kann. Turtle, der kleinste, wirkt stark abgemagert und hat sich mit düsterem Blick im Bug des Kanus zusammengerollt, Armeund Füße an den Körper gezogen wie eine Schildkröte. Trotz des böigen Wetters, das ihr Boot an diesem Morgen ständig hebt und senkt, ist er völlig erschöpft eingeschlafen. Der drahtige Sting versucht hungrig, einen der fliegenden Fische zu fangen, die hin und wieder über das Boot zischen, aber nach der qualvollen Gefangenschaft ist auch er zu ausgelaugt und zu langsam. Alligator dagegen, der größte und kräftigste der drei, hat die vergangenen Wochen in den licht- und luftlosen Kerkern nahezu unbeschadet überstanden. Einzig seine blutig gescheuerten Gelenke und die dunklen Ränder unter seinen wilden Augen erzählen davon, dass auch er Furchtbares erlebt hat. Alle drei haben schwarze, verklebte Haarmähnen, die ihnen jetzt, nach so langer Zeit im Bauch der Blackbird und im Kerkerschiff von Captiva fast bis zur Hüfte herunterreichen. Alligator ist gerade dabei, Pfeilspitzen aus dem Mast zu rütteln, um sie später in Bambusstangen einzusetzen und mit feuchten Lederstreifen zu befestigen. So werden sie ein paar brauchbare Waffen erhalten.
    Shark öffnet ihre müden Augen und späht über die Wellen.
    In diesem Moment taucht die Haifischflosse auf.
    Der massige Körper des etwa fünfzehn Fuß langen Urtieres ist so dicht hinter ihnen, dass er dunkel und klar im Wasser zu erkennen ist.
    »Was ist, alter Hai?«, flüstert sie, richtet sich instinktiv ein wenig auf und blickt sich um.
    Plötzlich sieht sie es: Das schwarze Segel wächst kurz aus einem Wellental, etwa einen Speerwurf entfernt, darüber das angekohlte Banner von Käpt’n Skull, denn dieJolle, die Gaspar aus dem Wasser gefischt hatte, ist das Beiboot der Blackbird.
    Shark springt auf, hält sich am Mast fest, wischt sich salzige Gischtspritzer aus den Augen … und starrt in das Rohr der Kanone auf der Piratenjolle. Dahinter duckt sich der Jäger: Gaspar.
    In diesem Moment speit das Geschütz seinen Feuerstrahl.
    Shark wirft sich auf den verdutzen Snake, der sich am Ruder festhält und es mit

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