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Moonsurfer

Moonsurfer

Titel: Moonsurfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Birck
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bleichen Knochen.
    Die Reste des kleinen Auslegerbootes von Steven und Snake sind im noch regennassen Sand verteilt.
Zoom auf den Strand
    Snakes Seemannskiste dümpelt in der sanften Dünung. Darin kauert Scouba.
    Steven liegt bewegungslos auf dem Rücken.
    Nicht weit entfernt rappelt sich Shark auf, um nach dem verletzten Freund zu sehen. Sie kniet neben Steven nieder und beugt sich über ihn, um seinen Atem zu prüfen. Er lebt, stellt sie fest. Doch Stevens Auge blutet wieder. Die Wunde muss dringend besser versorgt werden, anderenfalls wird er sterben. Sie weiß es.
    Plötzlich öffnet Steven das gesunde Auge einen Spalt und flüstert dem Mädchen durch seine aufgeplatzten Lippen ins Ohr: »… eine … eine ganz große Cola mit Eis, bitte!«
    Shark richtet sich auf und verschwindet aus seinem Blickfeld. Dann kehrt sie zurück, stützt seinen Kopf und träufelt ihm warmes Kokoswasser in den Mund. Etwas später kann er vorsichtig aufstehen, gestützt auf das Mädchen. Sie führt ihn ganz langsam, Schritt für Schritt, den breiten Strand hinauf, zwischen bleichen Tierknochen hindurch, die hier verstreut herumliegen, als hätten die Gezeiten einen Friedhof freigelegt.
    Auch Snake und Turtle sind auf die Beine gekommen. Alligator hilft seinen beiden Brüdern in den Schutz der Palmen, in den Schatten des dahinterliegenden Dschungels.
    Snake hat Scouba gefunden, seinen Freund aus der Kiste gehoben und ihn zu den anderen gebracht.
    Und im Dunkel des Dickichts stoßen sie dann auf Menschenschädel, aufgespießt auf lange Stangen.
    Sie befinden sich im Reich der Calusa. Mit letzter Kraft schleifen sie das Kanu in den Schutz des Urwaldes und sammeln alle Trümmer aus dem Sand, die ihre Gegenwart an die Kopfjäger verraten könnten. Danachverwischen sie mit einem trockenen Palmwedel sämtliche Spuren.
    Wenig später kauert die kleine Truppe im Gebüsch, halb tot, halb verhungert und noch immer von Durst gequält. Also rappelt sich Snake wieder hoch und beginnt mit der Suche nach Kokosnüssen. Wenig später hat er ein halbes Dutzend zusammengetragen, die er vorsichtig mit dem Säbel aufschlägt. Turtle, Sting, Scouba und Steven bekommen den größten Anteil des warmen und süßen Saftes eingeflößt.
    Danach liegen die Gefährten wieder nebeneinander im Schatten, versuchen Schlaf zu finden und Kräfte zu sammeln. Steven stöhnt von Zeit zu Zeit, und Scouba hechelt sich die aufkommende Hitze aus dem Körper.
    »Hab das Gefühl, wir waren eine Ewigkeit dort draußen«, sagt Snake.
    »Wir waren so viele Tage auf dem großen Wasser,« antwortet Shark und zeigt die Finger einer Hand.
    Stevens verletztes Auge ist unter einer violett-blauen, faustgroßen Schwellung verschwunden. Er vermeidet es, seinen höllisch schmerzenden Kopf zu bewegen.
    In diesem Moment fällt ihm Moonsurfer wieder ein: »Wo ist … mein Surfboard?«
    Niemand antwortet ihm.
    Steven versucht, sich aufzurichten, aber Shark drückt ihn sanft zurück in den Sand.
    »Ich gehe nachsehen. Zusammen mit Alligator«, sagt sie und spricht ein paar Worte in der Sprache der Tocobaga-Indianer mit ihrem Stammesbruder. Dann stehen die beiden auf und pirschen sich hinaus in das gleißende Licht des Strandes.
    Als sie zurückkehren, steht fest, dass Moonsurfer verschwunden ist.
    »Dann bin ich verloren«, flüstert Steven.
    »Wir sind alle verloren«, antwortet Snake, »wenn wir keinen Weg zurück finden!«
    »Wir gehen in diese Richtung«, sagt Shark und deutet nach Norden.
    »… auf bloßen Füßen mitten durchs Land der Kopfjäger? Mit Steven auf unseren Schultern?« Snake schüttelt den Kopf. »Oder willst du uns alle zusammen auf einem viel zu kleinen Kanu in See stechen lassen?«
    »Wir bauen eine Trage für Steven«, antwortet Shark. »Wir bleiben hier, bis es dunkel wird. Dann können sie uns nicht sehen, wenn wir von einem schwimmenden Land zum nächsten gehen, bis wir das Gebiet meines Volks erreicht haben. Nur wenn der Wind dreht, werden sie uns riechen!« Und sie spricht aus, was alle wissen: »Dann töten sie uns!«
    Schweigen.
    Die Stille wird nur vom Rascheln der Palmkronen im leichten Wind und vom fernen Rauschen der Brandung begleitet. Alle wissen, was ihnen bevorsteht. Aber keiner der Schiffbrüchigen hat eine Ahnung, wie viele Inseln der Inselkette sie zu überqueren haben, um Sharkfin-Island lebend zu erreichen.
    »Das schafft ihr nicht, wenn ihr mich tragen müsst!«, sagt Steven plötzlich leise. »Moonsurfer ist weg … und ohne mein Surfboard ist

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