Moor
Genitalöffnung am Ende des Hinterleibs zum Begattungsorgan unterm Brustkorb zu befördern.
Du fasst sie an der Hand, zählst: eins, zwei, drei, dann knickt ihr in der Hüfte ein. Tanja ist mit der Nase schon überm Bauchnabel. Du wendest ihr das Gesicht zu und streckst die Zunge heraus, sie tut es dir gleich; einen Moment lang sieht es so aus, als könntet ihr euch den ersten Flugzungenkuss geben, den der Mensch je gesehen hat. Kurz vorm Ziel krachen eure Schädel aneinander, ihr taumelt zurück, reißt im Sturz die Arme hoch. Das Nachthemd bläht sich im Wind. Neben dir rauscht Tanja empor, das rote Kleid ausgebreitet zu Flügeln. Ihre Arme kreisen flink durch die Luft, drehen sich schneller und schneller um die eigene Achse, bis du ihre Finger nicht mehr einzeln siehst, nur das flirrende Rad eines Propellers. So fliegt ihr durchs Zimmer, auf und nieder, aneinander vorbei und aufeinander zu, eine Blutrote Heide- und die Weiße Federlibelle, die zusammen den Frost überlebt haben. Doch Vorsicht, Feinde: Mit köcherartig aufgerissenem Maul und den Schlappohren als Segel springt der Hund in die Höhe, und draußen nehme ich Anlauf für die bisher stärkste und kälteste Bö.
Im Bad hört Hannes euch juchzen. Gleich ist es so weit, denkt er, sie bringen sich schon in Stellung. Das Latexkleid ist arschknapp, fast beinfrei, umschließt kühl seinen Rumpf. Drückt am Rücken, quetscht den Schwanz, legt um den Körper den Bann der Enge. Er hört die Nähte reißen, reibt und rupft, kann die Beule unten nicht verhindern. Auch die Blase über der Brust, wo der Busen fehlt, kriegt er nicht weg. Der Daniela würde das stehen. Die Danny, denkt er, schiebt ihre Titten durch die Heubodenluke und füllt sie aus.
Vor dem Spiegelschrank stellt er sich in Pose, holt aus, fegtmit einem Faustschlag Flakons, Zahnputzbecher und Bürsten ins Becken. So hat er sich das vorgestellt, damals in der Scheune, als Daniela zu nerven begann, weil er nichts mehr von ihr wollte; eine Drehung um die eigene Achse, Angriff, Konter, Zonk! Doch in Wahrheit stand alles still. Im Dachboden war es dämmrig, die Schatten hingen schwer über den Strohballen, Danielas große, weiße Brüste darin wie zwei fette Monde, diese Kuh, hat er gedacht, und weil ihm der Gedanke gleichzeitig doch auch peinlich war, etwas von zu müde in den Zigarettenfilter genuschelt, auf dem er die ganze Zeit herumgebissen hatte. Sie schnaubte und sprang auf. Quatsch, sagte sie und zog den Bauch ein; wenigstens, dachte er, hat sie das Problem selbst erkannt. Er hat schnell weggeguckt, irgendwohin, bloß nicht mehr zu ihr. Sie hat wütend ihre Klamotten zusammengesucht. Der Filter zwischen seinen Zähnen schmeckte bitter. Was hast’n jetzt?, fragte er. Sie flappte ihm beim Anziehen den Jackenärmel ins Gesicht. Also doch Tanja, stimmt’s?, erwiderte sie, nahm ihm die Zigarette ab und warf sie auf den Boden, wo ein Halm zu glimmen begann. Ein paar Sekunden starrten beide auf den hellen Punkt. Und?, fragte Daniela schließlich, ihr Schatten vor seinen Füßen war plötzlich sehr schmal. Sehen wir uns jetzt noch? Er wartete, bis der Strohhalm Feuer gefangen hatte, dann drückte er die Glut mit dem Daumen aus. Der kleine Schmerz stieg in den Körper, vertrieb die Taubheit aus seinem Kopf. Als er aufblickte, war sie schon auf der Leiter. Eine spitze Mondsichel schnitt durch die Luke, riss Krater ins Strohgebirge, schliff die Halme zu Klingen und Geknöchel.
Er betrachtet das Chaos auf den Armaturen, die Spuren des häuslichen Lebens in den mit Lippenstift gezogenen Kästen,hier ein Höschen, dort ein Haarbleichmittel, Yps-Hefte und Scheuermilch, Muttersachen, Kinderkram. Im Spiegel zieht er einen Schmollflunsch, streicht die Falte über dem Bauch weg. Die Brustwarzen drücken sich durch den Stoff, wie bei Batman in Kampfstellung. Da möchte man dran zwirbeln. Das zeigt der Comic zwar nicht, aber er sieht es trotzdem, in dem Bild, das beim Blättern in seinem Kopf aufpoppt und sich mit all den Details füllt, die der Zeichner weggelassen hat, wegen der Minderjährigen.
Er fischt eine schwarze, mit Silberfäden bestickte Schlafmaske vom Rollwagen und zieht sie sich über. Samtig schmiegt sich der Stoff an die Stirn, riecht nach Parfum. Die Katthusen sei mannstoll, sagt die Mutter. Die hat den Dion nur aus Versehen. Mein Onkel hat ja damals nichts anbrennen lassen. Das sagt sie natürlich nicht, aber jeder weiß, dass der so seine Weiber hatte. Und der Dion nur so ein Unfall. Das seh
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