Moor
Schweiß auf ihren Arsch tropfen, dann biss sie zu. Gut so, sagte Siana und koste weiterhin ihren Rücken. Neben dem Bett tackten die Kleiderbügel an der Stange, stimmten mit ein in den Rhythmus, in dem der massige Leib des Zureiters gegen ihre Hinterbacken klatschte. Lust, kein Geheul, hörte sie Siana von oben, mit der zerrenden Hand zwischen den Zähnen klappte ihr Kopf hin und her wie bei einem Hund, dem man einen Knochen zu entwinden versucht. Tatsächlich jaulte sie jetzt. Mehr, rief Siana und bohrte die Finger tiefer, als wüsste sie, dass Seufzer der Wonne irgendwo im Körper ihres neuen Mädchens schlummern. Mira verspürte einen Brechreiz, der ein weiteres Winseln herauswürgte, dann schmeckte sie Blut. Schon besser, sagte Siana, plötzlich wieder weiter weg, dumpf wie durch Wände hindurch, sie glaubte, jeden Moment das Bewusstsein zu verlieren. Der nächste Schrei kam weich, fast gurrend aus der Tiefe der Eingeweide, wo sie den Russen wüten spürte. Noch mehr, dröhnte es aus der Wand, die Kleiderbügel schlugen im Takt, in diesem Chaos der Stimmen kein Geräusch, eher der Puls, der ihren Körper in Schwingung versetzte, wie von einem Metronom in einem unbehausten Raum, das, einmal angestoßen, fühlbar macht, was vorher still und leer, ja gar nicht vorhanden gewesen ist.
Marga räusperte sich. Entschuldigen Sie bitte, aber ich habe es mir doch anders überlegt. Eigentlich, erklärte sie, sei sie mit ihrer bisherigen Arbeit doch recht zufrieden. Sie drehte sich um, zu dem Garderobenständer, wo Frau Holst ihreRegenhaut sorgsam auf einen Holzbügel gehängt hatte. Ein anderer daneben begann zu schwanken, als sie ihren Mantel vom Haken zog. Jetzt fiel ihr wieder ein, wie sie die Bügel ein paar Tage nach ihrem Arbeitsbeginn aus dem Modehaus geräumt und in die Mülltonne geworfen hatte, wobei sie von Export-Ida erwischt wurde, der Putzfrau, die früher auch einmal die Kunden aus- und angekleidet hatte, bevor sie dem Bier verfallen war, dem Elbstern Export, das ihr erst das Gesicht, zuletzt auch das Hirn verwüstete, so dass Siana sie schließlich aus dem Innen- in den Außen-, also den Putz- und Bringdienst versetzte, wo sie nun das geliebte Getränk den Modehauskunden in schlanken Gläsern servierte, auf dem Papierserviettchen daneben die angebrochene Flasche, die manch Freier in der Eile zu leeren vergaß, was dann Ida erledigte, bei den Mülltonnen im Hinterhof, wo sie die beargwöhnte Neue mit dem außergewöhnlich blonden Haar bei der Kleiderbügelentsorgung beobachtete, was sie sofort Siana meldete, die anordnete, die Dinger wieder zurück an die Stange zu hängen, von der sie, Mira, die nutzlosen Attrappen wieder herunterfegte. So ging das ein paar Mal hin und her, bis eines Nachmittags Siana ins Zimmer trat und den Schub Bügel auf den Boden krachen ließ. Sie war, erinnert sich Marga, gerade mit einem Kerl beschäftigt. Wer hier rausfliegt, bestimme ich, rief die Chefin, hinter ihr im Flur bückte sich Export-Ida triumphierend über den Feudel. Ihre Mädchenstreiche seien jetzt Vergangenheit, zischte Siana und trat mit der Hacke ihrer Pumps noch einmal in den Haufen, so dass die Hölzer und Haken sich klackend ineinanderkeilten, ähnlich wie am Tag ihrer Aufnahmeprüfung, als Miklos, der Lude, sich endlich grunzend in ihr entleert und ihren bebenden Leib ins Kissen geschleudert hatte, wo sich unter ihrem Mund langsam ein Blutfleck ausbreitete.Siana wischte sich am Bettzeug die Finger ab, streichelte ihr noch einmal über den Rücken und sagte: Gut.
Sie sprang auf, stürzte ins Badezimmer und erbrach sich in die Toilettenschüssel. Als sie zurück ins Zimmer kroch, tatsächlich auf allen vieren, weil sich ihr Rückgrat wie verkantet anfühlte, war Miklos verschwunden. Siana half ihr zurück ins Bett, deckte sie zu, zog die Schublade der Kommode auf und drückte drei Pillen aus einem Tablettenstreifen. Gleich ist alles wieder gut, sagte sie und öffnete mit den Fingern ihre Lippen. Sie schluckte zusammen mit etwas blutiger Spucke und einem Rest vom Erbrochenen. Ihr Magen zog sich zusammen, für einen Moment glaubte sie, sich noch einmal übergeben zu müssen, dann war ihr plötzlich, als löste sich in ihrem Körper der Krampf. Sie streckte das schmerzende Kreuz durch. Du hast Talent, hörte sie die plötzlich weiche, fast zärtliche Stimme von Siana, die sich zu ihr herabbeugte und ihr sacht die überschminkten Lippen auf den Mund drückte. Es war der erste Gutenachtkuss gewesen, den sie in
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