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Moorehawke 01 - Schattenpfade

Moorehawke 01 - Schattenpfade

Titel: Moorehawke 01 - Schattenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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Rücken.
    »Das ist die Kammer meines Vaters, Razi Königssohn. Was glaubst du, was du hier machst?« Auf Christopher war sie ärgerlich, weil er diesen Streit hier hereingetragen hatte,
aber die Wut auf Razi ließ sie innerlich toben! Wenigstens war Christopher still.
    Razi schielte zu Lorcan. Der große Mann blinzelte ihn an, als stünde er weit, weit weg und in völliger Dunkelheit – ein wenig verwundert, mehr nicht. Mit einem kurzen Seitenblick auf Wynter wandte sich Razi wieder Christopher zu und streckte erneut den Arm aus. »Den Schlüssel«, forderte er ruhig.
    Steif schüttelte Christopher den Kopf, so dass sein vom Schlaf zerzaustes Haar in alle Richtungen flatterte.
    Razi ließ die Hand sinken und biss die Kiefer aufeinander. »Na gut«, stieß er gefährlich leise hervor. »Wie du willst. Zum Teufel mit deinem Schlüssel.« Rasch blickte er sich um und entdeckte, was er suchte. Mit zwei langen Schritten durchmaß er den Raum, zog die Schnüre an Lorcans Werkzeugrolle auf, bevor Wynter lautstark protestieren konnte. Sie sprang auf ihn zu und versuchte, seine Hände festzuhalten, als er einen Meißel und einen kleinen Hammer aus den ordentlich eingeräumten Innentaschen zog.
    »Lass das!«, rief sie empört. »Das gehört Vater!«
    Christopher stand auf, den Blick unverwandt auf den Mei ßel gerichtet. »Nein!«, schrie er.
    Als Wynter Razi das Werkzeug entreißen wollte, schüttelte er sie einfach ab und richtete sich wieder auf.
    »Nein, Razi, nein!« Jetzt bettelte Christopher, und die Verzweiflung in seiner Stimme erschreckte Wynter. Er stolperte Razi hinterher, der entschlossen auf die Tür zusteuerte. »Nicht«, flehte er, »bitte nicht! Bitte brich nicht die Truhe meines Vaters auf!«
    Er war jetzt so aufgewühlt, dass seine Stimme ganz fremd klang und alle wie versteinert aufhorchten.
    Lorcan sagte: »Du lieber Himmel, Razi …« Seine Missbilligung war in der Stille beinahe greifbar.

    Da streckte Christopher die Hand aus, ein kleiner silberner Schlüsselring schaukelte an seinen vernarbten Fingern. »Nimm ihn. Mach schon. Nur … brich die Truhe nicht auf.«
    Razi betrachtete das verzweifelte Gesicht seines Freundes, dann die Schlüssel. Er händigte Wynter Hammer und Mei ßel aus. Mit tauben Fingern nahm sie beides entgegen und sah zu, wie Razi Christopher den Schlüsselring aus der Hand nahm.
    »Es geht nicht anders«, sagte er sanft, doch Christopher schüttelte verzagt und enttäuscht den Kopf. Langsam ging er zum Sessel zurück, setzte sich und stützte den Kopf in die Hände.
    »Was?«, fragte Lorcan bedächtig. »Was geht nicht anders?« Razi warf ihm einen unsicheren Blick zu und schloss die Finger um den Schlüsselring.
    »Er wird meine Papiere holen«, erklärte Christopher. »Er wird sie dem König zeigen.« Als er den Kopf hob, standen ihm Bitterkeit und Hoffnungslosigkeit ins Gesicht geschrieben. »Er wird dich umbringen, Razi. Das hast du selbst gesagt … Du hast gesagt …« Er schüttelte den Kopf und wandte sich verzweifelt an Lorcan. »Er wird ihn umbringen. Lorcan! Ihr müsst ihn zur Vernunft bringen!«
    »Nein«, sagte Razi bestimmt. »Er wird mich nicht umbringen, Chris, und dich auch nicht. Er wird genau das tun, worum ich ihn ersuche. Er wird dir sicheres Geleit in den Maghreb gewähren, und er wird mich nach Padua gehen lassen. Er wird sich mir beugen, oder – das schwöre ich bei Gott – ich werde diese Papiere dem Rat aushändigen, und der wird mich noch vor Sonnenuntergang anklagen, in den Kerker werfen und enterben. Und Jonathon könnte nichts dagegen tun, weil er das verdammte Gesetz selbst erlassen hat.«
    »Welches Gesetz?«, zischte Wynter. Razi beachtete sie
nicht, und sie ergriff seinen Arm und schüttelte ihn, denn jetzt war sie wirklich wütend. »Welches Gesetz?«, schrie sie.
    Mit harten, vor bitterem Triumph glitzernden Augen sah er sie an. »Vaters Gesetz die Sklaverei betreffend, Schwester. Sein berüchtigtes, wunderbares, einzigartiges Gesetz wider die Sklaverei.«
    Entsetzt taumelte Wynter rückwärts und ließ Razis Arm los, als stünde er in Flammen. Er zog eine mürrische, schiefe Grimasse, die keinerlei Ähnlichkeit mit einem Lächeln hatte.
    »Nein, Razi«, flüsterte sie. »Nein!« Ungläubig den Kopf schüttelnd, sah sie Christopher an – sie betete, dass er alles abstritte. Doch er hob nur den Kopf und blickte sie niedergeschlagen an. »Christopher«, flehte sie. »Nein!«
    Erbarmungslos fuhr Razi fort, immer noch dieses Zerrbild eines

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