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Moorehawke 01 - Schattenpfade

Moorehawke 01 - Schattenpfade

Titel: Moorehawke 01 - Schattenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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zurechtkommen?« Christopher schüttelte den Kopf, und obwohl sie seine Besorgnis um sie und Lorcan rührte, musste sie angesichts seiner ernsthaften Fürsorglichkeit doch lachen.
    Er wirkte so gekränkt, dass Wynter lächelnd die Hand
ausstreckte und sie zärtlich auf sein Gesicht legte. »Christopher, du brauchst nicht auf mich …« Sie sah ihm in die Augen. Er schmiegte die Wange in ihre Handfläche und erwiderte ihren Blick traurig.
    Die Spannung zwischen ihnen verdichtete sich, Wynters Lächeln verblasste. Für einen ganz kurzen Augenblick gestand sie sich ein, dass Christopher wirklich gehen würde. Razi schickte ihn fort.
    Mit ihrem schwieligen Daumen strich sie ihm über die geschwollene, verkrustete Augenbraue. Vielleicht würde sie ihn nie wiedersehen. »Christopher«, flüsterte sie sehr ernst, während sie sein von der Hand des Königs geschundenes Gesicht betrachtete. »Sieh dich doch an. Es wird dich umbringen, wenn du bleibst.«
    »Und was ist mit dir?«, fragte er leise, die Wange immer noch in ihre Hand gepresst. »Wir lassen dich ganz allein.«
    Sie wusste, dass er Recht hatte: Razi wurde mehr und mehr zu einem fernen Gestirn, und Lorcan … Armer Lorcan, wie viel Zeit blieb ihm noch? Wenn sie ehrlich zu sich war, flößte ihr der Gedanke an die Zukunft große Furcht ein. Doch als sie Christophers besorgtes, zerschlagenes Gesicht betrachtete, dachte sie: Dagegen kannst du überhaupt nichts tun, Christopher Garron – du würdest nur dein Leben riskieren . Also lächelte sie ihn zuversichtlich an. »Mir geht es gut hier. Dazu wurde ich erzogen. Du kannst hier nichts für mich tun, das ich nicht auch für mich selbst tun könnte.«
    Schelmisch zeigten sich seine Grübchen, als er sie angrinste. »Da wäre ich mir an deiner Stelle nicht so sicher«, bemerkte er, und sie verzog streng das Gesicht und klopfte ihm leicht auf die Wange, woraufhin er in gespielter Pein den Kopf wegzog, so dass sie sich ohne Verlegenheit wieder voneinander lösten.

    Eine Weile saßen sie still in ihre Sesseln zurückgelehnt und hingen ihren Gedanken nach, bis Christopher die Augen zufielen, und er sagte: »Gütiger! Ich bin völlig erschlagen.«
    »Geh dich doch hinlegen.« Wynter tätschelte ihm das Knie.
    Doch er seufzte nur. »Unser Razi ist in einer schlimmen Verfassung, nicht wahr?«, brummte er. »Dieser Vorwurf … was mein Volk betrifft.« Angewidert schnaubte er. »Ich schwöre dir – so kurz war ich noch nie davor, ihm eine zu verpassen.«
    »Aber was die Leute da gesagt haben, Christopher … das würde jeden Mann aufbringen.«
    Er sah sie an. »Oben im Norden«, erklärte sie, »würde man einen Mann für diese Art von … Handlung aufhängen.«
    »Ich weiß alles über den Norden«, gab er mit stiller Verachtung zurück.
    Wynter betrachtete ihn eingehend und stellte fest, dass es so viel gab, was sie von ihm nicht wusste, so vieles, das sie auch von Razi nicht wusste. Nachdenklich setzte sie sich im Sessel auf, den Kopf geneigt.
    »Nein«, sagte er mit belustigtem Lächeln. »Bin ich nicht.«
    »Nicht was?«, fragte sie erschrocken.
    »Ich bin nicht, was diese Leute sagen. Das entspricht einfach nicht meiner Natur.«
    Wynter errötete und biss sich auf die Lippe. Und Razi? , überlegte sie. Es fiel ihr schwer, ihn sich so vorzustellen; sie hatte ihn nie als etwas anderes betrachtet als … Razi eben. Als sie Christophers Blick begegnete, grinste er schief, erheitert von ihrem fragenden Gesichtsausdruck.
    »Würde es für dich etwas ändern?«, fragte er. »Wenn er so wäre? Würde er in deiner Achtung sinken?« Seine Mundwinkel erstarrten, als sie schwieg, und sanken vollends herab, als
sie sich eingestehen musste, dass es tatsächlich etwas ändern würde. Sie war nicht sicher, was sie dann empfinden würde, aber es wäre auf jeden Fall anders.
    Enttäuscht schüttelte er den Kopf. »Ihr Leute, ihr …« Er beendete den Satz nicht, breitete die Arme aus und ließ sie entmutigt wieder sinken. Finster blickte er aus dem Fenster und grübelte. »Razi, Razi«, murmelte er. »Was machen wir nur mit dir?«
    Immer noch ruhte Wynters eindringlicher Blick auf ihm, bis er endlich eine Grimasse zog und gereizt verkündete: »Bei Frith! Es sind alles Lügen! Wenn sich Razi endlich mal einen Ruck gibt und ein bisschen Spaß gönnt, dann holt er sich eine Frau ins Bett. Da – jetzt hast du es. Zufrieden? Viel Freude mit dem Wissen. Du kannst ihn weiterhin mit ungetrübtem Stolz und Liebe verehren. Er ist wundervoll und

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