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Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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Wynter vorbei und halfen ihrem Herrn zum Bett. Sólmundr sah sie fragend an, während sie Ashkr auf das Lager betteten, ihm Stiefel und Hemd auszogen.
    Einen Moment lang verharrten Wynter und Razi reglos, erschrocken über die Verfassung des blonden Mannes. Sólmundr sprach leise auf ihn ein, rieb ihm die Schultern und den Rücken, strich ihm das strähnige Haar aus dem schweißbedeckten Gesicht, aber man konnte nicht erkennen, ob Ashkr überhaupt wusste, wo er war. Mit leerem Blick starrte er die Zeltwände an, sein Atem ging ein wenig zu schnell.
    Als Razi Ashkrs blutleere, klamme Haut und seine riesigen Pupillen sah, stieß er auf Arabisch einen Fluch aus. Sólmundr aber sah ihn durchdringend an. »Raus!«
    Widerstrebend duckte sich Razi endlich durch den Eingang, und Wynter folgte ihm, die zerkrümelnden Haferküchlein in der Hand. Vor dem Zelt schnüffelten Ashkrs
Hunde; Razi schob sie einfach beiseite, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Sie jaulten und sprangen aus dem Weg, dann schlichen sie wieder zurück und schnupperten um den Eingang herum. Seite an Seite standen Razi und Wynter in der blendend hellen Sonne und hielten Ausschau nach ihrem Freund.
    Die Merroner liefen im Lager herum und unterhielten sich leise, und Wynter suchte ihre Reihen nach Christopher ab. Da bemerkte sie plötzlich seine vertraute Gestalt inmitten der Menge und empfand eine Woge der Erleichterung. Er stand auf seinen eigenen Füßen, er wurde nicht gestützt, und er unterhielt sich mit Wari und seiner Frau sowie den beiden älteren Musikern aus der Schenke.
    »Razi.« Sie nahm ihn beim Arm. »Da ist er.«
    Sofort riss Razi den Kopf herum, und Wynter spürte, wie sich seine Anspannung löste, als er Christopher entdeckte. »Gütiger«, hauchte er. »Ich bringe ihn um. Komm, Schwester, wir …«
    »Tabiyb.« Emblas samtige Stimme unterbrach ihn, und er und Wynter drehten sich um, als sich Embla von Úlfnaors schützendem Arm löste und in ihre Richtung taumelte. Ehrerbietig teilte sich die Menschenmenge für sie, Úlfnaor und Hallvor liefen ihr eilig hinterher, die Hände besorgt ausgestreckt. Unmittelbar vor Razi blieb Embla leicht schwankend stehen und musterte mit unstetem Blick sein Gesicht.
    »Embla«, sagte er. »Was hast du mit dir angestellt?« Er legte seine Hand auf ihr feuchtkaltes Gesicht. Ihre Augen bestanden nur aus Pupillen, die dunkelblaue Iris war von der Schwärze bis zum Rand gedrängt, und ihre Haut glänzte wie nasser Marmor. »Sieh dich nur an!«
    Etwas unsicher spreizte sie die Hände auf Razis Brust und verengte die Augen. »Tabiyb?«

    Razi strich mit dem Daumen unter Emblas Auge entlang und schüttelte missbilligend und sorgenvoll den Kopf. Unterdessen waren Úlfnaor und Hallvor hinter die beiden getreten; sie sprachen beschwichtigende Worte auf Merronisch und legten Embla die Hände auf die Schultern.
    Sanft nahm Úlfnaor die große Frau bei den Ellbogen und drehte sie von Razi weg. »Ist schon gut, Tabiyb«, sagte er freundlich. »Wir kümmern uns jetzt um sie.«
    Embla ließ sich friedfertig wegführen, konnte aber die Augen nicht von Razi lösen und reckte den Hals, um ihn im Blick zu behalten, während sie sich zwischen Úlfnaor und Hallvor durch die Zelte hindurch entfernte.
    Jetzt stupste Wynter Razi an. »Komm schon, Bruder«, flüsterte sie. »Wir holen Christopher.«
    Er stand immer noch plaudernd am Rande der Menge. Es war nichts Ungewöhnliches zu erkennen, doch als sie näher kamen, bemerkte Wynter, dass Waris croí-eile den großen Mann am Arm fasste und sich zum Gehen wandte. Im Umdrehen stolperte Wari, und seine Frau musste ihm die Hand auf die Brust legen, um ihn zu stützen. Wynter spürte, wie sie unwillkürlich die Zähne aufeinanderbiss; Razi stapfte entschlossen los.
    Eine der Musikerinnen entdeckte sie und sagte etwas, woraufhin sich Christopher ganz langsam umdrehte, das Haar hinters Ohr strich und etwas unbestimmt lächelte.
    »Was haben sie dir gegeben?«, bellte Razi noch im Gehen. »Was haben sie dir gegeben, Christopher?« Er sah ihm forschend in die riesigen Pupillen und drückte ihm die Finger an den klammen Hals.
    Ängstlich blieb Wynter neben ihnen stehen, Sólmundrs Haferküchlein an die Brust gepresst.
    »Tóg go bog é« , sagte Christopher. »Níl mé ag eitilt …«

    »Sprich vernünftig mit mir, Christopher!«, herrschte Razi ihn an.
    Die Musiker zogen die Augenbrauen zusammen und machten einen Schritt nach vorn, um sich schützend neben Christopher zu stellen.
    »Schon

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