Moorehawke 02 - Geisterpfade
besser aus.« Sie kniete sich neben Christopher.
»Wer hätte gedacht, dass man Vollkommenheit noch verbessern kann«, versetzte er mit tiefen Grübchen in den Wangen. »Aber wenn du es sagst.«
»Lass mich dich ansehen.« Brüsk packte Razi Christophers Kinn, hob sein Gesicht ins Licht und sah ihm in die Augen.
»Hör auf damit!« Christopher riss den Kopf weg.
Ungeduldig zog Razi ihn erneut zu sich heran und prüfte seine Pupillen. »Jetzt halt doch mal still.«
Christopher schlug seine Hände weg und schob ihn von sich fort. »Du sollst aufhören!«, knurrte er und hob den Fuß, als wollte er nach Razi treten. »Finger weg.«
Mit erhobenen Händen wich Razi zurück. »Christopher«, tadelte er, hielt aber Abstand. »Du warst in einem fürchterlichen Zustand, als diese Leute dich zurückgebracht haben. Dein Herz. Deine Temperatur .« Ärgerlich schüttelte er den Kopf. »Und Ashkr? Der Mann war ja überhaupt nicht mehr bei sich! Ich kann nicht zulassen, dass so etwas noch einmal geschieht.« Er machte eine herrische Geste. »Das ist mein voller Ernst. Was auch immer du und deinesgleichen da veranstaltet, ich kann nicht …«
»Razi!«, rief Christopher. »Lass mich in Ruhe. Das geht dich nichts an. Nichts, was diese Leute tun, geht dich etwas an; du musst dich da raushalten.« Einen sengenden Moment
lang blickten sich die beiden Männer finster an. Dann warf Christopher Wynter einen Seitenblick zu, und zu ihrer großen Erleichterung zwinkerte er ihr zu. »Keine verdammten Manieren«, meinte er.
»Ja, er ist sehr schlecht erzogen«, gab sie ihm recht. »Er war ein schrecklich wildes Kind.«
Bei dieser Respektlosigkeit knirschte Razi mit den Zähnen und wandte sich wutschnaubend ab.
»Nicht böse sein«, bat Christopher. »Es geht uns gut. Embla geht es gut. Das Sehen setzt uns nur immer für ein Weilchen außer Gefecht, das ist alles.«
Immer noch ohne ihn anzusehen, setzte sich Razi auf Emblas Bett. »Also«, sagte er. »Wir reisen morgen ab, Christopher? Willst du das immer noch? Ich soll dich und Wynter in die Wildnis führen. Ganz auf uns selbst gestellt.«
Christopher betrachtete ihn einen Moment lang sehr ernst. »O ja, Razi. Ich bin mehr denn je davon überzeugt, dass wir von hier fortmüssen.« Diese Worte beunruhigten Wynter, und Razi blickte auf. »Aber ich habe nachgedacht«, sagte Christopher weiter. »Du und Wynter, ihr habt recht – die Merroner sind tatsächlich unsere beste Chance, deinen Bruder zu finden. Es wäre Wahnsinn zu glauben, dass eine solche Gelegenheit zweimal kommt.«
»Das musst du mir nicht erklären!«, schimpfte Razi. »Was sie wissen, nützt mir überhaupt nichts, wenn wir nicht bleiben.«
»In zwei Tagen«, fuhr Christopher ungerührt fort, »wenn sie hier alles erledigt haben, werden Úlfnaor und seine Abordnung aufbrechen und die Reise zu deinem Bruder antreten. Mein Vorschlag wäre folgender: Wir drei sagen den Merronern morgen Adieu und ziehen fröhlich unseres Wegs. Wir reiten, tja … sagen wir mal, einen halben Tag. Und dann
schlagen wir unser Lager auf, solange … solange sie hier noch beschäftigt sind. Wir bleiben unter uns. Halten dich aus allem hier gänzlich heraus. Dann, wenn sie fertig sind, kommen wir zurück und beobachten sie aus dem Schutz des Waldes. Wir warten, bis Úlfnaor loszieht und …« Er hielt inne und breitete die vernarbten Hände aus. »Folgen ihm«, endete er zaghaft.
Geraume Zeit schwiegen Wynter und Razi.
»Christopher«, sagte Wynter schließlich sanft. Sie berührte ihn am Arm, doch er hielt weiterhin den Blick auf den Boden zwischen seinen nackten Füßen gerichtet. »Du willst, dass wir vortäuschen abzureisen, nur um später heimlich zurückzukehren und die Merroner auszuspähen?«
Christopher nickte mit zusammengekniffenen Lippen, seine Wangen und die Ohren färbten sich rosa. Wynter blickte kurz zu Razi. »Christopher«, fuhr sie dann fort. »Sólmundr hat uns erzählt, was sie mit Spionen tun. Er hat Razi gewarnt . Und diese Kriegshunde … sollten wir versuchen, uns in der Nähe zu verstecken, werden sie uns riechen. Innerhalb kürzester Zeit werden sie uns aufspüren.« Sie strich ihm über den Oberarm. »Wäre es nicht besser, einfach hierzubleiben?«, drängte sie. »Könntest du nicht versuchen, unsere Beziehung zu ihnen weiter aufzubauen? Vielleicht Úlfnaor überzeugen, dass wir mit ihnen reiten sollten? Das wäre doch gewiss klüger? Es wäre doch gewiss weniger gefährlich , als zu Spionen zu
Weitere Kostenlose Bücher