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Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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zeigen, soll den anderen beweisen, dass er sich in dir nicht getäuscht hat.«
    »Er lässt mich allein, aber er nimmt meine Familie mit
sich«, versetzte Razi ebenso gemessen. »Das ist keine so schwere Prüfung.«
    »Ich habe dich hintergangen«, widersprach Christopher. »Und Iseult ist mein croí-eile . Diese Menschen glauben, sie würden uns vor dir beschützen.« Er hielt inne, wartete auf Razis Entgegnung.
    Doch der hob nur den Kopf, um die auf Christopher wartenden Merroner zu betrachten, die Lippen immer noch zu jenem wissenden Halblächeln verzogen, und schließlich ging Christopher einfach fort, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    »Ich gehe jetzt, Razi«, flüsterte Wynter. Seine Miene veränderte sich nicht, und nach einer kleinen Weile nickte sie unbestimmt und legte sich das Waschzeug auf die Schulter. »Also gut, dann«, sagte sie. »Wir sehen uns später.«
    Damit ging sie los, ein ungutes Gefühl in der Magengegend, das Herz schwer.
    Als sie an ihm vorbeilief, winkte Sólmundr ihr müde zum Abschied.

Ceap Milleáin
    S o spät im Jahr und so hoch in den Bergen sickerte die Hitze rasch aus der Luft, und der Tag ging sehr schnell in die Nacht über. Als Wynter vom Fluss zurückkam, konnte sie die Angst vor den flugs wachsenden Schatten nicht unterdrücken. Seit zwei Tagen hatten die Wölfe nicht geheult. Razi war der Ansicht, dass sie umgekehrt waren, um ihre verlorenen Männer zu suchen. Hartnäckig behauptete er, dass sie weit hinter ihnen waren. Dennoch zog sich Wynter die Kapuze ihres Umhangs tiefer in die Stirn und beeilte sich, um mit den anderen Frauen Schritt zu halten.
    Sie bewegten sich leise, ihr Gang war federnd und zuversichtlich. Sich ihnen unerwartet zu nähern, wäre für niemanden leicht zu bewerkstelligen, und zum wiederholten Male ertappte sich Wynter dabei, sie gegen ihren Willen zu bewundern. Die Merronerinnen waren anders als alle anderen Frauen, denen sie jemals begegnet war, außer vielleicht Marni, und sie stellte fest, dass sie sich in ihrer unabhängigen, wehrhaften Gesellschaft wohler fühlte, als sie zugeben wollte.
    Hallvor schob die dunklen Äste beiseite, die über den Pfad hingen, und Wynter hielt sich dicht neben ihr. Die Heilerin trug ein Dutzend Fische an einer Stange über der Schulter, die in den hellen Lichtflecken des soeben aufgegangenen Mondes schimmerten. Auf ihrem schmalen Rücken hüpfte
ein Ranzen voller Haselnüsse und Wurzeln. Am Fluss war sie sehr freundlich zu Wynter gewesen. Obwohl sie sich nicht über Sprache verständigen konnten, hatte Hallvor ihr warmherzige, mütterliche Fürsorglichkeit vermittelt.
    Sie ist eine Mörderin , dachte Wynter. Eine religiöse Eiferin .
    Jetzt sah sich Hallvor zu ihr um und lächelte aufmunternd.
    Culland, einer von Úlfnaors Kriegshunden, trabte mit hängender Zunge neben ihr her, und Wynter fühlte sich von seiner wuchtigen Anwesenheit getröstet. Irgendwo zu ihrer Linken unterhielten sich Soma und die andere Kriegerin, Frangok, gedämpft miteinander, ihr Weg durchs Dickicht ein raunendes Wispern in der sinkenden Dämmerung. Auch von ihnen fühlte Wynter sich beschützt, auch sie waren freundlich gewesen.
    Embla haben sie ebenfalls beschützt , ermahnte sie sich. Zu Ashkr waren sie ebenfalls freundlich .
    Bedrückt und mit widerstreitenden Gefühlen stapfte sie weiter.
    Bald schon wehte der Duft von Holzrauch durch die Bäume, und Wynters Brust zog sich zusammen. Sie näherten sich dem Lager. Razi , dachte sie, durch das Zwielicht spähend, ich hoffe inständig, dass du nichts getan hast, was du bereuen wirst .
    Durch das schwankende Laub der Bäume hindurch wurde das sanfte Glühen der Lagerfeuer sichtbar. Die Frauen hielten inne, horchten auf Stimmen – nichts. Wynter lauschte nach Geräuschen – Stille.
    Hallvor gab dem Hund einen lautlosen Befehl, und er schoss los. Mit gezogenen Schwertern stürmten die Frauen ihm hinterher. Als sie in die flackernde Helligkeit der Lichtung traten, erstarrten ihre Mienen beim Anblick des menschenleeren Lagerplatzes zu Stein.

    Wynter sah sich verwirrt um. Zu ihrer Überraschung loderten beide Feuer fröhlich vor sich hin, ordentliche kleine Stapel von Holzscheiten warteten daneben. Sie hatte erwartet, dass sich Razi nur um ihr, nicht aber das Feuer der Merroner kümmern würde, doch es war deutlich zu erkennen, dass er sorgfältig beide geschürt hatte. Dennoch war Sólmundr fort, sein Umhang lag am Fuße des Baums, und von Razi war im stillen, knisternden Halbdunkel ebenfalls

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