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Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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sterben müssen, damit …«
    »Es ist die Pflicht eines Menschen, die zu schützen, die er liebt«, unterbrach Razi ihn ruhig. »Nicht, ihr Blut zu vergießen, weil er hofft, durch ihren Tod das eigene Leben zu erleichtern.«
    Úlfnaor zuckte zusammen. Einen Moment lang sah er Razi an, als blickte er in einen unerwarteten Abgrund, dann verhärtete sich seine Miene, und er fuhr etwas bitter fort: »Schöne Worte, Tabiyb. Worte, die würdig sind einer vollkommenen Welt. Aber ich glaube, dass ein Mann wie Ihr, ein Mann der Pflicht … ich glaube, dass Ihr vielleicht versteht, was es bedeutet, einen Freund zu opfern für etwas Größeres.« An dieser Stelle schnellte sein Blick zu Christophers verstümmelten Händen.

    »Was?«, rief Christopher entrüstet. »Ich habe nie … Razi, ich habe nie gesagt …«
    Razi stand langsam auf. »Eure Redezeit ist vorüber, Úlfnaor. Wir sind fertig.«
    Úlfnaor funkelte ihn böse an, doch Wynter hatte es ganz kurz in den Augen des Mannes aufblitzen sehen: die Äußerung über Christopher war ein Versuch gewesen, ins Blaue hinein geraten, und der Aoire war selbst erschrocken über die Wirkung.
    Sie legte Christopher eine Hand auf den Arm, und er drehte sich mit riesigen Augen zu ihr um.
    »Iseult! Ich hab nicht … ich würde niemals …«
    »Sch-sch.« Sie sah ihm in die Augen und drückte seinen Arm. »Das weiß ich doch.«
    »Ich meine es ernst, Úlfnaor«, knurrte Razi. »Ihr werdet nicht mein eigenes Versagen ausnutzen, um Eure feige, mörderische Wesensart zu rechtfertigen. Geht nun, ehe ich noch etwas tue, das ich hinterher bereue.«
    »Ich versuche nichts zu rechtfertigen«, widersprach Úlfnaor. »Ich versuche zu erklären, dass ich verstehe, was Ihr empfindet. Wie Ihr darauf brennen müsst, den Tod jener zu rächen, die eines Tages vielleicht Euer croí-eile geworden wäre.«
    Immer noch stand Razi steif vor ihm, der Schein des Feuers umkränzte sein Gesicht mit lebendigem Zorn. »Euer Verständnis ist mir gleichgültig«, zischte er. » Ihr seid mir gleichgültig, Úlfnaor. Ihr seid ein Mörder. Ein abergläubischer Feigling, und wenn ich Euch nicht brauchte , dann würde ich Euch das Herz aus der Brust schneiden und mit meinen eigenen Füßen in den Staub treten. Ich rate Euch, mich in Ruhe zu lassen. Ich rate Euch, jetzt zu gehen, da ich sehr nahe daran bin, meinen Gefühlen freien Lauf zu lassen.«

    Úlfnaor zögerte, er schien etwas zu überlegen, seine schwarzen Augen spiegelten die Flammen. Dann warf er unvermittelt seinen Umhang mit einer Schulter zurück und griff hinter seinen Rücken. Wie der Blitz waren Wynter und Christopher auf die Füße gesprungen und hielten ihre Dolche in Händen. Doch statt einer Waffe zog Úlfnaor ein wohlbekanntes Päckchen aus dem Gürtel und streckte es Razi entgegen. Wynter ließ sich zurück auf den Boden sinken.
    Es war die Mappe mit den Dokumenten.
    Razi hielt Christopher mit der Hand zurück. »Setz dich«, sagte er leise.
    Als Wynter und Christopher nach ihren Dolchen griffen, hatten auch die Merroner ihre Schwerter gezückt, doch Hallvor bedeutete ihnen nun, zurückzutreten. Sie fügten sich ihrer Anweisung, blieben aber wachsam. Úlfnaors Hunde verharrten an der Seite der Heilerin, der sie so unbedingt gehorchten wie ihrem Herrn. Sólmundr rührte sich nicht. Ohne eine Spur Überraschung erkennen zu lassen, ließ er von seinem Platz am Baum aus Úlfnaor nicht aus den Augen.
    Nun legte Úlfnaor die Mappe auf die Steine, die das Feuer eingrenzten. »Als meine Leute kamen zu mir und sagten, dass Prinzessin Shirken mich bittet, zu überbringen ihre Botschaft, da fragte ich mich: warum? Warum sollte diese Frau, diese …« Er stockte und betrachtete mit sichtlichem Abscheu das Bündel Papiere. Wynter bezweifelte nicht, dass ihm viele Worte durch den Sinn gingen, mit denen man Marguerite Shirken sehr gut beschreiben könnte: Wahnsinnige , zum Beispiel, blutrünstige Mörderin. Tyrannin .
    Úlfnaor riss den Blick von der Mappe los. »Sie, welche die Bäume unseres Heimatlandes mit den Köpfen unseres Volkes geschmückt hat, warum übergibt sie uns diesen so sehr wichtigen Auftrag? Und nicht nur will sie, dass Merroner die
Botschaft überbringen … sie will die Bären merroner, Tabiyb. Sie will mich .« Eingehend forschte er in Razis Miene nach Anzeichen, dass er verstand.
    Razi seinerseits musterte ihn von Kopf bis Fuß, ließ dann den Blick zu den Frauen und Männern auf der anderen Seite der Lichtung schweifen und setzte sich

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