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Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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weil sie nicht konnte; Razi, weil er nicht wollte.
    Also seufzte Úlfnaor und nickte. »Ich bin sehr traurig, dass er nicht mehr ist. Er war ein guter …«
    »Wagt es nicht …«, erregte sich Razi. »Wagt es bloß nicht, Lorcans Namen zu benutzen, um Euch bei mir einzuschmeicheln. Das dulde ich nicht.«

    Úlfnaor sah Razi geradewegs ins Gesicht. »Der Rote Falke hat meinem Volk erzählt, dass in diesem Königreich Gerechtigkeit nicht bedeutet, dass die Starken die Schwachen vernichten. Er sagte, dass in diesem Reich sogar die Schwachen und die sehr Niederen Gerechtigkeit bekommen können, weil der König hier, der Gute König Jonathon, etwas eingeführt hat, was er Verbriefte Rechte nannte. Ist das die Wahrheit?«
    Da Razi nicht erkennen ließ, dass er zu antworten gewillt war, ergriff Wynter statt seiner das Wort. »Ja, das ist die Wahrheit. König Jonathon hat verbriefte, für alle gültige Rechte und ein Rechtswesen eingeführt, in dem selbst die Geringsten gegen sogar die Höchsten ihre Streitfälle vor dem Gesetz verhandeln können.«
    Úlfnaor sah sie an, als wäre das mehr, als er sich jemals hätte erhoffen können. »Der Rote Falke, er sagte, dass all diese Gesetze niedergeschrieben sind, dauerhaft und unveränderlich.« Úlfnaor kritzelte mit den Fingern über seine Handfläche, als notierte er etwas. »Dass jeder Mensch, der zu lesen vermag, diese Gesetze anschauen kann und sich selbst überzeugen und dass deshalb immer leicht zu verstehen ist, was Recht und was Unrecht ist?«
    Wynter nickte. »Das stimmt. In jedem Rathaus gibt es Abschriften davon, für jedermann frei zugänglich.«
    »Für jeden, der zu lesen vermag«, murmelte Úlfnaor. »Hat Euer Vater Euch gelehrt, wie man liest, Coinín?«, fragte er Christopher.
    »Ja, das hat er«, gab Christopher mit einem wissenden Lächeln zurück.
    »Ja«, sagte Úlfnaor. » An filid Garron war immer sehr besorgt, dass die Merroner lernen das Lesen.«
    »Das war er wirklich.«

    »Euer Vater war sehr beharrlich in diesem Wunsch. Immer er hat gesagt, wir werden erst die Macht über unsere eigene Geschichte haben, wenn wir imstande sind, sie aufzuschreiben. Viel Ärger hat ihm das mit dem Rat eingebracht.«
    Christopher musterte ihn schweigend, das zarte Lächeln wirkte nun etwas bitter.
    »Euer Vater hatte Recht«, sagte Úlfnaor dann.
    »Das weiß ich«, entgegnete Christopher.
    »Diese Rechte«, wandte sich Úlfnaor nun zurück an Wynter. »Gelten sie für alle?«
    »Sogar für den König selbst.«
    » Sogar für den König? « Úlfnaor war fassungslos.
    Wynter bejahte.
    »Und ist es auch gewiss keine List?«, bohrte er nach. »Der König, er sagt nicht am einen Tag: ›Das ist Recht‹ und am nächsten: ›Das ist Unrecht‹, so dass man nie weiß, woran man ist?«
    Wynter wechselte einen kaum merklichen Blick mit Razi. Nicht bis vor kurzem , dachte sie, sagte aber: »Es ist eine sehr neue Form des Regierens, und deshalb ist es noch eine Umstellung für alle, aber der König ist entschlossen, es durchzusetzen. Und das wird er auch, falls dieses Missverständnis mit seinem Erben den Gang der Dinge nicht unterbricht und dauerhaft beschädigt.«
    »Dafür also setzt Ihr Euch ein, Tabiyb«, schloss Úlfnaor. »Zu bewahren diese Rechte.« Es war eine Aussage, keine Frage. Úlfnaor tippte auf die Mappe. »Während ich vielleicht dabei helfe, sie zu zerstören.«
    Verwundert blickte Razi Úlfnaor an. Diese merkwürdige Wendung des Gesprächs hatte ihn ganz unversehens aus seinen schwarzen Rachegedanken gerissen und ihn mitten ins Herz der Politik zurückversetzt. Wynter sah ihm an, dass er
durcheinander war und nicht wusste, wie er sich verhalten sollte.
    »Ich glaube«, sagte Úlfnaor nun, »dass Ihr ein sehr wichtiger Mann seid, Tabiyb – viel wichtiger als ein einfacher Bote. Habe ich Recht?«
    Razi entgegnete nichts, doch Úlfnaor nickte beifällig. »Wenn das stimmt, dann sage ich Euch jetzt, dass dies hier«, er bohrte den Finger in die Dokumentenmappe, »dass dies hier vergiften wird die Vision Eures Königs. Die Zukunft, auf die der Rote Falke so stolz war.« Er begegnete Razis Blick. »Das müsst Ihr sagen dem königlichen Prinzen, Tabiyb Razi. Ihr müsst sagen Eurem Prinzen, dass, gleich, was diese Hexe ihm verspricht, gleich, was sie von ihm als Gegenleistung erbittet, es sein Verderben sein wird. Tá go maith? «
    »Warum sagt Ihr ihm das nicht selbst?«, flüsterte Razi. Úlfnaor lachte. »Ich kann nicht eingehen das Risiko. Ich weiß nicht, woher

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