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Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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dass er sich danach sehnte, Sóls Gesicht zu berühren, sich danach sehnte, ihn zu wecken. Flüchtig, sehr flüchtig streiften seine schimmernden Fingerspitzen die Wange seines Geliebten, und Sólmundr stöhnte und erschauerte vor Schmerz. Verzweifelt zog Ashkr die Hand zurück, dann war er fort.
    »Warte!« Razis nachdrückliche Stimme schreckte Wynter auf. Er lag auf dem Rücken und starrte in das vom Mond bestrahlte Himmelsgewölbe, die Augen glitzernd vor Tränen. »Warte!«, klagte er. Über ihm war eine jähe, helle Bewegung zu sehen, wie ein Laken, das nach oben weggezogen wird, und Razi schloss die Hand in der leeren Luft, als wollte er es festhalten. »Bitte«, flüsterte er.
    Wynter folgte dem flackernden Licht, versuchte zu erkennen, ob es Embla gewesen war. Doch es war fort.
    Die Lichtung waberte noch etwas, dann wurde sie wieder klar und deutlich. Die Luft schnalzte zurück, und das Geräusch des Feuers sank unvermittelt in die Wirklichkeit zurück. Wynter atmete tief und gierig ein und sackte dann ermattet auf ihren Sattel zurück. Christopher neben ihr knurrte im Schlaf, die Miene finster.
    Razi aber saß kerzengerade auf seiner Matte, zunächst vollkommen regungslos, mit weit aufgerissenen Augen in die Luft starrend. Dann schlug er die Decke zurück und stand unbeholfen auf.
    »Razi!«, zischte Wynter ihm zu und richtete sich halb auf. »Was machst du denn?«
    Ohne sie im Geringsten zu beachten, taumelte Razi zu ihren aufgehäuften Habseligkeiten und wühlte fieberhaft darin, bis er seine Arzttasche gefunden hatte. Er erhob sich, die Tasche fest umklammert, und sah sich um, als wüsste er nicht
so recht, was er da eigentlich machte. Dann wirbelte er herum und lief rasch auf die merronische Seite des Lagers hinüber.
     
     
    »Sól.« Razi ging neben dem schlafenden Mann auf die Knie. »Wach auf.«
    Sein plumpes Eindringen in ihren Raum riss Hallvor und Úlfnaor aus dem Schlaf. Die Kriegshunde knurrten gereizt, standen aber nicht auf. Úlfnaor stützte sich auf die Ellbogen und runzelte die Stirn. »Was macht Ihr da?«, fragte er scharf.
    Jenseits des Feuers schnellten die anderen hoch, riefen durcheinander und tasteten auf allen vieren blind nach ihren Schwertern. » Cad é? «, fragte Wari. »Aoire?«
    Mit einer Geste gebot Hallvor ihnen, still zu sein, strich sich das vom Schlaf zerzauste Haar aus dem Gesicht und setzte sich auf. »Tabiyb?«, raunte sie Razi fragend zu.
    Razi beachtete sie nicht.
    »Sólmundr!«, wiederholte er. »Wach auf.«
    Die Krieger standen einer nach dem anderen auf, die Schwerter in Händen. Úlfnaor murmelte beschwichtigend: »Bígi ar bhur suaimhneas« , und bedeutete ihnen, sich wieder zu setzen, was sie widerstrebend taten.
    Jetzt schälte sich auch Wynter aus ihren Decken und stand auf. Sie steckte den Dolch in sein Futteral und beobachtete Razi, der Sólmundr auf die Wange klopfte und immer wieder seinen Namen rief. Der Krieger seufzte und machte einen schwachen Versuch, Razis Hand fortzuschieben.
    Hallvor nahm Sóls Hände in ihre und hielt sie ruhig.
    Razi sah die Heilerin an. »Er ist so schrecklich heiß. Ich würde ihn gern untersuchen, wenn ich darf? Ich … ich würde ihm gern meine Hilfe anbieten.«

    Úlfnaor übersetzte, und Hallvors Miene wurde weich. Doch sie schüttelte traurig den Kopf und sagte Razi damit, dass er nichts tun konnte.
    »Bitte!«, flehte Razi, woraufhin sie seufzend nachgab und sich vorbeugte, um ihm zu helfen.
    Wynter schielte zu Christopher; er war so erschöpft, dass er einfach weiterschlief. Noch zögerte sie, drehte ihm dann aber den Rücken zu und tapste vorsichtig über die Lichtung, um sich neben Razi zu stellen.
    Úlfnaor zog Boro beiseite, damit Razi Platz hatte, Sólmundrs Decke zurückzuschlagen und sein Hemd hochzuschieben. Der Verband war sauber und ordentlich, Hallvor hatte sich vorbildlich um ihren Freund gekümmert. Sólmundr lag inzwischen ganz ruhig an seinen Sattel gelehnt, die Augen halb geöffnet. Langsam und schwer strich der Atem durch seine müden Lippen, er schien kaum zu bemerken, wie Razi die Binden von seiner Wunde abwickelte, doch Hallvor hielt unablässig seine Hände an ihre Brust gepresst, und nach einer Weile wanderte sein Blick zu ihr, und er lächelte, als bemerkte er sie jetzt erst.
    »Hally«, hauchte er erfreut und überrascht.
    Hallvor murmelte etwas und drückte seine Hand.
    »Hally.« Ein vertrauliches Flüstern nun. »Bhí Ashkr anseo.«
    Hallvor und Úlfnaor wechselten einen erschrockenen Blick,

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