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Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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endlich fanden, war sie bereits verblutet.«
    Christopher regte sich auf seinem Platz, sagte aber nichts und fasste sie nicht an.
    Sie rieb sich die Stirn und erzählte weiter. »Albi wurde in jener Nacht geboren. Prinzessin Sophia lebte noch bis zum Morgen, dann starb auch sie. Niemand weiß so recht, warum, obwohl Razi einen Verdacht hat.« Nun hob Wynter den Blick und sah Christopher an. »Er macht für ihren Tod dasselbe verantwortlich, was auch Jonathons folgende beiden Gattinnen daran gehindert hat, Kinder auszutragen, dasselbe, was auch zu ihrem Tod führte. Gift.«
    Christopher setzte sich aufrechter hin. »Oh«, entfuhr es ihm.
    »Zwei Tage später kam Razi wieder in die Küche. Dieses Mal trug er den königlichen Prinzen im Arm, einen runden, strammen Säugling, so wurde mir erzählt. Erstaunlich, dass ein Vierjähriger ihn so weit tragen konnte.«
    »Warum hat er das getan?«, fragte Christopher ruhig.
    Wieder wandte Wynter den Blick ab. »Bist du je Razis Mutter begegnet?«
    »Ja.«
    »Was hältst du von ihr?«
    Christopher dachte länger darüber nach. »Ich glaube …«, begann er dann vorsichtig, »dass sie eine Frau ist, die es geschafft hat, sich in einer von Männern beherrschten Welt durchzusetzen. Es gibt an ihr viel zu bewundern.«
    Diese Antwort verblüffte Wynter derart, dass sie einen Moment lang sprachlos war. Christopher war der erste
Mensch, den sie je irgendetwas Anerkennendes über Umm-Razi Hadil bint-Omar hatte sagen hören. »Mein Vater nennt Hadil den ›verborgenen Dolch‹«, sagte sie.
    Christophers vergnügte Grübchen vertieften sich zu einem Grinsen. »Das ist auch sehr treffend. Aber warum brachte Razi seinen Bruder damals in die Küche, Wynter?«
    Rasch warf sie einen Blick Richtung Fluss. Razis Lockenkopf kam eben in Sicht, als er den Abhang zu erklimmen begann, deshalb fuhr sie hastig flüsternd fort: »Laut Marni war aus Razi nichts anderes herauszubekommen als ›meine Mutter sieht ihn an‹ . Egal, wie oft sie Albi zurück in seine Gemächer brachten, er wurde immer wieder in der Küche gefunden, neben mir in der Heukiste schlafend, während Razi zu unseren Füßen auf dem Boden saß.«
    Beim Klang von Razis Schritten auf dem trockenen Laub drehte Christopher den Kopf.
    »Razi hat uns unser ganzes Leben lang beschützt, Christopher. Er war unser Fels. Albi würde ihm nie etwas antun. Ich kann einfach nicht glauben, dass Albi ihm jemals etwas antun würde.«
    Nun kam Razi auf die Lichtung gestapft, den langen Leib vorwärts gebeugt unter der Last der Wassersäcke und seinen schweren Gedanken. Ächzend blickte er auf und blieb dann stehen, als er sie beide plaudernd im Schneidersitz entdeckte. »Ihr vermaledeiten Faulpelze«, rief er. »Ihr habt keinen Finger gerührt, seit ich losgegangen bin!«
     
     
    »Hmm … zehn Tage«, überlegte Razi.
    Alle drei hatten sie fertig gepackt und kauerten nun über Wynters Landkarte. Die Sonne war gerade aufgegangen, die Hitze bereits drückend und die Fliegenschwärme schon unterwegs.
Wynter blinzelte sich Schweiß aus den Augen, während Razi mit dem Finger den Weg aus dem Indirie-Tal bis hinunter zu der Stelle, an der sie gelagert hatten, auf dem Pergament nachzog. »Zehn Tage«, wiederholte er und tippte nachdenklich auf die Karte.
    »Ohne zu wissen, wie die Lage zu Hause aussieht, ist das eine lange Zeit«, sagte Wynter. »Wir müssen herausfinden, für wen die schwarzen Fahnen gehisst wurden, Razi.«
    Er sah sie an, und beide wandten fast unverzüglich den Blick wieder ab. Für einen kurzen Moment herrschte Schweigen, sie starrten auf die Karte.
    »Wir könnten in einer Schenke einkehren«, schlug Christopher ruhig vor. »Es gibt keinen besseren Ort für Gerüchte und Neuigkeiten.«
    Wynter zog die Augenbrauen hoch. Kein schlechter Einfall. »Die nächste Schenke liegt … hier.« Sie zeigte auf die Wherry Tavern, ein Fährhaus mit Raststätte an der Fährstelle. »Das sind nur fünf Tagesreisen, und es liegt auf unserem Weg.«
    Razi beugte sich vor.
    »Nein, da ist noch eine«, sagte Christopher.
    »Meinst du das Orange Cow?« Wynter fuhr mit der Fingerspitze den Fluss hinauf bis zu dem Gasthaus an der Wegkreuzung. »Das sind aber sieben Tage. Wir sollten besser …«
    »Nein.« Sanft, aber bestimmt schob er ihre Hand beiseite und drehte die Karte zu sich um. »Ich bin ganz sicher, dass ich eine …«
    »Christopher«, sagte Wynter geduldig. »Ich habe diese Karte so oft studiert – es gibt nur zwei Schenken.«
    »Warte,

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