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Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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warte.« Er hob die Hand und suchte das Pergament ab. »Was für eine Karte ist das?«

    »Eine Kaufmannskarte, eine der Händlergilde.«
    »Aha!« Aufgeregt hob Christopher den Kopf, Razi und er grinsten sich an. »Unsere sind nicht ganz so vornehm.« Er ging das Kästchen mit ihren Landkarten aus seiner Satteltasche holen. »Schau!« Er breitete ein Pergament über Wynters aus. »Hier.« Sein Finger zeigte auf einen winzigen Punkt mitten im tiefsten Wald, weniger als einen Tagesritt entfernt. Mit Nachdruck klopfte er auf die Karte, und Wynter riss sich mit Gewalt vom Anblick seiner furchtbaren Narben los, um sich der fraglichen Gegend zuzuwenden. »Das hier ist eine Teerbrennerkarte, Wynter. Zeigt all die kleinen Rasthäuser, in die ein Kaufmann freiwillig keinen Fuß setzen würde.«
    »Das wäre ein Umweg von weniger als zwei Tagen«, murmelte Razi. »Ich finde, das wäre es wert.«
    »Ja, stimmt.« Wynter betrachtete den unscheinbaren Ort. »Ob sie dort wohl ein Badehaus haben? Nach sieben Tagen, ohne mich anständig zu waschen, stinke ich allmählich wie ein Nordländer.« Sofort errötete sie, erschrocken über sich selbst. »Oh, Chris! Entschuldige!«
    Knapp blitzten seine Grübchen auf, ohne dass er den Blick von der Karte nahm. »Ist schon gut«, gab er zurück. »Ihr Südländer seid ja völlig verrückt nach Wasser und Seife. Beinahe so schlimm wie die da.« Er zeigte mit dem Daumen auf Razi.
    »Ich bin Südländer«, entgegnete Razi milde, und nun war es Christopher, der rot wurde und eine Entschuldigung nuschelte. Doch Razi kaute nur friedlich weiter auf dem Bohnenstängel, den er in seinem Frühstück gefunden hatte. »Ein Bad klingt gut«, sinnierte er und rieb sich das Kinn. Die Stoppeln sprossen nun bereits seit über sieben Tagen, der Beginn eines bewundernswert dichten und lockigen Barts.
»Ja«, meinte er, »dagegen hätte ich überhaupt nichts einzuwenden.«
    »Ich muss zugeben, es macht süchtig«, gestand Christopher widerwillig ein. Umständlich versuchte er, sich am Rücken zu kratzen. »Wenn man erst einmal damit angefangen hat, mag man nicht mehr darauf verzichten.«
    »Also gut.« Razi streckte den Arm aus und kratzte Christopher zwischen den Schulterblättern. »Pack die Karte weg, mein Freund, und dann reiten wir los und verschaffen uns ein Bad.«
    Christopher stand auf und verstaute das Kartenkästchen an seinem Sattel, und Wynter rollte ihre ebenfalls zusammen. Sie war so in Gedanken versunken, dass sie zusammenzuckte, als Razi ihr Handgelenk umschloss.
    »Wynter.« Seine tiefe Stimme war leise. »Ich möchte, dass du Christopher bittest, dich nach Hause zu bringen.« Als sie die Stirn runzelte, drückte er fester zu. »Er mag dich sehr, Schwesterchen. Er würde es tun, wenn du ihn darum bittest.«
    Sie sah ihm fest in die Augen und löste seine Finger von ihrem Arm. »Beleidige uns nicht noch einmal«, sagte sie. »Das werden wir nicht dulden.« Unter ihrem Blick sank er in sich zusammen, seine Verzweiflung war fast greifbar, und sie konnte nicht anders, als ihn für seine Sorge um sie zu lieben. »Razi«, sagte sie sanft. »Ich bleibe, und damit Schluss.«
    »Ach, Wyn.«
    Liebevoll rubbelte sie ihm durch den Bart. Er war überraschend weich. »Das gefällt mir«, sagte sie lächelnd. »Steht dir gut.«
    Razi verdrehte die Augen. »Aber sicher! Ich sehe wahrscheinlich aus wie ein knurriger alter Imam.«
    Wynter strich über die weiße Narbe an der Stelle, an der
seine Lippe unter dem Hieb seines Vaters aufgeplatzt war, dann drückte sie ihm den Finger auf die Nasenspitze. »Mir gefällt’s. Ich finde, du siehst aus wie ein Pirat!«
    Damit tätschelte sie ihm das Knie und ließ ihn allein dort sitzen und seine Hände anstarren, während sie zu Christopher lief, um noch einmal nach den Pferden zu sehen.

Die Teerbrenner-Schenke
    H immel, das ist aber wirklich abgelegen.«
    »Ich kann mir kaum vorstellen«, seufzte Razi, »dass wir hier zu unserem Bad kommen, Schwesterchen. Sehr wahrscheinlich ist dieses ›Gasthaus‹ eher ein Zelt mit einem Fass als Tisch und Baumstümpfen als Hocker.«
    »Hier erfahren wir ganz bestimmt keine brauchbaren Neuigkeiten!«, rief Wynter. »Welche Sorte Kundschaft besucht denn eine solch einsame Schenke? Bären? Füchse vielleicht? Dachse?«
    Den größten Teil des Tages waren sie einem ausgetretenen Eselspfad durch den tiefen, finsteren Kiefernwald gefolgt. Der Weg war nicht breit genug, um zu dritt nebeneinander zu reiten, daher ritt Christopher etwas

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