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Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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unmittelbaren Umgebung des Schlosses konnte jeder große, dunkelhäutige Mann leicht als Razi durchgehen, besonders wenn er umgeben war von Rittern, die sich vor ihm verneigten und ihn »mein Fürst« nannten. Nach allgemeiner Überzeugung war seine Hoheit, der königliche Prinz Razi – Giftmischer, Thronräuber und eiskalter Ränkeschmied – auf dem Weg nach Padua und für etwa einen Monat von der Bildfläche verschwunden. Somit konnte das höfische Leben wieder etwas zur Ruhe kommen und Razi selbst ungestört und in aller Stille die Wahrheit über die schreckliche Kluft zwischen seinem Vater und dem wahren Thronerben aufzudecken versuchen.
    Christopher kicherte leise. »Ein ganz schön hinterlistiger Bursche, unser Raz, was? Kein Wunder, dass ich ihn beim Schach nicht besiegen kann.«
    Wynter wandte sich zu ihm nach vorn, und sie lächelten einander durch die Wolke von Fliegen hindurch an.
    Plötzlich wieherte Razis Pferd, und er selbst stieß ein lautes, zermürbtes Knurren aus. »Du großer Gott!«, rief er. »Nichts wie weg von diesem verfluchten Geschmeiß, bevor wir noch leergesaugt werden!«
     
     
    Während der Eselspfad mit jeder Meile holpriger und die Fliegen immer aufdringlicher wurden, bahnten sie sich ihren Weg zwischen den Bäumen hindurch. Wynter fragte sich
schon insgeheim, ob sie jemals ankämen, als Christopher eine Hügelkuppe erreichte und sein Pferd zum Stehen brachte.
    Umgeben von gigantischen Kiefern zu beiden Seiten des Pfads zeichnete sich seine im Vergleich beinahe zwergenhafte Gestalt scharf gegen den offenen Himmel über der Wegbiegung ab. Wynter sah ihn den Kopf senken, als blickte er in ein Tal hinab.
    »Bei Frith«, sagte er und zog sich das Tuch vom Gesicht. » Damit hatte ich nicht gerechnet.«
    Wynter und Razi lenkten ihre Pferde zu ihm hinauf. Sobald sie auf der Anhöhe angelangt waren, spürten sie eine erfrischende Brise, die aus dem Tal emporwehte, und die Fliegen verschwanden wie weggezaubert. Beide nahmen sie ihren Gesichtsschutz ab und wischten sich den Schweiß von der Stirn. Wynter stieß einen überraschten Pfiff aus.
    Vor ihnen breitete sich eine großzügige Fläche gerodetes Land aus, mindestens vierzig Morgen, säuberlich unterteilt in Koppeln und Äcker, durch deren Mitte das helle Band eines Bachs floss. Im Herzen des Gehöfts lag, in einige Morgen gemischter Obstwiesen geschmiegt, eine große, ordentliche und gut gepflegte Ansammlung von Nebengebäuden und Ställen hinter einem stattlichen Holzhaus, das die Schenke darstellen musste.
    Der Geruch von Holzrauch und Essen drang mit dem sanften Wind in ihre Nasen, und Wynter hörte die Mägen der beiden Männer knurren, kurz bevor sich ihr eigener meldete.
    »Gekochter Hammel mit Soße«, stöhnte Christopher.
    »Ein Bad«, seufzte Wynter.
    Von Razi kam zunächst nur Schweigen, während er das Anwesen genauestens in Augenschein nahm. »Bleibt wachsam, ihr beiden«, mahnte er schließlich. »Und haltet eure Dolche bereit. Das hier sieht mir mächtig reich aus für eine
gewöhnliche Bauernschenke.« Dann trieb er mit einem Schnalzen sein Pferd an und ritt voran den steilen Abhang ins Tal hinunter.
     
     
    »Sollen wir die Pferde absatteln?«, fragte Wynter, als sie sich dem Gasthaus näherten. Immer noch befanden sie sich etwas oberhalb der Gebäude und konnten in den Innenhof blicken. Eine lange Reihe Mulis wartete geduldig an einem Geländer, alle gebeugt unter der Last gefüllter Teerfässer. Zwei gesattelte Pferde waren ebenfalls dort angebunden, und ein kleines Fuhrwerk mit Waren, auch das voll beladen, stand an der Mauer. Hunde rappelten sich müde auf, trotteten zum Tor und beobachteten die drei Reiter auf ihrem Weg den Hügel hinab.
    Unschlüssig sah sich Razi um. »Nicht sofort«, sagte er. »Wir nehmen alle Wertsachen mit und kundschaften erst einmal die Lage aus. Wenn wir uns wohlfühlen, können wir einem Burschen auftragen, sich um die Pferde zu kümmern.«
    Nun begannen die Hunde zu bellen, rannten vor und zurück, sprangen aufgeregt umeinander herum. Ein Mann trat aus der Tür und wischte sich die Hände an einem Tuch ab. Er brüllte die Hunde an, Ruhe zu geben, dann wandte er den Blick dem Abhang zu und hob nachlässig eine Hand zum Gruß. Christopher erwiderte die Geste, und der Mann ging zurück ins Gasthaus, ohne die Tür hinter sich zu schließen. Zwei weitere Männer stellten sich in den Eingang, spähten neugierig hinaus und verschwanden wieder in der Schenke.
    Unruhig rutschte Wynter im Sattel

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