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Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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Augen des Mädchens leuchteten in falschem Verständnis auf. »Ach so!«
    »Er meint nicht mich!«, rief Wynter erschrocken.
    »Wir möchten einfach nur etwas essen, gute Frau. Wenn es recht wäre?«, grinste Christopher. Seine Grübchen zeigten sich in voller Pracht, und Wynter konnte zusehen, wie das Mädchen unter seinem unerbittlichen Charme dahinschmolz. »Also dann.« Er klatschte in die Hände. »Wie ist denn der Hammel so, und ist Soße dabei?«

Recht geschehen
    D er Hammel war köstlich, wenn man Christophers leisen Seufzern und verzücktem Stöhnen glauben durfte. Wäre Wynter nicht so vollauf mit ihrem eigenen Essen beschäftigt gewesen, hätte sie ihn gnadenlos damit aufgezogen. Selbst Razi wirkte ganz entrückt und aß mit stillem Genuss, bis er den letzten Rest seiner gebratenen Zwiebeln mit einem Stück Roggenbrot aufnahm, tief Luft holte und den leeren Teller wegschob. »Herrlich«, verkündete er.
    Ohne viel Hoffnung untersuchte Wynter ihr jetzt leeres Stück Tellerbrot und überlegte, ob es wohl ein Zeichen schlechter Kinderstube wäre, es aufzubrechen und die Soße herauszusaugen. Bevor sie sich entscheiden konnte, kam der Wirt gemächlich an ihren Tisch, um ihre Teller und Seidel abzuräumen, also schob sie ihm widerstrebend auch ihren zu.
    »Was gibt’s Neues in der Welt?«, fragte er, das Geschirr auf den Arm stapelnd. »Jetzt, wo ihr nicht mehr so verhungert ausseht.«
    Razi lehnte sich zurück, zog einen Zahnstocher aus seinem Beutel und begann, sich die Zähne zu reinigen. Seit man sie fälschlicherweise für Diebe hielt, verzichtete er weitgehend darauf, seine gebildete Stimme zu erheben, und überließ Christopher das Reden. Wynter als Frau wurde entweder
Ziel lüsterner Blicke oder überhaupt nicht beachtet; von ihr erwartete der Wirt keinerlei Entgegnung.
    »Wir sind nicht auf dem neuesten Stand«, gab Christopher zurück, »da wir uns ein Weilchen zurückgezogen haben.« Alles außer seinen Augen lächelte, und das verlieh seinen Worten einen gefährlichen Unterton. Der Wirt nickte verschlagen, als wüsste er genau, was Christopher meinte.
    »Obwohl wir gestern auf der Straße Kavallerie gesehen haben«, warf Wynter ein.
    Alle Köpfe im Raum schnellten hoch, und einer der Männer am mittleren Tisch fragte scharf: »Was für eine Straße? Welche Richtung?«
    Christopher warf ihm einen kurzen Blick zu. »Nach Norden«, antwortete er. »Vermutlich zur großen Wegkreuzung, nehme ich an.«
    Daraufhin beruhigten sich die rauen Gesellen wieder, aber die Anspannung verschwand nicht vollständig aus ihren Mienen. Die Hofhunde bellten, und einer der Teerbrenner drehte sich zum Fenster um und blickte hinaus. »Da kommen noch mehr Teerer«, sagte er. »Sind noch weiter oben im Tal.«
    Der Wirt brüllte in die Küche: »Teerer sind da. Setzt Wasser auf. Sagt den anderen Weibern, sie sollen die Zimmer vorbereiten.« Dann wandte er sich zurück an Christopher und hob auffordernd eine Augenbraue.
    »Die Kavallerie hat schwarze Fahnen geführt«, erzählte Christopher weiter. »Und die Federbüsche waren abgeknickt.«
    »Das ist bloß wegen dem toten Prinz«, erklärte einer der Männer.
    Wynter spürte alle Farbe aus ihrem Gesicht weichen, und Razi rutschte langsam vor auf die Stuhlkante. Unter
dem Tisch streckte er die Hand aus, und sie ergriff sie verstohlen.
    »Welcher Prinz?«, fragte Christopher heiser.
    »Na, der …«, begann der Mann am Kamin.
    »Was wird wohl die kleine Moorehawke-Dirne jetzt anfangen, frage ich mich?«, unterbrach ihn einer der Teerbrenner, versonnen in den Zähnen stochernd, und Wynter spürte Razis Griff fester werden.
    »Die muss zurück zum Schloss und sich dem König auf Gnade und Ungnade ausliefern.«
    »Aber der bringt sie um, wegen dem, was sie getan hat, verdammt. Die sollte sich lieber aus dem Staub machen.«
    »Ach, die ist doch längst tot.«
    »Aber ihre Leiche haben sie nicht gefunden!«
    »Ist doch einerlei. Nach dem, was sie mit dem Araber angestellt haben – wer weiß, was sie mit ihr machen würden. Das ist verflucht nochmal barbarisch gewesen, jawohl.«
    Wynter blinzelte. Ihre Augen fühlten sich rau und heiß an. Nach dem, was sie mit dem Araber angestellt haben .
    »Recht ist es ihm geschehen. Der hinterhältige Teufel hat gekriegt, was er verdient hat.«
    Steif und reglos saß Razi da, unter dem Tisch zerquetschte er Wynter beinahe die Hand.
    Stockend hörte sie Christophers Stimme durch den Nebel ihrer Benommenheit krächzen: »Was … was haben sie

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