Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
Vom Netzwerk:
sich die Tücher vors Gesicht. Wynter schlug nach dem Geschmeiß und grummelte verdrossen vor sich hin, als Razi plötzlich sein Pferd zügelte und den Weg vor ihr versperrte. Vorsichtig brachte sie Ozkar Hals an Hals mit seiner großen dunklen Stute zum Stehen. Hinter ihnen hielt auch Christopher an, lautlos und wachsam.
    Razi hatte den Blick starr geradeaus gerichtet.
    »Was ist denn?«, zischte Wynter. Sie spähte in den Wald, sah aber nichts.
    »Pst.« Razi hob die Hand. »Horcht.«
    Sie warteten einen Moment lang ab, ihre Pferde schnaubten und stampften. Dann hörte Wynter es ebenfalls, wenn auch in einiger Entfernung – ein Hämmern und vereinzelte Rufe. Irgendwo dort vorn wurde ein großes Lager aufgeschlagen – oder vielleicht noch wahrscheinlicher abgebaut. Der Regen hatte aufgehört, und die Reisenden machten sich aufbruchbereit.
    Wynter warf Razi einen Seitenblick zu. Möglicherweise hatten sie die Besitzer des Silberglöckchens gefunden.
    Alle drei glitten aus den Sätteln, banden die Pferde fest
und liefen los. Am Fuße eines flachen Hügels hielten sie an, kauerten sich auf den Boden und rasteten kurz, um Atem zu schöpfen. Das Lager befand sich jenseits der Anhebung, außer Sichtweite, doch die Männer sprachen während der Arbeit laut miteinander.
    Christopher machte Anstalten, voranzukriechen, doch Razi hielt ihn am Ärmel fest und zog ihn zurück. »Du bleibst hier, Chris. Halt nach Wachen Ausschau, während ich mich umsehen gehe.«
    Christopher sank zurück auf den Waldboden. »Was?«, fragte er verdutzt.
    »Es ist mein Ernst; ich möchte, dass du hierbleibst. Du musst uns warnen, falls jemand kommt.«
    Christopher legte den Kopf in den Nacken und sah Razi in die Augen. Dann wandte er sich forschend an Wynter. Sie wich seinem Blick aus und suchte die Kuppe des Hügels ab. Christopher verengte die Augen; er wusste, dass sie ihm etwas verheimlichten. »Lass Wynter Wache halten«, sagte er tonlos. Dann entwand er sich Razis Griff mit einem Ruck und robbte entschlossen los.
    »Mist«, stieß Razi hervor.
    Wynter seufzte nur und folgte Christopher bergan.
    Weder sie noch Razi konnten Christophers geschmeidigen Bewegungen folgen, und er erreichte die Kuppe, als sie erst drei Viertel des Wegs zurückgelegt hatten. Wynter sah ihn oben an der Kante kurz verharren und dann vorsichtig den Kopf recken, um hinunter ins Lager zu schauen. Gerade blickte sie über die Schulter, um zu sehen, ob Razi ihn ebenfalls beobachtete, da schrak sie zusammen, weil etwas Großes und Flaches an ihr vorbei den Hügel hinabsauste.
    Hastig presste sie sich in die Kiefernnadeln, da sie annahm, ein großes Tier müsse einen Satz über die Kuppe gemacht
haben. Doch es war Christopher, der völlig außer sich und mit irrsinniger Geschwindigkeit rückwärts den Hang hinunterkrabbelte. Ehe Wynter sich’s versah, war er schon weit unterhalb von ihr kurz vor dem Fuße des Hügels angekommen. Sein Gesicht erschreckte sie zu Tode, so verzerrt war es; die Zähne waren gefletscht, die Augen starr – was er dort oben auch gesehen haben mochte, er wollte so schnell wie möglich fort davon.
    Razi streckte den Arm nach ihm aus, erwischte ihn aber nicht, und Wynter begriff sofort, dass Christopher vergessen haben musste, dass sie beide da waren. Er war nur noch besessen von dem Drang zu fliehen, und sobald er unten angelangt war, kam er auf die Füße und rannte los.
    Es dauerte nur einen Moment, bis auch Razi rückwärts den Abhang hinunterhastete, gefolgt von Wynter. Sie jagten ihrem Freund hinterher, liefen so schnell sie konnten lautlos zwischen den Bäumen hindurch, um den zu Tode verängstigten Christopher einzuholen.
    Als sie die Pferde erreichten, zerrte er bereits ungeschickt am Strick seiner Stute, und ehe Wynter ihn erreichen konnte, warf er sich in den Sattel. Also stürmte sie zu Ozkar, da sie davon ausging, dass sie alle drei aufsitzen und so schnell und so weit wie möglich das Weite suchen würden. Razi jedoch rannte quer über die Lichtung, schlang seine starken Arme um Christopher und holte ihn gewaltsam vom Pferd.
    Als Razi ihn rückwärts schleifte, stieß Christopher einen schrillen Schrei aus, und dann verfiel er in eine unheimliche, völlig geräuschlose Raserei. Razi hatte sein rechtes Handgelenk umklammert und den linken Arm gegen seinen Körper gepresst; trotzdem wand sich Christopher wie ein Aal, und Razi musste all seine ungeheure Kraft aufwenden, um ihn festzuhalten.

    »Warte mal«, murmelte Razi. »Warte

Weitere Kostenlose Bücher