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Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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murmelte er dann. »Wie wunderbar.«
    Jetzt war Wynter durch und durch verwirrt und sehr betrübt über das offenbar beiden Männern bekannte Geheimnis, das ihren Horizont restlos überstieg. »Warum ist er so wütend, Razi?«
    Razi blickte sie gutmütig an. »Weil er ein guter Mann ist, Schwesterchen.« Er zog eine Grimasse und setzte sich neben Wynter auf den Felsen. »Na gut«, sagte er schließlich. »Ich weiß zwar gewiss nicht so viel über die weibliche Seite der Dinge wie die Merronerinnen – empfängnisverhütende Aufgüsse und solcherlei -, aber ich erkläre dir, was ich kann, wenn ich darf?«

    Starr hielt Wynter den Blick auf den Fluss gerichtet, während Razi ihr alles erzählte, was er wusste. Als er endlich zu reden aufhörte und sich mit den Händen über das erhitzte Gesicht strich, befürchtete sie, ihm vielleicht nie wieder in die Augen sehen zu können – doch sie fühlte sich auch unendlich stark und befreit und mächtig. Es war, als hätte Razi eine Tür aufgestoßen und ihr eine unermessliche Fülle von Möglichkeiten gezeigt, wo sie einstmals nur eine einzige vermutet hatte.
     
     
    Als Christopher zurückkam, sattelten sie gerade ihre Pferde. Er wirkte betreten und zerknirscht, und Razi musste sich ein Grinsen verbeißen, als er den Spaten zurücknahm.
    »Tut mir leid«, sagte Christopher mit gesenktem Blick.
    Razi versetzte ihm einen leichten Klaps auf den Kopf. »Nein, das tut es dir nicht!«, entgegnete er verschmitzt und trat an sein Pferd, um das Gerät zu verstauen.
    Mit ratloser Miene rieb sich Christopher den Schädel. Da baute sich Wynter vor ihm auf und sah ihn durchdringend an. Als er ihren Blick endlich erwiderte, verblüffte sie ihn, indem sie sich auf die Zehenspitzen stellte und ihn weich auf die Lippen küsste. Den Bruchteil einer Sekunde blieb er vollkommen reglos, dann presste er seinen Mund fest auf ihren, so dass sich ihrer beider Lippen zart öffneten. Sie fassten einander nicht mit Händen an, es gab nur diese eine köstliche Berührung. Doch unmittelbar bevor sie sich vom anderen lösten, streifte Christophers Zungenspitze sanft über die von Wynter, und es fühlte sich an, als hätte er sie vom Scheitel bis zu den Fußsohlen gestreichelt.
    Mit einem leisen Seufzen zog Wynter den Oberkörper zurück, und eine Zeit lang standen sie beide einfach nur da,
die Augen geschlossen, die Köpfe noch im gleichen Winkel geneigt, in dem sie ihren Kuss beendet hatten. Dann hüstelte Razi verhalten hinter ihnen, und sie wandten sich blinzelnd voneinander ab. Als sie schließlich wieder auf den Pferden saßen und sich auf den Weg machten, hatte Wynter ein Lächeln auf dem Gesicht, und Christopher summte vor sich hin.
     
     
    Das Gewitter erreichte sie zur Dämmerung, und eilig schlugen sie im rasch um sich greifenden Zwielicht ihr Lager auf. Sie schafften es gerade noch, ihre Habseligkeiten unter dem Leintuch in Sicherheit zu bringen und die Schlafmatten auszurollen, bevor sich die Himmelsschleusen öffneten und sich ein heftiger Sturzbach ergoss.
    Alle drei hechteten sie ins Zelt und lagen im Dunklen, lauschten dem Regen, der auf den widerstandslosen Wald eintrommelte. Zu Wynters Füßen zog sich Razi den Umhang bis zum Kinn und bettete den Kopf auf seinen Sattel. Christopher hatte die Arme um sie gelegt und drückte sie kurz fest, dann spürte sie, wie er ihr einen Kuss in den Nacken gab und sich zum Schlafen einkuschelte.
    Von den anderen Reisenden war keine Spur mehr zu entdecken gewesen. Beim Eindösen dachte Wynter, dass sie irgendwo dort draußen waren und ebenso wenig etwas von ihrer Anwesenheit auf der Erde ahnten wie all die kleinen Tiere der Nacht. Sie stellte sich die beiden Lagerplätze vor, wie Gott sie sehen musste, winzig und unbedeutend, ihre Pfade als feine Fäden auf der Landkarte der Welt ausgelegt, die einander ein einziges Mal kreuzten und dann niemals wieder. Mittlerweile war auch der Donner über ihren Köpfen angekommen, und Wynter zuckte zusammen, als er seinen
Zorn vom Himmel brüllte. Christopher nahm ihre Hand und drückte seine Stirn an ihren Rücken. Razi schnarchte leise im Halbdunkel. Noch tiefer kuschelte sich Wynter in die Wärme ihres Umhangs, und schon zog sie der Schlaf hinab. Alles um sie verlor sich in Finsternis und gedämpften Geräuschen.

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