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Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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Wynter.
    »Über zehn Monate, wenn man die Bootsfahrt und den Zug über die M…m…m… die Märkte mitzählt.« Wenn man vom Stottern absah, klang Christophers Stimme vollkommen gleichmäßig und ruhig. Nun drehte sich Razi vollends um. Offen blickte Christopher ihm in die Augen.
    »Reisen sie immer so?«, fragte Razi. »So auffällig? Das ganze Rudel?«
    Christopher nickte. »Ich habe noch nie erlebt, dass sie sich zu verstecken versuchen. Jeden Abend stellen sie die Zelte auf, schön gemütlich. Wenn sie Wa… Wenn sie Gefangene bei sich haben, bauen sie ihnen einfache Unterstände, und manchmal gestatten sie ihnen auch ein Feuer, aber die Wölfe schlafen in den großen Zelten mit ihren … mit den …«
    »Aha.« Razi hob die Hand, und Christopher brach dankbar ab. »Halten sie sich dicht bei ihrem Lager? Müssen wir damit rechnen, dass sie Streifzüge unternehmen? Auf die Jagd gehen?«
    Christopher schüttelte den Kopf. »Nicht, solange sie nicht auf Beutezug sind. Sie haben es gern bequem, die Wölfe.« Einen Moment lang versank er in Gedanken. Beim Anblick seiner so ungewohnt trüben Augen hatte Wynter einen wütenden Kloß im Hals; er fühlte sich an wie ein Klumpen ungekautes Fleisch. »Wenn sie auf Beutezug sind oder einen … einen … Besuch, wie sie das nennen, vorhaben, dann wird das Lager aufgeschlagen, und die meisten der Brüder gehen … auf Besuch … während die anderen bleiben und auf die Waren aufpassen.« Dieses Mal machte sich Christopher
nicht die Mühe, sich zu verbessern, er war im Geiste zu weit entfernt. Dann fing er sich plötzlich wieder und warf Razi einen scharfen Blick zu. »Aber sie gehen doch hier nicht auf Beutezug, oder, Razi? Sie machen doch hier keine Besuche, oder ?« Ganz unvermittelt wurde seine Stimme hart und bitter. »Du sagtest, sie kämen überhaupt nicht hierher .«
    Razi zuckte zusammen und wandte sich beinahe ab. »Also«, sagte er gepresst, ohne auf Christophers Frage einzugehen, »bewegen sie sich schnell fort? Wenn sie ihr Lager erst abgebrochen haben? Legen sie große Strecken zurück?«
    »Sie hatten keine Ware bei sich«, entgegnete Christopher, ohne Razis Blick auszuweichen. Inzwischen war er beinahe streitlustig, forderte ihn heraus, als Erster die Augen abzuwenden. »Sie haben nur ihr Eigentum dabei. Also ja, Razi, sie reisen schnell. Wohin wollen sie?«
    Razi wandte das Gesicht den Bäumen zu, dem Anschein nach war er tief in Gedanken versunken. Dann warf er über die Schulter: »Chris, wenn ich hier und jetzt auf die Knie sinken und dich anflehen würde, nach Hause zurückzukehren, würdest du das als Angriff auf deine Tapferkeit missverstehen?«
    Christopher blinzelte und legte den Kopf in den Nacken. Seine Augen leuchteten hell, das durch die Baumkronen gebrochene Licht ließ sie glitzern. Für einen kurzen Moment wirkte er sehr jung, und Wynter hätte ihn am liebsten in den Arm genommen und ihm gesagt, dass es in Ordnung war. Wenn er gehen musste, war es in Ordnung. Sie würde ihn nicht dafür verurteilen.
    »Du würdest natürlich mitkommen«, sagte Christopher, doch Razi lächelte nur, verneinte und sah Wynter an.
    Sie schüttelte den Kopf. Nein, Razi. Ich bleibe .
    »Du kannst auf die Knie gehen, wenn du möchtest, Razi«,
sagte Christopher heiser. »Das wäre mal ein lustiger Anblick. Aber das Einzige, was du davon hättest, wäre eine matschige Hose.« Er probierte ein schiefes Grinsen. Es verschwand ein wenig zu rasch, um etwas auszurichten, und sein Blick blieb die ganze Zeit gequält, doch Razi fügte sich mit einem leisen Grunzen.
    Ohne ein weiteres Wort wendete er sein Pferd und ritt weiter.
    »Was werden wir tun, Razi?«, rief Wynter, ohne den trockenen Ärger in ihrer Stimme verbergen zu können.
    Razi hielt nicht an. »Wir sind auf dem Weg ins Indirie-Tal, Schwesterchen. Schon vergessen? Wir suchen nach Alberon.«
    Sie wollte, dass er sich umdrehte – er sollte sehen, wie aufgebracht sie war. Da er ihr den Gefallen nicht tat, rief sie ihm nach: »Und was wollen wir wegen der Wölfe unternehmen?«
    Razi schwieg und brachte noch mehr Abstand zwischen sie, so dass Wynter mit ihrem Groll und ihrem Unmut allein blieb.
    »Chris«, fragte sie. »Was sollen wir wegen der Wölfe unternehmen?«
    Müde ließ er die Schultern hängen. »Ihnen aus dem Weg gehen«, gab er zurück. Damit trat er seinem Pferd in die Flanken.
    Wynter lenkte Ozkar hinter ihn, und so folgten sie Razi durch den immer dichter werdenden Wald.

André Le Garou
    Z u Wynters

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