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Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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…«
    Knurrend trat Christopher mit den Fersen nach ihm, und Razi machte ein paar taumelnde Schritte rückwärts, um nicht zu stürzen.
    Wynter konnte nur hilflos zusehen, überwältigt von Christophers lautlosem, blindem Entsetzen. Er schien völlig vergessen zu haben, wer sie waren und was sie von ihm wollten. Wenn er geschafft hätte, an seine Dolche heranzureichen, wäre es Razi übel ergangen, daran hegte sie keinen Zweifel.
    Nun warf Christopher den Kopf zurück, um Razi zwischen den Augen zu treffen. Dieser Stoß hätte Razi mit Sicherheit die Nase gebrochen, doch er schien damit zu rechnen und hatte sich bereits zur Seite gedreht, so dass Christophers Hinterkopf ihn nur an der Schulter traf. Wynter staunte, wie ruhig Razi war. Seine tiefe Stimme behielt einen besänftigenden Ton, das Gesicht war beinahe ausdruckslos, während er wieder und wieder sagte: »Warte … jetzt warte mal, Christopher … warte …«
    Und dann, ohne seine eigenartige Gelassenheit abzulegen, hob Razi Christopher plötzlich hoch und schüttelte ihn, schnell und heftig, als wollte er ihm den Schreck aus dem Leib rütteln. »Warte« , sagte er laut.
    Mit einem Schlag wurde Christopher still, den Kopf an Razis Schulter gedrückt, die Augen glasig. Sein Atem ging rasch und bebend, und Wynter war erschüttert, wie bleich er war, wie groß seine Augen.
    Ohne ihn loszulassen, setzte Razi Christopher wieder auf die Füße. »Chris«, sagte er. »Kannst du mich verstehen?«
    Christophers Augenlider flatterten, er nickte.
    »Warte nur einen kleinen Moment. Nur einen Augenblick, dann können wir aufbrechen. Einverstanden?« Christopher gab keine Antwort, und Razi drehte den Kopf und
versuchte, ihm ins Gesicht zu sehen. »Ich muss nur ein paar Dinge erfahren, dann können wir los. Ja?«
    Wynter gefiel nicht, wie Razi Christophers verstümmelte Faust an seiner Brust festklemmte. Er war so viel größer als Christopher, und es wirkte irgendwie brutal und grausam. Sie öffnete den Mund, um Razi aufzufordern, ihn loszulassen. In diesem Moment lockerte sich Christophers Faust plötzlich, seine Augen glitten in die Richtung, aus der Razis Stimme kam, und Wynter senkte die Hand und blieb stumm.
    »Sind es die Loup-Garous?«, fragte Razi leise.
    Steif nickte Christopher.
    »Sind es Andrés Söhne?« Erneut machte Christophers Kopf einen zustimmenden Ruck, und Razi verstärkte seinen Griff und zog Christophers Hand noch höher an seine Brust. »War es das Rudel? Davids Rudel?«
    »Ja«, flüsterte Christopher. »Davids Rudel.« Der Klang seiner eigenen Stimme schien ihn aufzuschrecken, und endlich nahm er Razis Arme um sich wahr, und wo sie beide sich befanden. Er errötete, beschämt verzog er das Gesicht. Kläglich wand er sich, zog die Schulter hoch, dann den Arm. Er versuchte, seinem Freund das Handgelenk zu entwinden, und ganz allmählich ließ Razi ihn los. Mit einem kleinen Zucken schüttelte Christopher Razis tröstliche Hand auf seiner Schulter ab und trat zur Seite.
    »Tut mir leid.« Er wich Razis Blick aus. »Tut mir leid … es war der Schreck. Sonst nichts. Nur der Schreck.« Kurz schielte er zu Wynter und sah sofort wieder weg. »Tut mir leid«, wiederholte er. Angeekelt betrachtete er seine bebenden Hände. »Seht mich an! Seht euch an, was für eine Wirkung sie immer noch auf mich haben. Ich zittere … ich zittere wie ein Tier in der Falle.« Mit einem verächtlichen Schnaufen schwankte er auf die Pferde zu, überlegte es sich
aber offensichtlich unterwegs anders und drehte wieder ab, woraufhin er einen torkelnden Kreis beschrieb. »Mist«, sagte er, als er wieder an seinem Ausgangspunkt ankam. »Mist.« In einer hilflosen Geste hob er Razi die Arme entgegen. Der stand da und sah ihn mit kraftlos herabhängenden Händen an. Wynter streckte Christopher ihren Arm hin. Kurz umschloss er ihre Finger mit seinen, ließ sie aber wieder sinken.
    Seine stämmige kleine Stute trippelte frei herum, ihre Zügel schleiften gefährlich zwischen ihren Hufen auf dem Boden. Christopher lief zu ihr und hob die Zügel auf, kam dann aber nicht zurück, sondern blieb mit den Händen auf dem Hals seines Pferdes stehen und starrte mit leerem Blick in die Bäume.
    Endlich riss Wynter die Augen von ihm los. »Was machen die Wölfe denn hier , Razi?«, rief sie. »Ich dachte, Jonathon hätte sie vertrieben?«
    Da wandte Razi ihr seine lodernden Augen zu, und sie machte unwillkürlich einen Schritt rückwärts. Urplötzlich begriff sie, dass Razi Christopher

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