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Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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hielt. »Marni
wusste sofort, dass es meinen Vater niederschmettern würde«, fuhr sie fort, »Tag für Tag den Namen meiner Mutter hören zu müssen, ohne sie jemals wiederzusehen. Sie wusste, dass er es nicht ertragen könnte. Von Anfang an weigerte sie sich daher, mich anders als Wynter zu rufen. Als mein Vater endlich nach Hause geholt worden war und sich von seinen Verletzungen erholt hatte, muss ich bereits fünf Monate alt gewesen sein. Ich war fast ein Jahr, ehe der arme Mann es auch nur über sich bringen konnte, mich anzusehen. Zu dem Zeitpunkt nannten mich schon alle nur noch Wynter. Das ist der einzige Name, auf den ich jemals gehört habe. Es ist mein Name.« Sie warf ihm einen Seitenblick zu.
    Er beobachtete sie unschlüssig, als hätte er etwas zu sagen, wüsste aber nicht, wie sie es aufnehmen würde.
    »Was denn?«, fragte sie. »Was ist los?«
    »Es ist ein Kinder name«, sagte er.
    Da sie nicht wusste, worauf er hinauswollte, entgegnete sie nichts.
    Errötend wich Christopher ihrem Blick aus. »Ich meine«, sagte er. »Also, ich meine ja nur … du bist eine Frau !« Ohne sie anzusehen, machte er eine unbestimmte Handbewegung vor ihrem Körper. »Findest du nicht … Das ist doch … Herrje!«, rief er da plötzlich verärgert. »Wie kann man von einem Mann verlangen, dich bei einem Kindernamen zu rufen? Das ist doch lächerlich! Was, wenn dich ein Bursche heiraten möchte? Wie könnte er dich über die Schwelle tragen, solange du auf einen Kindernamen hörst?«
    Wynter lachte, fest davon überzeugt, dass er scherzte. »Das würdest du dir für mich wünschen, Christopher Garron?«, fragte sie nicht nur im Spaß. »Nach all den Jahren Tischlerausbildung und meiner Zunftzulassung? Da willst du, dass ich mich mit irgendeinem dahergelaufenen Kerl vermähle
und für den Rest meines Lebens eine Sklavin meines Bauches werde?«
    »Du … das kann doch nicht deine einzige Ansicht von der Ehe sein?«
    Wynter schnaubte höhnisch. Männer haben leicht reden , dachte sie. Welches Risiko geht er denn schon ein, wenn er ein Kind nach dem anderen bekommt? Noch kein Mann ist im Wochenbett gestorben, so viel ist sicher.
    »Meine Frau bekäme erst ein Kind, wenn sie eines wollte«, sagte Christopher behutsam, und Wynter sah ihn verächtlich an.
    »Was du nicht sagst. Als würde sich irgendein Mann die Freuden des Bettes um seiner Frau willen versagen. Wie lange würde das wohl währen? Ein paar Wochen? Einen Monat? Was ist mit Jahren? Könntest du dich jahrelang zurückhalten, Christopher?«
    »Herrgott nochmal!« Sein jäher Zorn überrumpelte sie. »Erklärt in diesem Land denn niemand den Frauen auch nur irgend etwas? Weißt du nicht, dass die Freuden von Mann und Frau genossen werden sollen? Und man muss sich überhaupt nichts versagen! Es gibt Mittel … Mittel und Wege, um … bei Frith!« Er sprang auf und bückte sich unter den überhängenden Zweigen hindurch. Sein Gesicht war rot vor Wut und Verlegenheit, und genau in diesem unglückseligen Moment lief ihm der arme Razi in die Arme.
    »Du!«, rief Christopher und bohrte seinem erschrockenen Freund den Zeigefinger in die Brust. »Du solltest dich schämen! Du schimpfst dich Arzt? Sie ist deine Schwester, zum Henker noch mal. Und Lorcan! Ausgerechnet er, ich bin wirklich sprachlos! Was ist nur mit euch allen los? Lasst eure Frauen völlig im Dunkeln tappen und liefert sie der falschen Gnade eures Mannsvolks aus. Eine Schande ist das! Schäm
dich, Razi Königssohn! Auspeitschen müsste man dich. Gib das her!« Er schnappte sich den Spaten aus Razis Hand. »Tá orm cac a dhéanamh!« Und damit stürmte er davon und verschwand im Dickicht.
    Razi sah ihm nach, die Arme ratlos ausgebreitet, den Mund offen. »Wa…« Er drehte sich zu Wynter um. »Hä?«
    Wynter spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht stieg; es begann am Brustbein und sprudelte wie eine Flutwelle hinauf bis in ihre Haarwurzeln. Razi riss die Augen auf. Seine Stimme wurde tiefer, und sein erneutes »Was?«, klang wie ein Befehl.
    Leicht überfordert von ihrem wirren Gespräch mit Christopher holte Wynter tief Luft und gab sich alle Mühe, den Vorfall zu erklären. Während ihrer Ausführungen wechselte Razis Miene von misstrauisch zu zärtlich, und als sie zum Ende kam, schmunzelte er halb peinlich berührt, halb erheitert.
    »Ach, Wyn«, sagte er kopfschüttelnd. »O je.« Wieder lachte er und drehte sich zum Wald um, als wollte er Christopher verständnisvoll zulächeln. »Ach, Christopher«,

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