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Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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paar Forellen aus dem Wasser zieht.« Scheu sah er sie an. »Hättest du darauf Lust? Hättest du Lust auf etwas Fisch?«

    »Ja«, sagte sie sanft. »Fisch wäre gut.«
    »Also dann.« Schon wollte er gehen, zögerte aber und sah sich noch einmal zu ihr um. »Und ich versuche, ein paar Knoblauchknollen zu finden, wenn du möchtest?«
    »Das wäre wunderbar, Razi.«
    Zustimmend senkte er den Kopf, und sie lächelten einander an. Dann verschwand Razi im Dickicht.
    Nachdem Wynter ihre Ausrüstung in der Sonne ausgebreitet hatte, lief sie zum Wasser, um Christopher zu helfen. Sie bog um die Ecke und blieb abrupt stehen. »Oh«, sagte sie. »Entschuldige bitte.«
    Tief im Schatten saß Christopher mit dem Rücken an einen Baumstamm gelehnt, und als Wynter vor ihm auftauchte, rieb er sich hastig über das Gesicht, um zu verbergen, dass er geweint hatte. »Ach, verflucht noch mal«, sagte er.
    Wynter hatte sich bereits halb abgewandt, drehte sich nun aber wieder um und lief über den Felsen. »Razi möchte, dass wir ein paar Forellen aus dem Fluss holen«, meinte sie. »Er hält es offensichtlich für eine großartige Idee, ein Feuer anzuzünden. Ich persönlich glaube, er hat vollends den Verstand verloren!« Sie stieg über Christophers ausgestreckte Beine und ließ sich neben ihm nieder, den Blick auf das Wasser gerichtet.
    »Der …«, begann er krächzend und räusperte sich. »Solange der Wind flussaufwärts weht, kann uns nichts passieren.« Angespannte Stille folgte, dann: »Ich hätte Lust auf ein Stück Fisch.« Er sah sie an. »Und du?«
    Neckend stieß sie ihn mit der Schulter an. »Ich auch. Ich kann einen fangen, wenn du willst.«
    Christopher rümpfte die Nase. »Ach ja?«, fragte er zweifelnd und wischte noch einmal verstohlen unter seinen Augen entlang. »Du kannst Forellen fangen?«

    »Christopher Garron«, tadelte sie und knuffte ihn wieder. »Traust du mir das etwa nicht zu, weil ich ein Mädchen bin?«
    Er lächelte sie kurz von der Seite an. »Aber nein. Ich hätte nur nicht gedacht, dass das Leben am Hofe viel Zeit dafür lässt, in Bächen herumzustochern.«
    »Mein Vater hat es mir beigebracht. Er konnte es sehr gut.«
    Er seufzte. »Meiner auch.«
    Eine Weile saßen sie in einträchtigem Schweigen nebeneinander und beobachteten das Glitzern der Sonne auf dem Wasser.
    »Mein Vater war ein wunderbarer Mann«, flüsterte Christopher plötzlich. »Lorcan hätte ihn sehr gemocht. Und mein Vater hätte Lorcan sehr gemocht. Sie waren einander sehr ähnlich.« Er stieß ein leises Lachen aus. »Obwohl ich glaube, dass die Ausdrucksweise meines Vaters deinen etwas aus der Fassung gebracht hätte. Er neigte zur Unflätigkeit.«
    Wynter kicherte. Es stimmte, ihr Vater hatte an unanständiger Sprache immer Anstoß genommen, wobei es ihn bei Christopher dem Anschein nach nicht sonderlich gestört hatte. Sie sah ihn zärtlich an. Vater hat dich geliebt , dachte sie.
    »Wie war der Name deines Vaters, Christopher?«
    »Aidan«, sagte er und wiederholte ihn noch einmal leiser für sich selbst: »Aidan Garron.«
    Wynter nickte. Aidan Garron und Lorcan Moorehawke. Beide nicht mehr da.
    Die auf dem Wasser tanzenden Lichtblitze waren auf einmal schwieriger zu erkennen. Wynter sah auf ihre Hände: ebenfalls verschwommen. Wütend wischte sie sich die Augen.
    »Es schmerzt mich, dass meine Erinnerungen an ihn alle mit diesen Hundesöhnen verknüpft sind.« Christophers
Stimme war kaum hörbar, als erzählte er ihr ein schmähliches Geheimnis. »Es beschämt mich, dass ich immer, wenn ich an meinen Vater denke, am Ende an sie denke. Als würde ich zulassen, dass sie ihn zweimal rauben …«
    »Ach, Christopher. Nicht.«
    Einen Moment lang saßen sie ganz steif dort, beide den Tränen gefährlich nahe. Dann schüttelte sich Christopher und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. »Aaah!«, schimpfte er. »Bei Frith! Reiß dich zusammen, Garron.« Er schlug mit dem Hinterkopf gegen den Baum. »Du dummes Kleinkind!« Schwer ließ er die Arme auf die Knie fallen.
    Ohne nachzudenken, legte Wynter ihre Hand auf Christophers Linke und drückte sanft darauf, wodurch sie seine Finger auf dem Oberschenkel spreizte. Er konnte die Hand nicht ganz flach hinlegen, da die Finger leicht gekrümmt waren und sich nicht ausstrecken ließen.
    Christopher grunzte und machte einen Ruck nach vorn, als wollte er aufstehen. Es war das erste Mal, dass er sich abweisend verhielt, wenn sie seine Narben anfasste, doch Wynter sah ihn flehentlich

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