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Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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irrtümlich versteigert worden. Razi kam und bot für mich. Ich konnte nicht … Ich konnte nicht fassen, dass er sein Versprechen gehalten hatte. Es war einfach zu unglaublich. Dieses völlig neue Leben.« Doch da stahl sich Entsetzen in Christophers Blick, er krümmte sich, und sein Wunder wurde von Finsternis verschluckt. »Oh, aber meine armen Mädchen«, stöhnte er. »Ich habe sie zurückgelassen. Ich habe sie dort zurückgelassen.« Er stieß einen Schmerzenslaut aus und hielt sich den Bauch.
    »Christopher!« Erschrocken wollte Wynter ihn umarmen, doch er rutschte nach vorn und kroch von ihr fort.
    Hastig hob er die Hand, um sie von sich fernzuhalten, und kniete eine Zeit lang dort, den Arm fest um den Magen geschlungen, tief atmend. »Ist schon gut«, keuchte er. »Alles
ist … Bleib einfach …« Ein kurzer Blick auf Wynters Miene kostete ihn beinahe die Beherrschung, also wandte er sich rasch wieder ab. »Weißt du, was? Ich glaube, ich nehme dein Angebot an, das Fischen für mich zu übernehmen. Würde es dir etwas ausmachen?«
    »Aber nein, natürlich nicht.«
    »Ich glaube …« Er stand auf und zog sich das Hemd über den Kopf. »Ich gehe kurz schwimmen.« Im Gehen entledigte er sich der Stiefel und des Unterhemds und sprang mit dem Kopf voran ins Wasser, ohne vorher seine Hose abzulegen. Eine beunruhigend lange Zeit blieb er verschwunden.
    Ängstlich war Wynter schon aufgesprungen, da sah sie ihn etwa vierzig Fuß entfernt durch die Wasseroberfläche stoßen. Sein dunkler Kopf, so geschmeidig wie der eines Otters, war vor dem glitzernd zurückgeworfenen Licht der Sonne kaum zu erkennen. Ohne sich umzudrehen, schwamm er mit kräftigen Zügen von ihr fort, und sie blickte ihm nach, bis das auf dem Wasser tanzende Funkeln sie so geblendet hatte, dass sie nur noch Weiß sah.
     
     
    »Aaaaah, Raz! Du könntest aus einer Handvoll Schlamm und einem Haufen Kiesel ein Mahl bereiten, das Tote zum Leben erweckt, das schwöre ich.« Behaglich räkelte sich Christopher und wackelte mit den Zehen.
    Razi lächelte ihn über die Flammen ihres kleinen Lagerfeuers hinweg an und wandte sich wieder dem Reinigen seiner Fingernägel zu. Christopher lehnte sich gemütlich gegen die Steine, und Wynter betrachtete stillvergnügt seine katzenhafte Zufriedenheit.
    Alle drei waren noch feucht, sandig und kribbelig, nur in Hosen und Unterhemden, und ihre vom Wasser kühlen Leiber
saugten die Hitze der sonnengewärmten Steine in sich auf. Der Himmel über ihnen glühte tiefrot, der Fluss wand sich wie ein zerknittertes Kupferband, umrahmt von purpurnen Schatten. Razi hatte Unglaubliches aus einem halben Dutzend Fische, einem Hut voll Beeren und ein paar wilden Knoblauchknollen gezaubert. Sie waren satt und warm und heiter.
    Ein paar Stunden zuvor war Christopher langsam aus dem Fluss gestapft, froh und munter. Er hatte sich von hinten an Razi angeschlichen, der über die Fische gebeugt auf dem Boden hockte, und ihm seine eiskalten Hände ins Hemd gesteckt. Razi hatte vor Schreck laut gebrüllt und Christopher boshaft kichernd das Weite gesucht, Wassertropfen aus den Haaren schüttelnd wie ein Hund.
    Razi hatte ihm mit einem Stock gedroht, ihn eine Landplage geschimpft und mit nachsichtigem Wohlwollen zugesehen, wie sich Christopher Wynter schnappte, ihr einen langen, eisigen Kuss gab und sie in den Fluss warf.
    Danach war es leicht gewesen, so zu tun, als wäre alles in bester Ordnung.
    Nun lagen sie um das Feuer herum und blickten hinauf in das violette Zwielicht, welches das Abendrot vom Himmel wischte. Einer nach dem anderen begannen die Sterne zu leuchten, und kleine schwarze Fledermäuse tauchten auf und flatterten durch die Äste über ihren Köpfen.
    Razi lehnte sich an seinen Sattel, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, die dunklen Augen in die Weite des Himmels gerichtet. Durch die tanzenden Flammen hindurch beobachtete Wynter ihn und dachte an die Wölfe und was sie wohl hier zu suchen hatten. Es schien so widersinnig. Warum sollten sie durch Jonathons Königreich ziehen, wo sie doch ganz einfach über den Spanischen Felsen hüpfen und
durch die kastilischen Provinzen marschieren könnten? Die dortige Gesetzlosigkeit und Wegelagerei wäre ohne Belang für sie; im Gegensatz zu den Händlern und Abgesandten, die Jonathons Port Road zu nutzen wünschten, brauchten Wölfe keine gepflegte, gut bewachte Straße.
    Warum hast du sie gehen lassen? , dachte sie. Nach allem, was sie ihm angetan haben? Was um alles in der

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