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Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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die Zähne mit den Goldspitzen waren gefletscht.
    Drei schwer beladene Mulis stapften plump den Wölfen hinterher, hoch stapelte sich die Zeltausrüstung auf den Packsätteln. Zwei weitere Reiter bildeten die Nachhut. Beim Anblick dieser Männer umklammerte Wynter heftig den Knauf ihres Sattels, ihre Furcht verwandelte sich blitzartig in Zorn.
    Sie trugen Hemden und Reithosen von einfachem Schnitt, aber aus kostbarem Tuch, und das Zaumzeug ihrer Pferde war schlicht, aber meisterlich gefertigt. Soweit Wynter erkennen konnte, waren sie etwa in Christophers Alter, ungefähr achtzehn, beide von der gleichen geschmeidigen, sehnigen Kraft wie er. Sie waren beide Araber.
    Einer von ihnen zog den Kopf ein und hob den Arm, um einem Zweig auszuweichen, und für einen winzigen Moment konnte Wynter sein Gesicht sehen. Unterhalb des linken
Auges war ihm ein Zeichen in die Haut gebrannt worden. Es hatte in etwa die Größe einer Goldmünze und zeigte einen Wolfskopf in einem verschnörkelten G. Der junge Mann trat seinem Pferd in die Seiten, um seine Herren wieder einzuholen, und sein Gefährte tat es ihm gleich. Durch den beschleunigten Schritt gesellte sich der melodische Klang der Silberglöckchen, die ihre Reitstiefel schmückten, zu dem Klirren derer um ihre Handgelenke.
    Durch die Schlitze in ihren Gesichtstüchern blickten Razi, Christopher und Wynter den sich entfernenden Sklaven finster nach. Als der Lärm der Reiter endlich verklungen war, riss sich Razi den Stoff vom Mund und drehte sich zu den anderen um, doch Christopher hielt sich den Zeigefinger an die Lippen. Wynter spürte, wie sich ihre Nackenhaare sträubten – sofort zückte sie wieder ihren Dolch. Mit zwei Fingern deutete Christopher auf seine Augen und machte eine ausladende Handbewegung, was hieß, sie sollten weiter auf der Hut bleiben. Weil ihm der Mittelfinger fehlte, sah es aus, als hätte er das Teufelszeichen gemacht, und Wynter widerstand dem Drang, sich gegen das Böse zu segnen – ein lästiges Überbleibsel von Marnis Aberglauben, den sie nie vollständig abschütteln konnte.
    Erneut suchte Christopher die Umgebung nach Verdächtigem ab, und Razi und Wynter folgten seinem Beispiel. Es verging eine ganze Weile, und Wynter fragte sich schon, was Christopher eigentlich vorhatte, als eine schwache Bewegung zu ihrer Rechten ihre Aufmerksamkeit erregte. Sie hob leicht die Hand, noch nicht ganz sicher. Die beiden Männer sahen sie fragend an, und Wynter deutete auf die verdächtige Stelle. Alle blinzelten in die Bäume und … ja! Dort.
    Dieses Mal verhielten sich die Reiter vollkommen still, schlüpften mit dunkler, unauffälliger Gewandtheit durch
den Wald. Wieder erhaschte Wynter nur flüchtige Eindrücke, doch wieder handelte es sich um große, gut gekleidete Männer, die schwer bewaffnet waren und ihre Reittiere hervorragend in der Gewalt hatten. Sie waren zu viert und zogen vorbei wie Schatten; offenbar hielten sie Ausschau nach jenen, die unerfahren genug waren zu glauben, dass die Wölfe bereits fort waren.
    Nun richteten sich Razi und Wynter auf und wollten ihre Klingen in die Scheide stecken, doch Christopher hob die Hand und schüttelte den Kopf, so dass sie weiterhin atemlos abwarteten. In dröhnender Stille verstrichen ein oder zwei Minuten, dann ritten weitere vier Männer lautlos vorbei. Die Augen ihrer Wolfsköpfe schimmerten, das matte Silber ihrer Schwertgriffe und die feinen Gravuren auf ihren Musketen blinkten im gebrochenen Licht.
    Erst als diese letzten vier längst außer Hörweite waren, ließ Christophers Anspannung nach. Er steckte sein Messer in die Scheide, zog ächzend vor Hitze das Tuch vom Gesicht und wischte sich den Schweiß ab. Auch Wynter befreite sich von ihrer Maske und nahm begierig Razis angebotenen Wassersack entgegen.
    Während sie schweigend tranken, konnte sich Wynter einen Seitenblick auf Christopher nicht verkneifen. In den drei Tagen, seit sie den Wölfen zum ersten Mal begegnet waren, schien er sein inneres Gleichgewicht zurückgewonnen zu haben; doch wie zerbrechlich diese Selbstbeherrschung noch war, wagte Wynter nicht zu sagen. Schnell wandte sie sich ab, um ihn nicht in Verlegenheit zu bringen, konnte aber ihre Sorge nicht bezwingen und schielte erneut zu ihm hin. Er ertappte sie dabei und verzog streng den Mund.
    »Mir geht’s gut, Wynter. Hör schon auf, mir Löcher in den Pelz zu starren.«

    Sie errötete und senkte den Blick.
    »Wir müssen herausfinden, wohin sie ziehen«, stellte Razi fest.

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