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Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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Welt hat dich dazu veranlasst, sie ungeschoren zu lassen?
    Da runzelte Razi nachdenklich die Stirn, als wäre ihm gerade etwas eingefallen. »Wynter«, brummelte er, immer noch die Sterne betrachtend.
    »Ja?«
    »Welches Datum haben wir heute?«
    »Sommer«, antwortete Christopher an ihrer statt schläfrig, als bräuchte kein Mensch eine genauere Eingrenzung.
    Während Razi noch fröhlich gluckste, begann Wynter angestrengt zu rechnen. »Lass mal sehen«, überlegte sie. »Es war Engelsonntag, als Vater und ich über Lindenston zurückkamen. Das war zwei Tage vor …« Sie biss sich auf die Lippe und zählte eine Weile vorwärts und rückwärts, die Stirn in Falten gelegt. Dann erhellte sich ihre Miene, und sie machte einen kleinen Satz. »Razi!«, rief sie aus, und er grinste wie ein Honigkuchenpferd. »Alles Gute zum Geburtstag!«
    »Danke! Ich werde heute zwanzig Jahre alt.«
    Christopher schnaufte belustigt. »Ich kann geradezu deine Mutter hören!« Plötzlich klang seine Stimme sehr weich und vornehm – eine verblüffend treffende Nachahmung von Hadils unerschütterlich kühlem, unerbittlich missbilligendem Tonfall. »Man möchte doch meinen, dass sich al-Sayyid Razi ibn-Jon Malik al-fadl allmählich mit dem Gedanken trüge, sich eine Frau zu nehmen. Mir, seiner ergebenen Mutter, steht es nicht zu, al-Sayyid zu rügen, weil er zu keinem
Entschluss gelangt …« An dieser Stelle würde Hadil die anmutigen Hände heben und den dunklen, edlen Kopf leicht zur Seite neigen. »Doch es erscheint mir etwas unwürdig, dass Omar ibn-Omar, der erst siebzehn Lenze zählt und lediglich ein bescheidener Gewürzhändler ist, den Namen der Familie bereits mit zwei Gattinnen, einem Sohn und zwei Töchtern ehrt.«
    Razis Gesicht hinter den flackernden Flammen verzog sich zu einem breiten Grinsen, die Zähne leuchteten im zuckenden Lichtschein weiß.
    »Du, mein teurer Sohn …«, ahmte Christopher meisterhaft die schneidende Verschlagenheit nach, die bei Hadil stets so durch und durch weiblich klang. »Du bist ja schon sooooo alt. So seeeeehhhhhrrrrr alt.«
    »Halt den Mund, Mutter«, lachte Razi.
    »Ts, ts«, machte Christopher tadelnd. »Du undankbare Viper von einem Sohn.«
    Wynter legte den Kopf in den Nacken, um sein Gesicht sehen zu können. Seine Augen waren geschlossen, er schlief bereits halb. Träge streckte sie den Arm über den Kopf und legte ihm die Fingerrücken auf die Wange. Er ließ seine Hand auf ihrem Schlüsselbein ruhen. Das Feuer verschwamm vor ihren Augen und erfüllte ihren Geist, als sie langsam einschlummerte.
     
     
    Ein Geräusch weckte Wynter, ein eigenartiger, rhythmischer Klang, und sie schlug verwirrt und benommen die Augen auf. Immer noch lag sie mit dem Gesicht zum Feuer, doch im Schlaf war sie auf den Bauch gerutscht, eine Hand unter die Wange, die andere über Christophers Brustkorb gelegt. Die Flammen waren zu glühenden Kohlen verloschen, und jenseits
davon bemerkte sie Razi, der sie mit unglücklicher, besorgter Miene unverwandt ansah.
    Es musste ein großer Hund um ihr Lager herumschleichen. Wynter konnte ihn hecheln hören, sein Atem ging schnell und stoßweise, als wäre er weit gerannt oder ihm wäre sehr heiß. Es war kaum zu ertragen, wie gepeinigt das bedauernswerte Tier klang. Die Nacht ist so warm , dachte sie gedankenverloren. Jemand sollte diesem armen Geschöpf eine Schale Wasser geben .
    Als Wynter endlich vollends zu sich kam und den Kopf hob, um Razi anzusehen, wurde seine Miene noch bekümmerter. »Razi?«
    Er reckte den Kopf, um hinter sie zu blicken, und Wynter drehte sich um.
    »Weck ihn nicht auf«, flüsterte er.
    Wynter kam auf die Knie und hob vorsichtig den Arm von Christophers Brust, die sich rasch hob und senkte. Von ihm ging das gehetzte, tierhafte Hecheln aus, das sie aus dem Schlaf gerissen hatte.
    »Es wird viel schlimmer, wenn du ihn weckst.«
    »Aber, Razi!«, protestierte sie. »Wir müssen! Das ist zu grausam!«
    Jeder, der ihn so sah, würde ihn aus seinem Zustand befreien wollen. Christopher lag auf dem Rücken, die Hände in Höhe der Taille zu Fäusten geballt, die Brust geschüttelt von raschen, verängstigten Atemzügen. Seine Augen waren weit aufgerissen und starrten blicklos ins Leere.
    Wynter machte Anstalten, ihn zu berühren.
    »Nicht!« Sie drehte sich zu Razis beschwörendem Gesicht um. »Glaub mir!«, zischte er. »Es ist besser, ihn in Ruhe zu lassen. In ein paar Minuten ist es vorbei, danach schläft er friedlich weiter. Wenn du ihn zu

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