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Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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inne.
    »Verzeiht bitte unsere Unwissenheit«, sagte Razi. »Wir verstehen Eure Sprache leider nicht.«
    Die beiden Merroner sahen einander an.
    Als der Rotblonde einen kurzen Blick auf den Tisch der Edelleute warf, zog der Zwillingsbruder fragend eine Augenbraue hoch. Doch der Mann wedelte mit dem Arm, als wollte er sagen: Wartet mal einen Moment , drehte sich entschlossen wieder zu Razi und Wynter um und richtete ein paar Worte auf Garmain an sie. Diese nordländische Sprache beherrschte Wynter recht gut, wusste aber, dass Razi es nicht tat, weshalb sie weiter schwieg. Razi probierte Französisch, dann Italienisch, aber vergebens.
    Verdrossen seufzten die beiden Merroner.
    »Vergebt mir«, sagte da Wynter auf Hadrisch, »aber vielleicht haben wir diese Sprache gemeinsam?«
    Sofort stieß der Rotblonde ein freudiges Lachen aus, grinste breit und zeigte seine Zahnlücken. Mit einer leichten
Verneigung meinte er: »Wenn Ihr gestattet, verehrte Leute, unsere Edlen sprechen mit hadrischer Zunge; es wäre ein Vergnügen uns, wenn Ihr Euch gesellen würdet zu uns an den Tisch?« Seine heisere Stimme und das schleppende Schnarren seines Akzents klangen warm und irgendwie beruhigend. Er deutete auf seinen Begleiter, der sich bereits umgedreht hatte und den Hals reckte, um über die Menschenmenge hinwegzublicken. »Wari wird holen Euren kleinen Freund.«
    Wynter empfand einen Stich des Bedauerns darüber, dass Christophers Vergnügen so bald unterbrochen würde, doch weder sie noch Razi machten Anstalten, den Mann namens Wari davon abzuhalten, durch lautes Pfeifen auf sich aufmerksam zu machen und Richtung Bühne zu winken. Es wurde Zeit, sich der Politik zu widmen, und sie bräuchten Christophers Kenntnisse der merronischen Gesellschaft. Schon wollten sie ihre Habseligkeiten einsammeln, doch der Rotblonde machte eine abwehrende Handbewegung. »Alles sicher«, sagte er ungeduldig. »Alles gut.«
    Wynter und Razi wechselten einen Blick und erinnerten sich an Christophers Warnung bezüglich mangelnden Vertrauens. Also deutete Razi ein liebenswürdiges Nicken an, und sie verzichteten darauf, ihre Reisegürtel und Habseligkeiten mitzunehmen, ohne sich ihre Bedenken anmerken zu lassen. Gerade als sie aufgestanden waren, wurde Christopher über die Köpfe der Menge zurückgereicht und sorgsam neben ihnen auf dem Boden abgestellt. Er strich sich das verschwitzte Haar aus dem Gesicht, und Wynter bemerkte leichtes Misstrauen in seiner freundlichen Miene, als er die beiden grinsenden Merroner beäugte.
    »Was ist los?«, fragte er vorsichtig auf Südlandisch.
    »Wir wurden an den Tisch der Edlen eingeladen«, gab
Razi mit einem breiten Lächeln zurück. »Wir werden uns auf Hadrisch unterhalten, da das offenbar die einzige Sprache ist, die wir alle beherrschen.«
    Die Merroner neigten höflich die Köpfe, und Christopher bewahrte weiterhin eine zuvorkommende Miene, während er leise mit Razi und Wynter auf Südlandisch sprach.
    »Habt ihr versucht, euch ihnen vorzustellen? Denn das würde sich überhaupt nicht gehören.«
    »Nein«, meinte Wynter. »Sie sind auf uns zugekommen.«
    »Gut, gut. Dann lasst sie jetzt vorausgehen.«
    Christophers Beispiel folgend, verbeugten sich Wynter und Razi abermals und ließen den beiden Männern den Vortritt. Die Musik spielte unverändert weiter, doch die Menge behielt die Fremden diskret im Auge, als sie an den Tisch der Edelleute traten.
    Wari schlüpfte mühelos zwischen den Kriegshunden hindurch und stellte sich an die Wand. Wahrscheinlich, vermutete Wynter, war er eine Art Leibwache oder Gehilfe des schweigsamen, schwarzhaarigen Burschen, der rechts neben der blassen Dame lang ausgestreckt auf dem Stuhl saß.
    » Tá teanga na Hadran acu «, sagte Wari.
    Die Zwillinge hoben die Augenbrauen und gaben zurück: »Aaah, Hadrisch.«
    Mit ausdrucksloser Miene beobachtete der Schwarzhaarige die drei Neuankömmlinge. Seine Finger waren mit Silberringen geschmückt, die nackten Oberarme von den allgegenwärtigen schweren, silbernen Armreifen umschlossen. Zu ihrem Erstaunen stellte Wynter fest, dass seine Reife keinen der vier Merronerstämme versinnbildlichten; statt des üblichen Falken, Panthers, Bären oder einer Schlange zierte die Enden der offenen Spiralen jeweils ein menschlicher Kopf, in dessen Mund sich ein Lamm oder ein kleiner Hund
befand. Christopher betrachtete diesen Mann mit leichtem Argwohn, und der erwiderte den Blick.
    Der Rotblonde nahm seinen Platz nicht wieder ein, sondern blieb

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