Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
Vom Netzwerk:
seinem Blick.
    Er betrachtete vier Leute, die auf der gegenüberliegenden Seite saßen. Unbestreitbar waren sie die Anführer dieser ruppigen Schar Männer und Frauen, und sie saßen mit dem Rücken zur Wand und sahen ihren Leuten zu. Sechs Kriegshunde lagen auf dem Fußboden, die riesigen Köpfe auf die Pfoten gebettet, und die klugen braunen Augen folgten jeder Bewegung – eine unverrückbare Barriere zwischen dem Tisch ihrer Herren und dem restlichen Raum.
    Aufmerksam musterte Wynter die vier. Ja , dachte sie, das sind diejenigen, die wir ansprechen sollten. Von allen Anwesenden können sie uns gewiss sagen, was wir wissen wollen .
    Doch in Razis prüfendem Blick lag keine politische Neugier;
zu ihrer Erheiterung stellte sie fest, dass seine Aufmerksamkeit einzig und allein auf das weibliche Mitglied der Gruppe gerichtet war. Wynter bohrte ihm den Ellbogen in die Seite, und er machte einen kleinen Satz.
    »Wie bitte?«, fragte er erschrocken.
    »Fesselnde Menschen«, bemerkte sie trocken.
    Razi wurde rot und sah sich umständlich nach Christopher um, der den Takt der Musik mit dem Fuß mitklopfte, obwohl ihm die Aussicht durch eine dichte Wand aus Merronerrücken verstellt war. Dieses Anblicks offenbar müde, piekte Christopher genau in diesem Moment seinem Vordermann zwischen die Schulterblätter. Der große haarige Kerl beachtete ihn nicht, doch so leicht ließ sich Christopher nicht abwimmeln, und zu Wynters Beunruhigung zupfte er fest an den langen roten Haaren des Mannes.
    Mit einem Knurren wirbelte der Riese herum, die Fäuste geballt. Razi und Wynter sprangen bestürzt von ihren Stühlen auf, doch Christophers Grinsen traf offenbar ins Schwarze. Mitten im Ausholen verharrte der Mann mit fragender Miene. Er betrachtete Christophers glatte, blasse Haut und das lange Haar, dann wanderte sein Blick zu den Oberarmen. Beim unerwarteten Anblick der Schlangenarmreife zog er die Augenbrauen hoch und ließ die fleischige Hand sinken. Lächelnd gestikulierte Christopher in Richtung Musiker und stellte in höflichem, ehrerbietigem Merronisch eine Frage.
    » Le meas, a dhuine uasail. Ach cé hiad na ceoltóirí? «
    Leicht verunsichert legte der große Merroner den Kopf schief und brummte: » Cé thú féin, a luch? «
    Freundlich entgegnete Christopher: » Gabh mo leithscéal, ach bhféidir go n-inseofá dóibh go bhfuil Coinín Garron Mac Aidan an Filid anseo .« Er verneigte sich. » Mura mhiste leat .«

    Der massige Mann sah ihn immer noch unschlüssig an, dann drängte er sich durch die Menge fort. Christopher hopste fröhlich auf und ab und wartete.
    »Christopher!«, zischte Razi. »Chris!«
    Doch Christopher hatte kaum Zeit, eine beschwichtigende Geste zu machen, ehe ein Brüllen die Musik unterbrach.
    Geschlossen drehten sich die Merroner um und starrten den schmalen, blassen jungen Mann am Rande ihres Kreises an. Wynter musste schlucken, so unglaublich schmächtig wirkte Christopher neben ihnen. Er sah ihnen in die wilden, bärtigen, finsteren Gesichter und grinste.
    » Scéal? «, fragte er frech.
    Da packten ihn völlig unvermittelt zwei riesenhafte Männer um die Taille und schleuderten ihn hoch in die Luft. Christopher heulte auf. Wie der Blitz war Razi auf den Beinen, hielt sein Schwert in der Hand und schob den Tisch aus dem Weg. Wynter sprang an seine Seite. Ihre jähen Bewegungen schreckten wiederum die vier Edelleute auf, deren Hände sich auf ihre Waffen legten. Die großen Hunde erhoben sich und fletschten lautlos die Zähne.
    Es dauerte allerdings nur einen Moment, bis Razi und Wynter erkannten, dass Christophers Schrei Freudengeheul gewesen war. Ganz langsam ließen sie die Waffen sinken und gafften ihren Freund ungläubig an. Christopher juchzte, und die Merroner lachten und reichten ihn von Hand zu Hand über die Köpfe der Menge hinweg.
    Um einen besseren Überblick zu bekommen und Christophers Weg durch den Raum zu beobachten, hüpfte Wynter auf den Tisch, und Razi, das Schwert noch in der Hand, stellte sich auf die Bank daneben. So sahen sie mit großen Augen zu, wie der entzückte Christopher fortschaukelte wie ein Blatt auf dem Wasser. Schließlich wurde er mit den Füßen
voran auf einem leicht erhöhten Podest abgesetzt, wo ein Mann und zwei Frauen auf ihn warteten.
    Er landete mit einem kleinen Hopser und lächelte, plötzlich scheu, die Musiker an. Der Mann und die jüngere Frau betrachteten ihn wortlos mit glitzernden Augen, doch die ältere Frau warf sich mit einem kurzen Kreischen

Weitere Kostenlose Bücher