Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
Vom Netzwerk:
würde mich das machen?«, fragte er. »Euch beide noch weiter mitzunehmen, nach dem, was passiert ist? Nach … allem?«
    Nun drehte Wynter doch den Kopf und blickte zu ihm auf. Mit seinen großen braunen Augen und dem Schmerz darin
wirkte Razi wie ein kleines Kind. Trotz Bart, trotz Narbe sah er so aus, wie Wynter ihn sich als Vierjährigen vorgestellt hätte, als er ernsthaft die Last der Welt durch eine Küchentür getragen und in eine Heukiste gelegt hatte. Sie tastete nach seiner Hand und küsste sie, presste sich seine Finger an die Wange und schloss müde die Augen. »Alles wird gut, Razi«, versprach sie ihm. »Du bist nicht allein. Du und Christopher und ich. Gemeinsam können wir alles schaffen.«

Was für ein Mensch
    W ynter? Wyn? Jetzt komm …«
    Im Halbschlaf erschnupperte sie den Geruch von Essen und hörte Razis leise Stimme.
    »Hä?«, machte sie wenig schlau und blinzelte in sein nach wie vor etwas rußiges Gesicht.
    »Hier, bitte.« Er bot ihr eine Schale der scharfen Suppe an, die er aus ihren Vorräten gezaubert hatte.
    Gähnend nahm sie sie entgegen und richtete sich mühsam auf. Ihr Rücken beschwerte sich dumpf, doch der Schmerz war längst nicht mehr so schlimm wie vorher. Zu ihrem Entsetzen stellte sie fest, dass schon tief und golden das Abendlicht durch die Bäume fiel. »Ach herrje«, krächzte sie. »Habe ich geschlafen?«
    »Deinem Schnarchen nach zu urteilen, würde ich das zu behaupten wagen.« Mit einer weiteren Schale in der Hand drehte sich Razi zu Christopher um. Der lehnte zusammengesunken und regungslos an einem Baum, die Hände auf der Brust gefaltet, den Kopf in die hohen, verschlungenen Wurzeln gebettet. Selbst in dieser ruhigen Haltung sah er aus, als hätte er nicht geschlafen; die Haut unter seinen Augen war aufgedunsen, die Gesichtszüge angespannt und zutiefst erschöpft. Razi zögerte, dann bückte er sich und stellte das Essen am Feuer ab.

    Ein Zweig knackte, und Razi riss den Kopf hoch, die Hand am Schwertgriff. Vor dem Waldrand zeichnete sich der Umriss eines riesigen Mannes ab. Sofort ging Razi in Angriffsstellung und zückte seine Waffe, woraufhin sich der Mann umdrehte und etwas hinter sich in den Wald rief. Was er auch sagte, es ging in Razis wütendem Gebrüll unter. Wynter hatte kaum Zeit, sich trotz schmerzenden Rückens auf Hände und Knie zu schieben, bevor Razi mit erhobenem Schwert über die Flammen sprang, dem Mann fest in den Bauch trat und weit ausholte. Mit einem Aufschrei fiel der Fremde auf den Rücken und konnte gerade noch seinen Schild schützend über sich halten, um Razis wuchtigen Hieb abzuwehren.
    Mit Leichtigkeit durchschnitt der Malchus den Schild und drang in das Schlüsselbein des Mannes ein; wäre der Schlag nicht abgelenkt worden, hätte er ihm mit Sicherheit den Kopf abgetrennt. Der Fremde brüllte auf, sein Blut schoss in einem feinen Strahl empor auf Razis Hände und sein zornig verzerrtes Gesicht.
    Wynter krabbelte zu ihrem Reisegürtel, in dem sich ihr Dolch befand; Christopher sprang lautlos auf, das Katar schon in der Faust, seine Fähigkeit, die Lage zu überblicken, allerdings zweifelhaft.
    Razi setzte einen Fuß auf den Schild des Mannes und hielt ihn dadurch fest. Dann zog er sein Schwert aus dem splitternden Holz und schwang es hoch über den Kopf, bereit für den tödlichen Hieb.
    Etwas Flaches, Graues schoss aus dem Wald. Es traf Razi mit voller Wucht vor der Brust und schmetterte ihn rückwärts zu Boden. Christopher stieß einen Schrei aus und raste mit blitzendem Katar über die Lichtung, doch da stürzte eine weitere mörderische Gestalt aus dem Schatten, und auch
Christopher wurde nach hinten geschleudert. Nur wenige Fingerbreit neben dem Lagerfeuer traf er in einem Wirbel aus Blättern am Fuße eines Baums auf.
    Unterdessen hantierte Wynter unbeholfen an ihrem Gürtel und versuchte, ihren Dolch herauszuziehen. Sie vernahm lautes Gebrüll, jemand rannte mitten auf die Lichtung. Auf Hadrisch rief eine bange Stimme: »Lasst die Waffen fallen! Frith an Domhain , fallen lassen! Coinín! Abair leo a gcuid airm a chaitheamh uathu! «
    Wynter erstarrte, ging in Deckung und spähte durch ihr wirres Haar. Ashkr stand mit wildem Blick am Waldrand, das Schwert gezogen.
    Etwas weiter im Schatten drehte sich Wari auf die Seite und umklammerte seine Schulter, Blut sickerte zwischen den Fingern hindurch. Sein Gesicht war bleich vor Schmerz. Zu seinen Füßen lag Razi, über ihm ein riesiger Kriegshund, den Kiefer um seine Kehle

Weitere Kostenlose Bücher