Moorehawke 02 - Geisterpfade
lassen.
»Tabiyb«, grollte Ashkr. »Warum kämpfst du mit Wari? Warum verletzt du ihn?«
Ungläubig sah Razi ihn an, und Wynter musterte den verwundeten Wari. Er lehnte an einem Baum, die Augen vor Schmerz fest geschlossen, die blutüberströmte Hand auf die Schulter gepresst. Doch als sie den Blick auf sein Schwert sinken ließ, jammerte sie leise.
»O Gütiger – Razi«, flüsterte sie. »Er hatte noch nicht einmal den Haken an der Scheide seines Schwerts gelöst. Ich glaube, er hatte gar nicht vor, anzugreifen.«
Razi starrte sie an. Nein, nein … du irrst dich .
Bedauernd schüttelte sie den Kopf. Nein, ich irre mich nicht .
Da stöhnte Razi erschüttert auf und drückte den Hinterkopf fest ins Laub. Der Speichel des Hunds vermengte sich mit dem Blut aus Razis Hals und rann in ekelerregenden Fäden zu Boden. Flehend sah Razi Ashkr an und hob die Hände mit den Flächen nach oben. Der Merroner runzelte kurz verständnislos die Stirn, ehe er begriff, dass sich Razi nicht zu sprechen traute, solange sich die Zähne des Hundes in seine Kehle bohrten.
Er schnippte mit den Fingern. » Tarraing siar, Boro.«
Sogleich ließ das riesige Tier von Razi ab, blieb allerdings mit gefletschten Zähnen, die Schnauze nur eine Handbreit von seinem verängstigten Gesicht entfernt, über ihm stehen.
Razi sah ihm starr in die Augen, wagte nicht, sich abzuwenden. »Es tut mir leid, Ashkr«, krächzte er endlich. »Ich dachte, er wollte uns etwas zuleide tun. Ich dachte …«
Erneut schnippte Ashkr mit den Fingern und befahl: » Anseo , Boro. Anois! « Unverzüglich trottete der Hund von dannen und ließ sich friedlich zu Füßen seines Herrn auf den Boden sinken.
Sofort drehte sich Razi auf die Seite, griff sich an die Kehle und hievte sich auf die Knie. Sein Blick schnellte von Wynter, die immer noch vor Ashkr kniete, zu Christopher, der ausgestreckt zwischen den Beinen des zweiten knurrenden Kriegshunds lag.
»Lasst sie gehen!«, sagte er heiser. »Lasst …« Er musste husten und wischte sich Schleim und Blut vom Hals. »Ashkr, lasst sie gehen.«
Ungerührt stand der große Merroner dort, das Gesicht starr vor Wut, das blonde Haar im Abendlicht um seine Schultern wehend. »Ihr heilt Wari, Tabiyb«, sagte er kalt. »Jetzt gleich! Ihr macht Wari gesund und richtet keinen Schaden mehr an.«
Die Hände an die Kehle gelegt, blickte Razi in die zornigen Augen Ashkrs und nickte.
»Ich habe Euch das Schlüsselbein gebrochen«, erklärte Razi und deutete auf den Verband, der Waris massigen Arm an seinem Brustkorb ruhigstellte. »Ich fürchte, Ihr werdet Euren Arm mindestens zwei Monate lang so halten müssen, damit sich die weichen Enden des Knochens aneinander erhärten können. Es ist unabdingbar, dass …« Während Razi mit seiner Flut von Anweisungen fortfuhr, starrte Wari ihn nur finster an. Ashkr, der darauf beharrte, sich über sein etwas
mangelhaftes Hadrisch zu verständigen, stand neben den beiden und übersetzte, so gut er konnte.
Am Lagerfeuer stellte Wynter ihre leere Suppenschale auf den Boden und wischte sich den Mund mit dem Ärmel ab. Die Hunde folgten jeder Bewegung. »Christopher«, raunte sie. »Warum spricht Ashkr nicht einfach Merronisch und lässt dich übersetzen?«
»Wenn Ashkr anfangen sollte, Merronisch zu sprechen, hieße das, er hält dich und Razi nicht für achtenswert, und dann stecken wir ernsthaft in Schwierigkeiten.« Er streckte die Schale mit seiner unangetasteten Suppe einem der Hunde hin. Der äugte schuldbewusst Richtung Ashkr und kam dann verstohlen näher. Christopher sah zu, wie das riesenhafte Geschöpf die Mahlzeit verschlang. Dann sprach er Ashkr mit kalter Stimme auf Hadrisch an.
»Was wollt Ihr von uns, Caora ? Warum seid Ihr hier?«
Ashkr warf ihm nur einen kurzen Blick zu, ehe er sich wieder an Razi wandte, der sich die blutverschmierten Hände an einem Tuch abwischte. Immer noch hielt Ashkr sein Schwert auf Razis Kopf gerichtet. »Kann Wari jetzt auf sein Pferd, Tabiyb? Können wir gehen?«
Razi nickte. »Es wird ihm Schmerzen bereiten, und er muss aufpassen, dass …«
Ehe Razi seinen Satz beenden konnte, war Wari schon schwerfällig aufgestanden und auf dem Weg zu seinem Pferd.
Ashkr bedeutete Razi mit seiner Waffe, ebenfalls zu seinem Reittier zu gehen. »Kommt«, befahl er. »Holt Eure Sachen. Doktorsachen. Wir reiten.«
Ganz langsam erhob sich Razi, wie auch Wynter und Christopher.
»Bittet Ihr mich um Hilfe?«, fragte Razi. »Nachdem Eure
Leute
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