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Moorseelen

Moorseelen

Titel: Moorseelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Eva Schmidt
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Zorn.
    »Dank?«, gab ich gedämpft, aber scharf zurück. »Wofür? Dass du nicht nur mich, sondern auch die anderen die ganze Zeit nur ausgenutzt hast? Deine tolle ›Gemeinschaft‹ besteht nur aus Lügen. Du hast sie alle abhängig von dir gemacht und Aryana ist daran kaputtgegangen! Für dich hat sie sogar getötet!« Wenn ich jedoch gedacht hatte, die Mauer von Zenos Selbstbeherrschung würde bröckeln, hatte ich mich getäuscht. Das überhebliche Lächeln wich keine Sekunde aus seinem Gesicht und er fixierte mich weiterhin unverwandt. Das, was er uns in vielen Sessions gelehrt hatte, nämlich alles Negative an sich abprallen zu lassen, beherrschte er selbst perfekt.
    »Ich habe ihnen nur gegeben, was sie in ihrem bisherigen Leben vermisst, sich aber unbewusst immer gewünscht haben: Gemeinschaft, klare Regeln und einen Sinn im Leben. Schade, dass du das einfach nicht wahrhaben willst«, sagte er sanft. »Stattdessen wolltest du mich außer Gefecht setzen, Feline. Ob das die Polizei gutheißen wird?«
    »Ich möchte nur wissen, wie du es geschafft hast, so schnell wieder wach zu werden«, zischte ich. Zeno beugte sich zu mir, bis unsere Nasenspitzen nur noch Millimeter voneinander entfernt waren.
    »Zum Glück hat Deva mir eine Infusion verpasst, die mich wieder auf die Beine gebracht hat«, flüsterte er, immer noch lächelnd.
    Ich taxierte ihn voll Verachtung. »Das Schlafmittel hat deine saubere Mutter mir vorher schon ein paarmal eingeflößt. Gegen meinen Willen. Und du hast davon gewusst. Glaubst du,
das
wird die Polizei gutheißen?«, äffte ich ihn nach. Am liebsten hätte ich ihn angespuckt, so sehr verabscheute ich ihn und Deva in diesem Moment. Jetzt wusste ich, dass Liebe und Hass tatsächlich nah beieinanderlagen. Sie wohnten hinter derselben Tür – in meinem Herzen.
    Zeno seufzte. »Du hast es immer noch nicht verstanden! Niemand stellt sich gegen mich. Nick und du, ihr habt keine Chance. Man wird uns nicht das Geringste nachweisen können, auch das mit Nick nicht. Selbst wenn die Bullen hier alles durchsuchen!«
    Mir fiel Lukas ein, wie er vorhin aus Devas Haus gehuscht war und Zeno zugenickt hatte. Dieses Nicken musste wohl geheißen haben, Lukas hatte irgendetwas getan, das Zeno und Deva schützen würde. Das Notebook und die Kamera fielen mir ein. »Ihr habt Beweise verschwinden lassen, stimmt’s?«
    Zeno schwieg, aber das triumphierende Blitzen in seinen Augen bestätigte meine Vermutung. Also darum hatte er die ganze Zeit so gelassen gewirkt. Wenn Lukas den Laptop irgendwo da draußen in den Fließen oder im Moorsee versenkt hatte, war er in dem riesigen Gebiet des Spreewalds wahrscheinlich selbst für die Polizei kaum auffindbar. Wahrscheinlich würde die Kommune tatsächlich ungeschoren davonkommen. Dann konnten sie nach einiger Zeit auch das lädierte Gerät in aller Ruhe aus seinem Versteck holen und irgendwo verschrotten, wenn Gras über die Sache gewachsen war.
    Meine Beine zitterten vor Müdigkeit, der Zorn hielt mich jedoch wach. Wer weiß, ob sie nicht auch den bewusstlosen Nick irgendwo versenkt hätten, wäre die Polizei nicht schneller als erwartet aufgetaucht. So wie Mia. Würde die Polizei sie je finden? Bei dem Gedanken bekam ich Gänsehaut.
    »Sie kommen jetzt auf jeden Fall erst einmal mit aufs Revier. Wir brauchen Ihre Aussage«, wandte sich Wiesmüller an Zeno.
    Der wollte widersprechen, aber der Blick des Polizisten hielt ihn davon ab. Also zuckte Zeno nur die Schultern und nickte. Flankiert von zwei Beamten wollte er gerade in den Wagen steigen, als auf einmal ein Schrei ertönte.
    »Stopp!« Eine massige Gestalt schälte sich aus der Dunkelheit und stürmte auf Wiesmüller zu. Verblüfft erkannte ich Urs. Wo kam der denn her? Die Beamten schienen sich dieselbe Frage zu stellen, denn sie musterte den aufgelösten Jungen befremdet.
    »Was ist denn nun schon wieder?«, meckerte Wiesmüller. »Erst passiert hier monatelang überhaupt nichts, dann kommt erst eine gesuchte Ausreißerin aufs Revier, danach finden wir einen betäubten Jungen – fehlt nur noch, dass jetzt die gesuchte Wasserleiche hier auftaucht!«
    Krass, dachte ich. Anscheinend waren seine Nerven durch die durchwachte Nacht und die Ereignisse in der Oase auch nicht mehr die stabilsten.
    In diesem Moment sagte Urs laut und deutlich: »Sie dürfen Zeno nicht mitnehmen. Ich war das mit Mia. Ich bin schuld.«
    Vor Verblüffung vergaß ich, Luft zu holen. Wieso gestand Urs den Mord? Natürlich musste er immer

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