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Mops und Möhren

Mops und Möhren

Titel: Mops und Möhren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Porath
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zum Lachen zumute wäre. Sein Mund unterhalb eines gewaltigen Schnauzbartes, den er gut und gern von einem Seehund entliehen haben könnte, entspannt sich erst, als Chris die beiden Hunde am Halsband schnappt. Beide geben sofort Ruhe, strecken sich aber so weit nach vorn, bis sie synchron würgen. Der Mann hält das rote Klemmbrett wie ein Schutzschild vor sich.
    »Die wollen sie nur mal beschnuppern«, sage ich und öffne das Gartentor.
    »Ich hab’s nicht so mit Hunden«, murmelt der Mann und betritt vorsichtig, als würde er bei einem Minensuchtrupp arbeiten, unseren Garten. Dann hält er aber brav still und lässt die Hunde mit ihren feuchten Nasen an seine Hosenbeine ran. Die haben ziemlich schnell das Interesse verloren und trollen sich zum Grill. Verständlich – eine echte Bockwurst ist weitaus attraktiver als eine Polyesterhose mit einzementierter Bundfalte. In Mausgrau.
    »Hünken«, sagt der Mann und streckt mir die Hand hin. »Klaus Hünken.«
    »Böhme«, antworte ich und schlage ein. Die Hand ist erstaunlich rau und der Händedruck fest. »Tanja Böhme.«
    Chris und Rolf winken vom Grill aus, vor dem sie jetzt knien.
    »Meine Wurst bitte noch drauf lassen«, rufe ich. Ich mag Bockwurst am liebsten, wenn sie kurz vor dem Verkohlen ist. Nur dann ist sie knackig genug.
    Klaus Hünken räuspert sich und knispelt an seinem Klemmbrett. »Das ist aber nicht so gut für den Rasen«, sagt er schließlich leise. »Also, ich mein, wenn da Glut rausfällt«, setzt er nach. »Sie sollten sich einen guten Grill besorgen, ich hab da Beziehungen … «
    Ich nehme das als Stichwort. »Wollen Sie auch eine Wurst?«, frage ich. Der sehnsuchtsvolle Blick unseres Besuchers ist mir nicht entgangen, und dem strammen Bäuchlein nach zu urteilen, das sich unter einem karierten Hemd über die Polyesterhose wölbt, ist Herr Hünken kein Kostverächter.
    »Ach, das wäre nett«, sagt er prompt. »Aber ich will nicht stören … «
    »Sie stören doch nicht«, sagt Chris und drückt Herrn Hünken eine Dose Bier in die Hand. Dann bugsiert er ihn zum Tisch, wo Rolf eben einen vierten Lillifee-Teller aufdeckt.
    »Mensch, das ist der neue Vorsitzende«, raunt Chris mir zu. »Ein ganz harter Hund, mit dem müssen wir uns gut stellen.« Ich verstehe zwar nur Bahnhof, nicke aber ergeben. Wenn wir uns gut stellen müssen – warum auch immer? – dann stellen wir uns eben gut. Schließlich steht nicht mein Name unter dem Pachtvertrag für die Parzelle.
    »Was ist denn mit Emmi und Paul?«, will ich von Chris wissen. Aber der zuckt nur mit den Schultern. Komisch. Letztes Jahr waren die Wuchtbrumme und ihr im Leben außerhalb der Gartenkolonie am liebsten in Lack und Leder gekleideter Sklave noch stolze Inhaber des Postens der Kolonievorsitzenden. Was aus den beiden wohl geworden ist? Ich für meinen Teil bin nicht wirklich traurig, dass Klaus Hünken in Emmis Fußstapfen getreten ist, schließlich erinnert mich die bloße Nennung ihres Namens an ein ganz dunkles Kapitel meiner jüngsten Vergangenheit. Während ich meiner Bockwurst beim Rösten zusehe und nebenbei versuche, Earl davon abzuhalten, sich seine Wurst sofort vom Grill zu ziehen, muss ich an jenen Tag denken, als ich pleite wie der Gesundheitsminister auf das Inserat angerufen hatte, in dem eine Empfangsdame gesucht wurde. Der ausschreibende Betrieb war ein Puff, Emmi die Inhaberin und Paul, im Schrebergarten stets korrekt in Jeans gekleidet, kroch mir förmlich in Sklavenhaltung entgegen. Dass die beiden bei so einem anstrengenden Arbeitsalltag Entspannung im Garten suchten, fand ich verständlich. Andererseits – ich hatte ehrlich gesagt keine Lust, bei Emmis Anblick ständig an mein Beinaheleben als Hure zu denken.
    Auf der Terrasse der Laube haben sich die Herren ausgiebig miteinander bekannt gemacht, ehe meine Wurst den perfekten Röstgrad erreicht hat. Als ich schließlich dazukomme, haben alle die erste Wurst gegessen, vom Kartoffelsalat ist nur noch die Hälfte übrig und auch der Biervorrat schwindet erstaunlich schnell. Muss einen guten Zug draufhaben, der Herr Hünken.
    »Klaus«, sagt der, als ich mir Ketchup auf den Pappteller klatsche. »Sagen Sie doch alle Klaus zu mir. Wir sind hier in der ›Wonne‹ alle per Du.«
    »Gern«, flötet Chris und schöpft seinem neuen Freund gleich noch mal Salat nach. Schleimer.
    Wortlos strecke ich ihm meinen Pappteller hin. Chris kratzt den letzten Rest Kartoffelpampe aus dem Plastikeimerchen. Ein winziges Häufchen klatscht

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