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Mops und Möhren

Mops und Möhren

Titel: Mops und Möhren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Porath
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davon. Rolf kann sich ein Grinsen nicht verkneifen, und ich muss mich in einen Hustenanfall flüchten, um meinen Lachkoller zu kaschieren. Himmel! Fehlt nur noch, dass Hünken uns erzählt, welche Farbe die Mützen unserer Gartenzwerge haben dürfen.
    »Ach ja, eines noch«, sagt Klaus und räuspert sich. »Gartenzwerge sind grundsätzlich erlaubt, aber bitte nur solche, die die Würde der Nachbarn nicht verletzen.« Als Rolf ihn fragend anstarrt, wird Hünken rot um die Nase. Sein Zinken könnte in dem Zustand als Zwergenmützchen durchgehen. Mein Lachkoller verstärkt sich, als Hünken mit gequältem Gesichtsausdruck für den Bruchteil einer Millisekunde einen Stinkefinger sehen lässt. »Solche halt.«
    Ich kann nicht mehr und flüchte mich auf das Bio-Campingklo, das hinter der Laube unter einem kleinen Dachvorsprung steht, vor neugierigen Blicken durch zwei mächtige Koniferen geschützt. Als ich wiederkomme, haben Earl und Mudel sich rechts und links von Mister Polyesterhose auf dem Boden zusammengerollt. Verräter.
    »Sag mal, Klaus, wieso ist denn die Emmi nicht mehr da?«, frage ich und fixiere unseren Gast. Das Licht wird allmählich schwächer, und langsam wird es auch kühl. Zeit für den Feierabend, denke ich.
    »Na ja, es gab da … gewisse Probleme.« Wieder leuchtet Klaus’ Nase wie die von Rudolf, dem Rentier. Chris und Rolf sammeln die Pappteller ein und verstauen sie in den nun leeren Einkaufstüten. Earl legt den Kopf schief, registriert aber schnell, dass hier nichts Fressbares mehr abfällt, und sinkt erneut in den Schlaf. Klaus beugt sich näher zu mir und flüstert nun.
    »Paul ist eines Tages in einem schwarzen Lederanzug gesehen worden.« Klaus schnappt nach Luft. »Hier! In seinem Garten!«
    »Oookay«, sage ich gedehnt. Und hoffe, dass Hünken nie erfährt, dass ich sehr wohl weiß, was eine Domina und ihr Sklave so treiben.
    »Und die Emmi … also … « Das Sprechen fällt Klaus sichtlich schwer. Darum verlegt er sich auf das Gestikulieren. Er holt weit mit dem rechten Arm aus und simuliert einen Peitschenschlag. An dem Punkt, an dem die Ledergerte Pauls Sklavenhintern hätte treffen müssen, steht in unserem Fall eine halb volle Bierdose. Klaus trifft sie zielsicher. Mit Schwung. Die Dose kippt um, rollt über den Tisch. Die Bierlache platscht über den Rand und wird von Klaus’ Polyesterbeinkleid aufgesogen.
    »Mist«, sagt er leise. Dann steht er auf, schnappt sich sein Klemmbrett und reicht nacheinander meinen Jungs und dann mir die Hand. Meine hält er für meinen Geschmack einen Moment zu lang. Ich muss an Arne denken. Was der wohl gerade macht? Ob er in den Dünen sitzt, über die Nordsee starrt und Sehnsucht hat?
    »Wie gesagt, wir sind eine ehrenwerte Kolonie und mit solchen Sauereien wollen wir nichts zu tun haben«, sagt er zum Abschied. Ich starre meine Jungs an, die synchron mit den Augen rollen.
    »Im Pachtvertrag steht nicht, dass man nicht schwul sein darf«, flüstere ich ihnen zu, als Klaus – mit leichter Schlagseite, aber immer noch mit festem Schritt – über den Rasen geht. Am Gartentor dreht er sich noch mal um.
    »War ein schöner Mittag«, ruft er und winkt. Wir winken zurück. »Und wegen des Grills … also, ich hab da gute Beziehungen!«
     
    Chris und Rolf haben sich eben zu einem sonntäglichen Mittagsschlaf zurückgezogen – es regnet, also fällt der Garten ins Wasser–, als das Handy in voller Lautstärke ›Die Schlümpfe‹ intoniert. ›Doktor Schiwago‹ wär mir lieber gewesen, denn das ist Arnes Rufmelodie. Dann hätte ich mir noch einen Kaffee aus der Saeco gezapft, mich samt Earl und Mudel auf die Couch gekuschelt und nach Langeoog geflirtet. ›Die Schlümpfe‹ gehören leider zum Rettungswagen. Eigentlich sollte die Rufnummer umgeleitet werden, wenn Arne nicht da ist. Als Helferin allein darf ich nicht ausrücken. Ich ahne, wer dran ist … und richtig: Frau Jirak.
    »Die Alice hustet«, sagt Helene Jirak, noch ehe ich meinen Namen nennen kann. »Glaube ich jedenfalls.«
    »Frau Jirak, Herr Fuchs ist nicht da, er ist auf einer Fortbildung«, sage ich. Sie kann sich ja denken, wer dran ist, also spare ich mir meinen Namen.
    »Sind Sie das, Frau Böhme?« Bingo. Bin ich.
    »Ja, aber wie gesagt, der Herr Doktor ist nicht da.« Ich spreche langsam. Sehr langsam. Vielleicht versteht sie mich dann.
    Schweigen am anderen Ende. Dann raschelt es. Es gibt einen lauten Knall, der mein Trommelfell zum Schwingen bringt. Dann raschelt es

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