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Mops und Möhren

Mops und Möhren

Titel: Mops und Möhren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Porath
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sind denn deine Eltern?«, frage ich.
    »Arbeiten«, sagt Nina und löst sich langsam aus der Umklammerung. Ich pfriemele ein Tempo aus der Hosentasche. Hicksend und schnäuzend schaut das Mädchen mich an. Erst jetzt bemerke ich die Sommersprossen auf ihrer Nase. Die Zahnspange sehe ich, als sie lächelt, ein kleines bisschen jedenfalls.
    »Hilfst du mir?«, sagt Nina. »Ich kann das nicht.« Mit dem Kopf deutet sie zum Käfig.
    »Klar. Hast du eine Schachtel?«
    »Ich glaube schon«, sagt Nina. Gemeinsam gehen wir in der Wohnung auf die Suche. Eine halbe Stunde später ist aus einem Schuhkarton – Deichmann, Sandalen Größe 33 – , etwas Watte, Krepppapier und dem Einsatz von zwei kompletten Prittstiften ein ansehnlicher Sarg geworden. Wir arbeiten schweigend, Nina klebt, ich schneide. Zum Schluss malt sie mit Edding den Namen der Ratte auf den Deckel.
    Dann gehen wir zurück ins Kinderzimmer. Ich öffne den Käfig und greife nach der Ratte. Mich schaudert, als ich das kalte, steife Tier in die Hand nehme. Kikis Schwanz ist so steif wie der Rest der Ratte und schwebt grotesk geringelt in der Luft.
    »Darf ich?«, fragt Nina leise. »Streicheln, meine ich. Oder nicht?«
    »Warum solltest du Kiki nicht streicheln dürfen?« Ich kämpfe gegen einen leichten Brechreiz an. Der nackte Rattenschwanz wippt sinnlos in der Luft.
    »Mama sagt, tote Tiere sind giftig.«
    »Das stimmt nicht«, antworte ich.
    »Ja, aber das Leichengift?«
    »Das gibt es nicht, Nina, trotzdem solltest du keine toten Tiere anfassen, die du auf der Straße findest. Bei Kiki ist das aber etwas anderes.«
    Ich hoffe, dass Nina sich schnell überwindet. Es gibt Schöneres, als mit einer toten Ratte in der Hand da zu stehen. Vorsichtig streckt das Mädchen die Hand aus. Mit dem Zeigefinger streicht sie langsam, als könnte der Kadaver zerbrechen, über das weiße Fell.
    »Sie ist immer noch ganz weich«, sagt Nina. Dann nickt sie mir zu und zieht die Hand zurück. Ich lege die Ratte in den Pappsarg. Nina schließt den Deckel.
    »Tschüss, Kiki«, flüstert sie. Zwei dicke Tränen kullern ihr über die Wangen. Noch einmal streicht sie über den Deckel.
    »Und jetzt?«
    Ja, Nina – gute Frage. Und jetzt? Was macht man bei einer Beerdigung? Ich kann doch dem Mädel nicht erzählen, dass ich die tote Ratte zur Kläranlage fahre, wo ein für Tierärzte zugänglicher Kühlraum ist, aus dem immer dienstags und freitags ein Spezialtransport die Kadaver von Hund, Katze, Reh oder Karnickel abholt. Um sie zur Verbrennungsanlage zu karren. Meine Gedanken rasen.
    »Ich denke, wir sollten Kiki begraben«, höre ich mich sagen.
    »Wir schmeißen sie nicht in den Müll?«
    Wie bitte? Das sagt eine Elfjährige zu mir?
    »Wie kommst du denn darauf?«, frage ich. Nina zuckt mit den Schultern.
    »Papa hat Obelix, das war mein Hamster, unten im Hof in die Biotonne gemacht.« Okay. Papa ist bestimmt Beamter.
    »Was arbeitet denn dein Papa?«
    »Der ist bei der Stadt. Stadtbauamt, glaube ich.« Alles klar. Keine weiteren Fragen.
    »Weißt du was, Nina, ich habe da eine Idee.«
    Eine halbe Stunde später steht die kleine Trauergemeinde in Parzelle 42: Chris und Rolf sind mitgekommen. Meine Schätze hatten nichts dagegen, dass ich einen toten Nager neben der Laube zur letzten Ruhe betten will. Im Gegenteil: Chris hat in aller Eile aus dem Efeu aus dem Balkonkasten und ein paar Stoffblüten einen winzigen Kranz gebunden. Und dabei feucht schimmernde Augen bekommen.
    Mudel und Earl müssen im Auto warten. Wir wollen ja nicht, dass die Hunde direkt auf die Spur gelotst werden und die Ratte nach der Bestattung als Zwischenmahlzeit wieder ausbuddeln. Dafür ist Klaus Hünken da. Ihn haben wir auf dem Parkplatz getroffen. Eigentlich wollte er eben nach Hause fahren, aber als er hörte, in welcher Mission wir da sind, hat er sich dem Trauerzug sofort angeschlossen.
    »Eigentlich ist das ja nicht erlaubt, tote Tiere im eigenen Garten zu begraben«, raunt Klaus mir zu, als Chris und Rolf mit Handspaten ein Loch ausheben. Den Platz hat Nina ausgewählt: zwischen dem Rosenbeet – oder dem, was einmal eins werden soll – und dem Holunderbusch. Von der Terrasse aus werden wir so einen Blick auf Kikis letzte Ruhestätte haben.
    »Steht darüber was in der Gartenordnung?«, raune ich zurück. Klaus kratzt sich am Kopf.
    »Eigentlich … nicht, dass ich wüsste.«
    »Siehste, und so ein bisschen Ratte ist ja auch gar kein ganzes Tier.«
    »Wo du recht hast. Übrigens, ein alter

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