Mops und Möhren
Lockenstab sei Dank, und meine Problemzonen verschwinden unter einer leichten Tunika, durch deren dünnen Stoff man den dunkelblauen BH erahnen kann. Und auch Rolf trug sein Scherflein bei: Er führt Chris aus. Erst zum Thai am Marktplatz, dann ins Kino. Selbst die beiden Hunde ziehen sich auf ihre Kuschelkissen zurück und schnarchen in trauter Zweisamkeit. Und ich? Ich tigere von der Küche – Zigarette rauchen – zum Fenster – Ausschau halten – zum Klo – nervöse Blase – und zurück. Und sehe dabei verdammt sexy aus.
Bis es so weit war, hatten Chris und Rolf allerdings ein heftiges Stück Arbeit vor sich. Ich weiß nicht, woher sie es wissen – aber Pickel kommen immer genau dann, wenn ich etwas vorhabe. Und zwar nur dann. Pünktlich zu Arnes Rückkehr wird meine Nase von einer prachtvollen Pustel gekrönt, die mich beim ersten morgendlichen Blick in den Spiegel anlacht.
»Chris!«, brülle ich durch die noch stille Wohnung. »Chrihihiiiis! Komm schnell!« Earl fängt an zu bellen und Mudel stimmt jaulend mit ein. Ich starre entsetzt auf mein Spiegelbild, als Chris, bekleidet nur mit Boxershorts, mit zerstrubbeltem Haar und einer prächtigen Morgenlatte in die Küche stürzt.
»Was ist passiert?«, keucht mein Mitbewohner und reibt sich den Schlaf aus den Augen. Zwei Millisekunden später steht Rolf hinter ihm. Ohne Morgenlatte und ohne Shorts. Wären die Jungs nicht schwul und würde ich nicht aussehen wie eine Hexe, ich könnte glatt in Versuchung geraten.
»Da«, hauche ich stattdessen und deute auf meine Nase. »Ein Pickel.«
»Du spinnst.« Rolf gähnt und macht auf der Hacke kehrt. »Ich gehe wieder ins Bett.«
»Du spinnst echt«, sagt auch Chris. Aber er bleibt. Wie der Pickel, der rot und pulsierend auf dem linken Nasenflügel prangt. Chris starrt mich an, fixiert den Pickel und greift dann zur Zahnpasta-Tube. Er quetscht etwas Paste auf seinen Zeigefinger und schmiert sie dann auf meine Nase. Sofort steigt mir der frische Minzegeruch ins Riechorgan.
»Das trocknet aus«, sagt mein Retter und schlurft zur Kaffeemaschine. Ich starre in den Spiegel.
»So kann ich doch nicht … «, lamentiere ich. Chris, der mittlerweile die Zutaten für das Frühstück aus dem Kühlschrank klaubt, seufzt.
»Musst du auch nicht, Prinzessin, Onkel Chris startet nachher sein Schönheitsprogramm.« Ich atme erleichtert auf: Meine Jungs, insbesondere Chris, haben Zauberhände. Schon einmal hat ihr Werk wahre Wunder gewirkt. Dank der Hilfe meiner Jungs sah die kleine Tanja aus wie ein Vamp, dem Arne nicht widerstehen konnte. Seit dem sind der nette Tierarzt und ich ein Paar.
Chris bugsiert mich zum Tisch, platziert dampfenden Kaffee und eine Schüssel Müsli vor mir.
»Essen!«
»Jawohl, mein Herr und Gebieter«, antworte ich. Chris schält eine Banane und schnippelt sie in mein Müsli. Er wäre eine gute Mutter, denke ich.
»Heute ist also der große Tag, der Herr Doktor kehrt in den Heimathafen zurück«, sinniert mein Gegenüber und schlürft an seinem Kaffee.
»Ich hoffe doch sehr, dass er kein Beiboot dabei hat«, sage ich mit vollem Mund. Eine Haferflocke flutscht über meine Lippen und landet auf der Tischdecke. Rolf mag Tischdecken. Und weil er sie selbst bügelt, darf er sie auch benutzen. Ich hab’s ja nicht so mit dem Dekokram. Schon gar nicht, wenn der Arbeit macht.
»Eifersucht ist eine Leidenschaft … «, beginnt Chris.
»… die mit Eifer sucht, blabla. Ja, ich weiß. Vielleicht würde es helfen, wenn wir eine gemeinsame Wohnung hätten.«
»Was du aber nicht willst, Tanja!«
»Nein, noch nicht. Für nichts in der Welt würde ich dich und Rolf aufgeben. Und so lange Arne mir nicht einen Ring an den Finger steckt, ziehe ich ganz gewiss nicht bei ihm ein.«
»Gebranntes Kind«, sagt Chris. Eine Weile schweigen wir. Ich weiß, dass auch er an Marc, den Arsch, denkt. Für den ich alles stehen und liegen ließ, bei dem ich wohnte, dem ich den Haushalt machte und der mich über Nacht gegen seine Sekretärin ausgetauscht hatte. Wegen der griffigeren Körbchengröße, nehme ich bis heute an. Die ihm aber ein Kind angehängt hat. Was mich, ich gebe es zu, mit Schadenfreude erfüllt.
»Wir würden dich auch nicht gehen lassen«, unterbricht Rolf schließlich die Stille. In einem nachtblauen Kimono schwebt er in die Küche, drückt mir einen Kuss auf die Wange und Chris einen auf den Mund. »Mit uns, Chérie, kann kein Kerl mithalten.« Rolf wackelt mit den Hüften und lässt seinen
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