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Mops und Möhren

Mops und Möhren

Titel: Mops und Möhren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Porath
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Knackarsch kreisen. Ich pfeife in bester Bauarbeitermanier. Sofort stürmen Earl und Mudel in die Küche.
    »Jetzt sind wir ja komplett«, sagt Chris.
    »Die wahrscheinlich schrägste WG der ganzen Stadt«, meine ich.
    »Mit der schönsten Frau«, sagt Rolf. Ich verdrehe die Augen.
    »Da hat dein Lover aber noch einiges zu tun, mein Lieber«, entgegne ich.
    »Lass den Onkel Chris mal machen«, kommentiert unser Mann fürs Feine. Und dann macht er: Während die Jungs die Spülmaschine einräumen und die Hunde mit Schinken füttern, stehe ich unter der in der Küche integrierten Dusche. Wir haben das ›Bad‹ optisch vom Ess- und Kochplatz abgetrennt – für unsere Besucher ist das gewöhnungsbedürftig, aber unsere WG kennt und will es nicht mehr anders. Wo sonst, wenn nicht in unserem schnuckeligen Altbau, kann man gleichzeitig Haare waschen, klönen und das Nudelwasser im Auge haben? Eben! Rolf spendiert zur Feier des Tages eine Portion seines aus London importierten Duschgels mit echter Minze. Genau den Frischekick braucht mein Body jetzt. Chris, der über eine Haarpracht verfügt, um die jede Frau ihn glühend beneidet, reicht mir sein heiß geliebtes Mango-Shampoo unter die Brause. Gemeinsam mit der Kokos-Spülung tut es wahre Wunder: meine Haare werden weich und fluffig. Und riechen unwiderstehlich. In meinem Zimmer steht auf dem kleinen Schminktisch – Erbstück von Tante Trude – die pervers teure Bodylotion von Jil Sander. Die massiere ich mir in die Haut. Und schreie Sekunden später vor Schmerzen: Das Zeugs brennt wie Feuer auf meinen eben unter der Dusche rasierten Beinen. Sofort wird die Haut rot wie die Feuerwehr, und an jeder einzelnen Haarwurzel entsteht ein fieses, rotes Pünktchen.
    »Hilfe!«, brülle ich. Earl kläfft und stürmt zwischen Rolfs Beinen hindurch ins Zimmer. Gefolgt von Chris und Mudel, die beide ähnlich ratlos schauen. Stumm zeige ich auf meine Waden.
    »Oh«, sagt Rolf.
    »Oha«, sagt Chris.
    »Aua!«, rufe ich. Der Mops umschwänzelt meine Beine und stupst mich mit seiner kühlen Schnauze an. Ich glaube, er mag den Kokosduft des Rasierschaums. Jedenfalls leckt er mit seiner schlabbrigen Zunge hingebungsvoll über die Pusteln. Linderung bringt das allerdings auch nicht.
    »Und jetzt?« Ratlos schaue ich meine Jungs an. Rolf zuckt mit den Schultern und starrt auf meine Beine. Chris kratzt sich am Kinn.
    »Wir legen erst mal kühle Handtücher drum«, beschließt er. Wenig später liege ich mit Wadenwickeln auf meinem Bett und bejammere mich – allerdings mit geschlossenem Mund. Mein Gesicht ist nämlich dick mit Quark bestrichen, und auf den Augen liegen Gurkenscheiben. Das hat schon Oma hübsch gemacht, also wird es auch bei Tanja Wunder tun. Mudel hat sich in meiner linken Armbeuge eingerollt und schnarcht leise. Earl schnarcht lauter – direkt auf meinem Bauch. Der Mops ist eine prima Wärmflasche. Ich höre, wie die Jungs meinen Kleiderschrank aufmachen. Wie sie Bügel hin- und herschieben. Sich leise beraten, ich höre, wie die Deckel von meinen Lippenstiften ploppen, wie Chris ob der einen Farbe schwärmt und Rolf die andere vorschlägt. Aus der Anlage im Flur wabert Lounge-Musik durch die Wohnung, und der Lärm der Autos, der durch das gekippte Fenster dringt, klingt wie Meeresrauschen. Meer. Langeoog. Arne. Langsam gleite ich in einen Schlummerzustand, aus dem Chris mich viel zu früh weckt, indem er die Gurkenscheiben von meinen Augen reißt. Sofort verschwindet das Gemüse in Earls Maul. Unser Mops ist ein prima Abfalleimer. Der Hund frisst alles – vom Salatblatt bis hin zum Pappteller.
    Die Pusteln an meinen Waden sind bedeutend kleiner geworden. »Unter einer schicken Strumpfhose sieht man das nicht«, meine ich. Chris tippt sich an die Stirn.
    »Strumpfhose? Geht’s noch? Hey, halterlose Strümpfe, was anderes kommt heute nicht an deine Beine!«
    »Ich hab aber keine.«
    »Hast du wohl!« Rolf schwenkt eine Papiertüte in der Hand. Das Logo ist vom teuersten Dessousladen der westlichen Hemisphäre. »Und die passenden Stöffchen hast du auch.« Rolf schüttet den Inhalt der Tüte, deren Design allein ein Vermögen gekostet haben muss, auf meinen Bauch.
    »Eine kleine Spende deiner Mitbewohner«, sagt Chris und streicht über das bisschen Stoff, das wohl ein Tanga sein soll. Außer einer Schnur und einem Hauch von lila Spitze besteht das Höschen aus Luft – und die hat mit Sicherheit so viel gekostet wie ein Vier-Gänge-Menü für eine Großfamilie.
    »Wow«,

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