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Mops und Möhren

Mops und Möhren

Titel: Mops und Möhren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Porath
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nicht zu beschädigen. Ich sauge einen großen Schluck Listerine in den Mund, spüle und gurgele und versuche, die blaue Flüssigkeit anschließend so auszuspucken, dass die meine geschminkten Lippen nicht berührt. Es geht, sieht aber garantiert aus wie ein Kugelfisch, der Seifenblasen macht. Kaum habe ich den Deckel zurück auf die Flasche geschraubt und mich vergewissert, dass das Lipgloss noch immer da ist, wo es sein soll, fällt mein Blick auf den Küchentisch. Neben einem Marsriegel liegt ein Päckchen Kaugummi und ein Zettel mit Chris’ Handschrift: »Für nach der Zigarette.«
    Den Kaugummi lasse ich links liegen und verziehe mich samt Schokoriegel zu meinem Beobachtungsposten am Fenster. Kein Arne. Ich seufze, reiße das Papier ab und nehme einen großen Bissen. Wie immer – ich hätte es wissen müssen! – bröckelt ein Stück Schokolade ab und landet auf meinem linken Busen. Bei dem Versuch, die Schokolade herunterzuklauben, arbeite ich sie mit zitternden Fingern in den Stoff ein. Diesen Fleck kann ich durch geschicktes Drapieren niemals verbergen! Ich überlege gerade, ob ich irgendwo in meinem Fundus eine Brosche habe, die ich über den Fleck pinnen könnte, als die Türklingel losrattert. Ich erstarre zur Salzsäule. Das Mars flutscht mir aus der Hand und landet mitten auf dem Bettvorleger.
    »Ich hab keine Zeit«, brülle ich und bücke mich nach der Schokolade. Der sündteure Seidenslip kneift in meiner Pofalte. Wieder rattert die Bimmel.
    »Jetzt nicht!«, brülle ich und hoffe, dass Frau Otto oder die olle Stiller nicht taub sind und sich verziehen. Eine Else Kling kann ich im Moment wirklich nicht gebrauchen. Scheinbar ist der Besucher doch taub, denn es schellt schon wieder.
    »Himmelarschundzwullich!«, brülle ich und reiße die Haustür auf. Vor mir steht – Arne.
    »Ich dich auch«, ruft er und breitet die Arme aus. Ich lasse meine sinken und starre ihn an. Mein Mund öffnet sich. Schließt sich. Und sagt dann: »Was machst du denn hier?«
    »Dich in den Arm nehmen«, kommt als Antwort. Und ehe ich irgendetwas denken kann, tut er genau das. Meine Knie werden weich, als Arne seine Arme um mich schlingt und mir einen Kuss in die Halsbeuge haucht. Ich habe Gänsehaut und seufze wohlig, atme Arnes Geruch ein und genieße.
    »Ich hab dich vermisst«, flüstert er.
    »Ich dich auch.«
    Ich schlinge meine Hände um Arnes Nacken. Meine Lippen berühren die kleine Kuhle an seinem Hals, in der ich am liebsten versinken würde. Ich hauche ihm einen Kuss aufs Ohrläppchen. Meine Hände wandern ohne mein Zutun zu seinem Hintern. Meine Herren, ist der knackig! Ich kneife voller Wonne in den allerwertesten aller Allerwertesten.
    »Ah, Tanja … «, macht Arne. Das Ah klingt aber nicht nach einem wohligen Seufzen. Es klingt eher wie ein Ah, das jemand macht, der gerade ein Schamhaar in seiner Suppe gefunden hat. Ein fremdes Schamhaar. Meine Nackenhaare stellen sich auf. Und das nicht, weil ihnen wohlig wäre. Eher haben sie die Alarmglocke gehört. Arne schiebt mich ein Stück von sich weg und damit in den Flur der WG zurück.
    »Was ist?«, frage ich. Arne starrt auf mein Shirt. Sein Blick ruht definitiv nicht auf dem Fleck, sondern auf meinem Ausschnitt. Oder eher darin. Ein bisschen Sehnsucht kann ich erkennen, aber die passt nicht zu Arnes Gesichtsausdruck. Der hat nämlich was von begossenem Pudel.
    »Ist jetzt vielleicht schlecht«, flüstert er und zuckt entschuldigend mit den Schultern. »Da ist … noch wer.«
    Wer das ist, sehe ich eine Millisekunde später: eine Frau. Sie lugt hinter Arnes Rücken vor und legt meinem (!) Liebsten die Hand auf die Schulter.
    »Hi«, sagt sie.
    »Hi«, sage ich und dehne das ›i‹ bis zum Anschlag. Das gibt mir die Gelegenheit, die Frau von oben bis unten zu betrachten: Sie ist kleiner als ich, aber auch nur halb so breit. Unter der taillierten Jacke zeichnet sich ein gigantischer Busen ab. Schwarzglänzende Locken umrahmen ein Puppengesicht, zu dem stahlblaue Kulleraugen, eine Stupsnase und ein Schmollmund gehören. Sie ist, kurz gesagt, ekelhaft hübsch.
    »Das ist Sandra«, sagt Arne. Mein Magen droht sich umzustülpen. Nach außen. So muss sich ein Tiefschlag anfühlen, den Klitschko persönlich gelandet hat.
    »Sie wohnt erst mal bei mir«, sagt Arne. Meine Knie geben nach. Ich kralle mich an der Tür fest. Klitschko schickt mich auf die Matte. Und ich die Tür zurück ins Schloss. Mit Schmackes.
    »Tanja!« Arne klopft gegen die Tür, hinter der ich

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