Mops und Möhren
Abendessen«, befiehlt Rolf. »Dann gibt’s Würstchen.« Der Mops stolziert beleidigt zum Rosenbeet und hebt das Bein gegen den Lavendel. Dabei sieht er uns so pikiert an, dass wir lachen müssen.
Nach drei Tagen ausruhen, Halstabletten und Pflege durch meine drei Männer geht es mir wieder so gut, dass ich mit Arne Dienst schieben kann. Wird auch Zeit, mir ist langsam die Decke auf den Kopf gefallen zu Hause. Und Schrebergarten bei Nieselregen macht keinen Spaß. Ich hatte mittlerweile die komplette Staffel ›Friends‹ durch und die Hälfte von ›Six feet under‹. Ich genieße es, den ganzen Tag mit meinem Liebsten zu verbringen. Mit ihm Hand in Hand zu arbeiten – und auch mal Händchen halten oder zwischen zwei Einsätzen einen Kuss zu stibitzen. Nach einer nierenkranken Katze, die wir leider nur noch erlösen konnten, einem brütenden Wellensittich und drei Hunden – verstauchtes Vorderbein nach Treppensturz bei einem Dackel, einem Mischling, der eine halbe Packung Schnapspralinen gefressen und mit medikamentöser Hilfe wieder ausgekotzt hat, und einem Pudel, dem nichts fehlt, dessen Frauchen aber endlose Langeweile hat – sehen wir noch nach einer Landschildkröte, die sich nicht bewegt, weil der Heizstrahler im Terrarium nicht richtig eingestellt war, und machen uns dann zufrieden und mit einem gut gefüllten Rechnungsblock auf den Heimweg.
Earl und Mudel erwarten uns schon an der Wohnungstür. Der Mops beschnüffelt erst einmal ausgiebig unsere Schuhe und Hosenbeine, während Mudel wild kläffend an uns hochspringt. Für die Hunde müssen wir riechen wie eine Tageszeitung.
»Hey, nicht so stürmisch!«, lacht Arne und knuddelt Mudel erst einmal ordentlich durch, während ich Earl ein paar Schmuseeinheiten verpasse, die der Mops grunzend kommentiert.
»Oh wie nett!«, ruft Arne, der mit Mudel in die Küche gegangen ist.
»Was denn?«, will ich wissen und nehme Earl auf den Arm. Der Mops leckt mir übers Gesicht, was meinem Make-up nicht guttut, mich aber zum Lachen bringt.
»Schau selbst«, sagt Arne. Ich folge ihm in die Küche. Earl bellt leise – von meinem Arm aus hat er einen super Blick auf den gedeckten Kaffeetisch. ›Sind im Garten‹ steht auf einem Zettel, der an einem Marmorkuchen lehnt, von dem offensichtlich schon vier Stücke fehlen.
»Meine Jungs«, sage ich voller Stolz. Arne scheucht Mudel unter den Tisch, stellt zwei Kaffeetassen unter die Saeco und brüht uns Kaffee. Earl reckt seinen kurzen Hals, und ich sehe dem Mops an, dass er jetzt am liebsten auf den Tisch springen und den Kuchen fressen würde.
»Nix da, Dicker, geh zu deinem Sohn«, befehle ich dem Mops und stelle ihn auf den Boden. Earl ist sichtlich beleidigt, nimmt aber trotzdem seine Bettelposition zu meinen Füßen ein. Ich setze mich, ignoriere den Hund, streife die Sneakers von den Füßen und schneide zwei Stück Kuchen ab. Als der Kaffee durchgelaufen ist, gesellt sich Arne zu mir. Wir mampfen schweigend jeder zwei Stück Marmorkuchen. Dann muss ich gähnen.
»War’s zu anstrengend heute?«, fragt Arne besorgt. Ich schüttele vehement den Kopf.
»Nein, das passt schon«, lüge ich. Ich will nicht, dass er mich für eines dieser schwachen Hascherl hält, die ein kleiner Schnupfen aus der Bahn wirft. Mein Schatz nickt beruhigt.
»Warte mal«, sagt er dann, geht in mein Zimmer und kommt mit seinem Laptop wieder. Dort hat er gestern noch die aktuellen Rechnungen eingetippt. Eigentlich wäre das mein Job, aber ich war einfach zu müde und habe mich vom Klappern der Tasten in den Schlaf lullen lassen. Und von Arnes stockender Erzählung, was Sandras Date mit dem Anwalt angeht. Männern muss man ja grundsätzlich alles aus der Nase ziehen, aber nach einer halben Stunde wusste ich dann, dass die beiden offensichtlich einen netten Abend zusammen hatten. Bernd hatte Sandra das Teehaus gezeigt, danach waren die beiden im Höhenpark am Killesberg bummeln und haben sich im Biergarten ein Eis schmecken lassen. Die Frage, ob sie sich auch geküsst hatten, konnte mein Liebster allerdings nicht beantworten. DAS wäre für mich die eigentliche Botschaft gewesen und nicht die Tatsache, dass der Jurist einen Volvo fährt, eigentlich aus Leipzig stammt und kein Weizenbier mag. Männer …
Arne fährt den PC hoch und öffnet das Mailprogramm. Ein leises Pling kündigt an, dass er neue Nachrichten hat. »Werbung, langweilig, lese ich später«, murmelt Arne, während er sich durch den Posteingang scrollt. Dann ruft er
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